Die Vereinigten Staaten galten lange als das Land unbegrenzter Energie – billig, scheinbar endlos verfügbar. Doch dieser Mythos beginnt zu bröckeln. Immer mehr Amerikaner starren fassungslos auf ihre Stromrechnung: Der rasante Ausbau von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz treibt die Preise in die Höhe – und die privaten Haushalte zahlen die Zeche.
Vor allem in Metropolen wie New York, wo Klimaanlagen längst zum Alltag gehören, wird Strom zunehmend zum Luxusgut. Energieversorger fordern die Verbraucher inzwischen regelmäßig per App auf, den Verbrauch zu senken, um drohende Netzüberlastungen zu vermeiden.
Strompreise steigen rasant
Im Durchschnitt kostet eine Kilowattstunde Strom in den USA mittlerweile 18 Cent, rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. In einigen Bundesstaaten wie Missouri, North Dakota und New Jersey kletterten die Preise sogar um bis zu 38 Prozent. Besonders betroffen sind Regionen mit einer hohen Dichte an Rechenzentren.
Während die Energiepreise in Deutschland nach der Krise langsam wieder sinken, ist in den USA der gegenteilige Trend zu beobachten: Die Versorgungslage ist angespannt, neue Kapazitäten entstehen zu langsam – und der Strombedarf wächst unaufhaltsam.
Rechenzentren als Stromfresser
Haupttreiber sind die gigantischen Serveranlagen, die für den Betrieb und das Training von KI-Systemen nötig sind. Große Technologieunternehmen investieren allein bis Ende kommenden Jahres rund 737 Milliarden US-Dollar in neue Rechenzentren. Diese Anlagen verbrauchen so viel Energie wie ganze Städte – und laufen rund um die Uhr.
Die Folge: Das Stromangebot hält mit der Nachfrage nicht Schritt. In einzelnen Regionen hat sich der Erzeugungspreis in nur einem Jahr verneunfacht. Netzbetreiber geben die Mehrkosten direkt an die Endkunden weiter. Besonders absurd: Je näher ein Haushalt an einem Rechenzentrum liegt, desto höher fällt seine Stromrechnung aus – laut einer Analyse zahlen Anwohner dort inzwischen bis zu 267 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.
Politische Sprengkraft
Die Wut der Bürger wächst. In mehreren Bundesstaaten – darunter Virginia und New Jersey – fordern Politiker inzwischen eine Abgabe für Rechenzentrumsbetreiber, damit diese sich an den steigenden Kosten beteiligen.
Zugleich warnen Energieversorger, dass in Spitzenzeiten Privathaushalte gedrosselt oder vom Netz getrennt werden könnten, um den Stromhunger der KI-Industrie zu stillen. Einige Staaten erwägen bereits gesetzliche Regelungen, die Rechenzentren Vorrang bei der Versorgung einräumen würden.
Fazit
Was einst als technologischer Fortschritt gefeiert wurde, entwickelt sich in den USA zunehmend zur sozialen Belastungsprobe. Der Wettlauf um die leistungsfähigste Künstliche Intelligenz bringt nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern auch eine neue Form der Energiekrise.
Wenn Strom künftig rationiert werden muss, wird aus dem amerikanischen Traum von unbegrenzter Energie ein teures Erwachen – und die glitzernde Skyline von New York könnte bald mehr Symbol für Überlastung als für Überfluss sein.
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