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Eingefrorene Chancen – Österreich taut langsam auf

Daniel_B_photos (CC0), Pixabay
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Es hat gedauert, aber jetzt taut auch die Justiz auf: Der Verfassungsgerichtshof hat das Verbot des Einfrierens von Eizellen ohne medizinischen Grund aufgehoben.
Ab 2027 dürfen Frauen also endlich selbst entscheiden, ob sie ihre biologische Uhr kurz anhalten möchten – zumindest so lange, bis der Gesetzgeber eine neue Bürokratie dafür einfriert.

Der Grund: Das alte Gesetz war „unverhältnismäßig“. Oder, in einfachen Worten: der Staat hatte sich ein bisschen zu sehr eingemischt in die Eierfrage.


Fortpflanzungsgesetz trifft auf 2025

Das bisherige Gesetz stammt aus einer Zeit, in der Handys Antennen hatten und Männer noch dachten, Fruchtbarkeit sei allein Frauensache.
Nur wer ein medizinisches Problem hatte, durfte bisher Eizellen einfrieren.
Wer dagegen einfach nur Karriere, Studium oder den falschen Partner hatte – Pech gehabt.

Jetzt erkennt das Höchstgericht, dass der Wunsch, irgendwann Kinder zu haben, Teil des Privatlebens ist.
Ein Grundrecht also.
Man staunt: Im Jahr 2025 muss ein Gericht daran erinnern, dass Frauen über ihren eigenen Körper entscheiden dürfen. Willkommen im Fortschritt, bitte nicht ausrutschen.


Ethische Probleme? Fehlanzeige

Der VfGH fand übrigens keine ethischen Probleme beim „Social Egg-Freezing“.
Keine Ausbeutung, keine moralischen Abgründe, keine Sorge – nur tiefgefrorene Hoffnung.
Das Einzige, was wirklich leidet, ist vielleicht der Stromzähler in der Kryobank.

Aber auch hier bleibt die EU-konforme Vorsicht: Altersgrenzen, Beratungspflichten, Formulare – es soll ja niemand aus Versehen übermütig werden mit seiner Selbstbestimmung.


Politik zwischen Pragmatismus und Panik

Die Bundesregierung hatte ursprünglich argumentiert, man wolle Frauen vor gesellschaftlichem Druck schützen.
Also: Wir verbieten euch etwas, damit ihr euch nicht gedrängt fühlt, es zu tun.
Ein schöner Gedanke – aus derselben Logik heraus könnte man ja auch Schokolade verbieten, um Übergewicht zu vermeiden.

Der VfGH sah das anders: Sozialer Druck ist kein Grund für ein Verbot.
Erlaubt wird also künftig das Einfrieren, nicht aber das Einfrieren der Debatte.


Politische Reaktionen – zwischen Lob und Latte Macchiato

Familienministerin Plakolm sprach von einer „Chance für junge Menschen“.
Klingt gut – solange man vergisst, dass Kinderbetreuung und finanzielle Sicherheit in Österreich noch immer keine Selbstverständlichkeit sind.
Denn was nützt das Einfrieren der Eizellen, wenn am Ende das Konto schmilzt?

Die SPÖ zeigte sich zurückhaltend begeistert – man wolle zwar Selbstbestimmung, aber bitte ohne Druck von Chefs oder Gesellschaft.
Klingt nach: „Wir sind dafür, solange niemand zu viel davon Gebrauch macht.“

NEOS und Grüne jubelten dagegen über den Schritt Richtung Modernität.
Man vertraue Frauen, hieß es.
Ein Satz, der 2025 fast schon revolutionär klingt.

Nur die FPÖ bleibt konsequent konservativ: Sie lehnt das Verfahren ab – vermutlich aus Sorge, dass man irgendwann auch Gedanken einfrieren darf.


Und die Medizin? Holt die Kühlbox raus

Die Ärzte der IVF-Gesellschaft sind zufrieden: Endlich erkennt man an, dass die Realität längst weiter ist als das Gesetz von 1992.
Damals war „Social Freezing“ noch Science-Fiction – heute ist es eine Google-Anzeige zwischen Vitaminpräparaten und Datingportalen.

Für viele Frauen ist das Urteil schlicht eine Form von Freiheit.
Nicht die Freiheit, Kinder zu bekommen – sondern die Freiheit, noch nicht zu müssen.


Zwischen Selbstbestimmung und Selbstschutz

Bleibt die Frage: Ist das Einfrieren von Eizellen ein Akt der Selbstbestimmung – oder ein Symbol dafür, dass unsere Gesellschaft es Frauen immer noch schwer macht, Familie und Beruf zu vereinen?
Vielleicht ist es beides.
Vielleicht ist es das traurigste Zeichen für Gleichberechtigung, wenn man seine Zukunft erst mal tiefkühlen muss, um sie nicht zu verlieren.


Fazit: Willkommen im aufgetauten 21. Jahrhundert

Ab 2027 darf Frau also selbst entscheiden, wann sie Mutter wird – vorausgesetzt, sie erfüllt alle künftigen Auflagen, Beratungen und Altersgrenzen.
Das klingt nach Freiheit – aber bitte nur mit Stempel.

Österreich taut auf, aber es riecht dabei ein bisschen nach alter Bürokratie.
Und wer weiß – vielleicht wird das „Social Egg-Freezing“ ja das neue Symbol für unser Zeitalter:
Fortschritt auf Eis gelegt.


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