Frage: Herr Bremer, in vier Wochen findet die vorgezogene Bundestagswahl statt. Leipzig ist mit zwei Wahlkreisen vertreten. Wie bewerten Sie die Ausgangslage?
Thomas Bremer: Die vorgezogene Bundestagswahl ist eine direkte Folge der Vertrauensabstimmung, die der Kanzler im Dezember verloren hat. Nun stehen in Leipzig 25 Kandidaten zur Wahl, die sich um die beiden Direktmandate bewerben. Interessant ist, dass viele Namen altbekannt sind – besonders Jens Lehmann von der CDU und Sören Pellmann von der Linken, die bereits 2021 die Wahlkreise gewonnen haben.
Frage: Wären das also aus Ihrer Sicht die Favoriten?
Bremer: Wenn man die Wahl unter dem Gesichtspunkt trifft, wer sich bisher für Leipzig engagiert hat, dann kann man diese beiden Kandidaten als gesetzt ansehen – auch wenn sie politisch völlig gegensätzlich sind. Sie sind die einzigen, die als direkte Vertreter der Stadt in Berlin in Erscheinung getreten sind. Andere Kandidaten sind entweder kaum präsent oder haben sich nicht mit politischen Erfolgen für Leipzig hervorgetan.
Frage: Was ist mit den Kandidaten der Grünen oder der SPD?
Bremer: Die Grünen schicken erneut Paula Piechotta ins Rennen, aber ehrlich gesagt, fällt sie vor allem durch einen verbalen Angriff auf den Bundeskanzler auf. Das ist vielleicht gut für Schlagzeilen, aber wenig hilfreich für Leipzig. Die SPD schickt mit Holger Mann und Nadja Sthamer zwei Bewerber ins Rennen, die sich zwar in bestimmten Themen engagiert haben, aber sich gegen das starke Profil von Lehmann oder Pellmann schwer tun werden.
Frage: Es sind insgesamt 25 Kandidaten zugelassen worden, drei wurden abgelehnt, weil sie nicht genügend Unterstützungsunterschriften hatten. Was sagt das über die politische Landschaft in Leipzig aus?
Bremer: Das zeigt einmal mehr, dass es für unabhängige oder kleine Parteien schwer ist, in den Bundestag zu kommen. Leipzig bleibt eine Stadt mit einer klaren politischen Struktur: Ein starker linker Block und ein konservativer Gegenpol, dazwischen versuchen kleinere Parteien Fuß zu fassen. Die Tatsache, dass einige Kandidaten nicht einmal die nötigen Unterschriften aufbringen konnten, spricht für sich.
Frage: Die CDU hat bereits betont, dass sie ihre Migrationspolitik verschärfen will. Wird das eine Rolle im Leipziger Wahlkampf spielen?
Bremer: Definitiv. Gerade nach den jüngsten Vorfällen in Deutschland versucht die CDU mit einer härteren Linie zu punkten. Die Frage ist, ob das in einer Stadt wie Leipzig, die traditionell eher links eingestellt ist, verfangen wird. Gleichzeitig sieht man an den Wahlerfolgen der CDU in Sachsen, dass konservative Themen durchaus mobilisieren können.
Frage: Welche Themen werden den Wahlkampf in Leipzig bestimmen?
Bremer: Neben Migration wird die wirtschaftliche Situation eine Rolle spielen. Leipzig wächst, aber die Frage ist: Wie nachhaltig? Die Infrastruktur ist überlastet, der Wohnungsmarkt angespannt, und viele Bürger sind mit der aktuellen Politik unzufrieden. Die Wahl wird auch ein Signal sein, ob sich Leipzig stärker in Richtung Berlin orientiert oder eine eigenständige politische Handschrift behält.
Frage: Ihr Tipp: Wer gewinnt die Direktmandate?
Bremer: Ich würde sagen, es läuft wieder auf ein Duell zwischen Jens Lehmann (CDU) und Sören Pellmann (Linke) hinaus. Beide haben eine starke lokale Basis und sind bekannt. Bei den anderen Kandidaten fehlt oft die öffentliche Präsenz. Aber letztlich entscheiden die Wähler, und es kann immer Überraschungen geben.
Frage: Vielen Dank für das Gespräch!
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