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Ein selbstbestimmter Abschied: Wie die Künstlerin Trish Parker ihren letzten Weg wählte

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Die US-amerikanische Künstlerin Patricia „Trish“ Zinsmeister Parker war eine Frau, die ihr Leben in Farben und Formen ausdrückte – und es schließlich auch in der Art und Weise beendete, die sie für richtig hielt. Im Alter von 90 Jahren reiste sie in die Schweiz, um dort mit medizinischer Hilfe ihr Leben selbstbestimmt zu beenden.

Eine Künstlerin mit starkem Willen

Trish Parker war mehr als nur eine talentierte Malerin. Sie war eine Frau, die stets nach ihrem eigenen Kompass lebte. Ihr Schaffen erstreckte sich über Jahrzehnte, geprägt von narrativer abstrakter Kunst, die sich bewusst von traditionellen, realistischen Darstellungsformen entfernte. Parker war nicht nur Künstlerin, sondern auch Professorin, Mutter und eine tief reflektierende Frau.

Ihre Entscheidung, ihrem Leben durch assistierten Suizid in der Schweiz ein Ende zu setzen, war kein plötzlicher Impuls, sondern das Ergebnis jahrelanger Überlegungen. Schon in den 1990er Jahren zeigte sie sich fasziniert von Dr. Jack Kevorkian, der als Vorreiter des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben galt. „Er war ein Held für sie“, erinnerte sich ihr Sohn Jud Parker.

„Ich werde das tun, Jungs“

Über Jahre hinweg sprach Trish immer wieder mit ihren Söhnen über ihren Wunsch, ihr Leben selbst zu beenden, bevor Krankheit oder Schwäche sie dazu zwangen, „auf eine Weise zu gehen, die nicht ihrer Vorstellung entsprach“.

Nachdem sie zwei Ehemänner durch lange, kräftezehrende Krankheiten hatte sterben sehen, war für sie klar: Ein solcher Abschied kam für sie nicht infrage.

„Sie hat es uns oft gesagt: ‚Ich werde das tun, Jungs.‘ Aber wir haben es lange nicht ernst genommen“, so Jud Parker.

Doch nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns 2023 intensivierte sie ihre Nachforschungen. Da in den USA nur wenige Bundesstaaten assistierten Suizid erlauben und dies meist eine tödliche Krankheit als Voraussetzung hat, fiel ihre Wahl auf die Pegasos Swiss Association – eine Organisation, die Menschen in der Schweiz ein selbstbestimmtes Lebensende ermöglicht.

Eine Reise ohne Rückkehr

Im November 2024 reiste Trish Parker mit ihren beiden ältesten Söhnen in die Schweiz. Die letzten Tage vor ihrem geplanten Tod verbrachten sie fast wie einen Urlaub: Sie gingen gut essen, besuchten Geschäfte, genossen die Atmosphäre.

„Es war surreal“, erinnerte sich Jud Parker. „Wir wussten, was bevorstand, aber es fühlte sich nicht so an.“

Am Tag der geplanten Sterbehilfe fuhr die Familie nach Basel zur Pegasos-Klinik. Trish war ruhig und entschlossen. Nach einer freundlichen Unterhaltung mit dem Personal – über Kunst, Reisen und Politik – erklärte sie, dass sie nun bereit sei.

Sie verabschiedete sich von ihren Söhnen und bat sie, den Raum zu verlassen. Wenige Minuten später war sie friedlich eingeschlafen.

Eine ethische Debatte ohne Ende auch in den USA

Trish Parkers Entscheidung wirft erneut eine der umstrittensten ethischen Fragen unserer Zeit auf: Sollte jeder Mensch das Recht haben, selbst zu bestimmen, wann und wie er stirbt?

In den USA ist assistierter Suizid nur in wenigen Bundesstaaten legal – und auch dort meist nur für unheilbar kranke Patienten. In vielen Ländern ist die Debatte ähnlich kontrovers, geprägt von religiösen, moralischen und medizinischen Argumenten.

Trish Parker selbst sah es pragmatisch: Für sie war der Tod ein Teil des Lebens, und sie wollte ihn genauso gestalten wie ihre Kunst – frei, mutig und nach ihren eigenen Regeln.

Ihre Familie respektierte ihre Entscheidung, auch wenn der Abschied schmerzhaft war.

„Sie wollte keine Tränen, keine Trauerfeier“, sagte Jud Parker. „Nur eine fröhliche Feier – wie ein irischer Wake. Das war ihr letzter Wunsch.“

Ein Leben voller Kreativität, eine Entscheidung voller Konsequenz – Trish Parker ging so, wie sie gelebt hatte: selbstbestimmt.

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