Die Frage, ob Israel im kommenden Jahr beim Eurovision Song Contest in Wien antreten darf, soll im November entschieden werden. Hintergrund ist der andauernde Gaza-Krieg, der europaweit Boykottaufrufe gegen Israels Teilnahme ausgelöst hat. Am Donnerstag gab die European Broadcasting Union (EBU) bekannt, dass eine außerordentliche Online-Generalversammlung im November darüber abstimmen werde.
Keine Einigkeit unter Mitgliedern
In einem Schreiben an die Rundfunkanstalten erklärte die EBU, man habe angesichts der „beispiellosen Meinungsvielfalt“ keine gemeinsame Position gefunden. Daher wolle man auf eine demokratische Abstimmung setzen. Zugleich betonte der Vorstand, die Union stehe für Inklusivität und kulturellen Dialog.
Sechs Länder drohen mit Boykott
Mehrere Länder, darunter Irland, Slowenien, Spanien, Niederlande, Island und Belgien, haben angekündigt, den Bewerb 2026 in Wien im Fall einer israelischen Teilnahme zu boykottieren. Als Argument wird vor allem auf den Ausschluss Russlands 2022 verwiesen. Damals war jedoch maßgeblich die Rolle der staatlich kontrollierten russischen Sender ausschlaggebend – ein Vorwurf, der dem israelischen Sender Kan nicht gemacht wird.
Wachsende Spannungen
Ursprünglich wollte die EBU erst im Dezember über Israels Teilnahme entscheiden. Der Druck stieg jedoch, nachdem auch in Italien Forderungen nach einem Rückzug laut wurden. Würde sich neben Spanien ein weiteres „Big Five“-Land (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien) zurückziehen, hätte das erhebliche finanzielle Folgen für den Wettbewerb.
Österreich für Teilnahme Israels
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann und der ORF-Stiftungsrat sprachen sich bereits im September für eine israelische Teilnahme aus. Auch Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) warnte vor einer Spaltung innerhalb der EBU und betonte, Kunst und Kultur seien nicht der richtige Ort für Sanktionen. Politische Konflikte müssten in etablierten Foren diskutiert werden.
Kritik an Boykottdrohungen
Der deutsche Kulturminister Wolfram Weimer nannte die Boykottdrohungen „Cancel Culture“. Der Eurovision sei als Fest der Verständigung gegründet worden, ein Ausschluss Israels widerspreche diesem Gedanken.
Proteste und Kontroversen in den Vorjahren
Bereits 2024 und 2025 kam es bei Auftritten israelischer Künstler zu Buhrufen und Demonstrationen. Sängerin Eden Golan musste 2024 unter Polizeischutz auftreten, im Jahr darauf trat Yuval Raphael, eine Überlebende des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023, in Basel auf – auch ihr Beitrag wurde von Pfiffen begleitet.
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