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Ein ungewöhnlicher Wirtschaftstrend beunruhigt die US-Notenbank

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay
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In der US-Wirtschaft klafft derzeit eine auffällige Lücke – und sie bereitet den Verantwortlichen bei der Federal Reserve (Fed) zunehmend Sorgen.

Obwohl die Wirtschaft weiterhin wächst, hat sich das Beschäftigungswachstum in diesem Jahr deutlich verlangsamt. Unternehmen zeigen sich zögerlich beim Einstellen neuer Mitarbeiter – eine Reaktion auf die Unsicherheiten durch weitreichende wirtschaftspolitische Maßnahmen von Präsident Donald Trump. Im Juni und August gingen die Beschäftigtenzahlen sogar zurück, und im Schnitt entstanden in den drei Monaten bis September monatlich nur etwa 62.000 neue Jobs, wie das US-Arbeitsministerium berichtet.

Gleichzeitig bleibt die Produktivität der Arbeitskräfte hoch – ein zentraler Faktor für die wirtschaftliche Gesamtleistung. Auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zeigt Stärke.

Dieser Gegensatz – ein wachsendes BIP bei gleichzeitig schwacher Jobdynamik – stellt die Fed vor ein Dilemma: Soll sie die Wirtschaft weiter stimulieren oder eher bremsen?

„Das Auseinanderklaffen von solidem Wirtschaftswachstum und schwacher Beschäftigung schafft ein besonders herausforderndes Umfeld für geldpolitische Entscheidungen“, hielten Fed-Vertreter im Protokoll ihrer Sitzung im Oktober fest.

Wachstum ohne Jobs?

Eigentlich sollte ein wachsendes BIP – unterstützt durch robuste Konsumausgaben und hohe Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) – auch mehr Arbeitsplätze schaffen. Zumal die Fed inzwischen begonnen hat, die Zinsen leicht zu senken. Doch der erhoffte Beschäftigungseffekt bleibt bislang aus.

„Das zentrale Thema der Geldpolitik im nächsten Jahr wird sein, wie man mit einem ‚wachstumsoffenen, aber arbeitslosen Aufschwung‘ umgeht“, so Ryan Sweet, Chefökonom bei Oxford Economics.

Eine mögliche Erklärung: Unternehmen investieren stark in Technologien wie KI, was jedoch oft zu Einsparungen bei der Personalplanung führt. Laut Handelsministerium machten Ausgaben für Informationsverarbeitung und Software im zweiten Quartal 4,4 % des BIP aus – nahe dem Höchststand zur Zeit des Dotcom-Booms im Jahr 2000.

„Viele Unternehmen setzen auf neue Technologien – das bedeutet aber häufig: weniger Neueinstellungen“, erklärt Eugenio Alemán, Chefökonom bei Raymond James. Seiner Einschätzung nach dürfte der Höhepunkt der KI-Investitionen im kommenden Jahr erreicht sein.

Zusätzlich erschweren politische Veränderungen – insbesondere in den Bereichen Handel und Einwanderung – die Lage am Arbeitsmarkt.

„Die veränderten Rahmenbedingungen beeinträchtigen sowohl das Arbeitsangebot als auch die Nachfrage“, so James Ragan von DA Davidson.

Gefahr einer Rezession

Die Fed plant laut aktuellen Projektionen bis 2026 weitere Zinssenkungen. Doch ob diese ausreichen, um die durch Trumps Politik ausgelöste Unsicherheit aufzufangen, bleibt fraglich.

Immerhin: Entlassungen bleiben bislang aus – ein gutes Zeichen. Denn genau darin sieht Sweet eine entscheidende Grenze:

„Solange es keine Massenentlassungen gibt, bleibt eine Rezession vermeidbar. Aber sobald der Arbeitsmarkt weiter schwächelt, kann aus einem joblosen Aufschwung schnell ein Abschwung werden.“

Fed-Gouverneur Christopher Waller bezeichnete das Missverhältnis zwischen BIP-Wachstum und Beschäftigungsentwicklung jüngst als „Konflikt“, der sich zwangsläufig auflösen werde – entweder durch sinkendes Wachstum oder einen wiedererstarkten Arbeitsmarkt.

„Eines von beiden muss nachgeben“, sagte Waller. „Entweder passt sich das Wirtschaftswachstum dem schwachen Arbeitsmarkt an – oder der Arbeitsmarkt zieht nach.“

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