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Dutzende Festnahmen, ein Haftbefehl und René Benko auf freiem Fuß – für’s Erste

geralt (CC0), Pixabay
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In Italien hat ein Immobilienskandal eingeschlagen wie ein schlecht verputztes Hochhaus: Am Dienstag wurden Dutzende Personen festgenommen, darunter Bürgermeister:innen, Unternehmer:innen und Beamte. Mitten im Trubel: der österreichische Immobilien-Mogul René Benko, der zwar einen Haftbefehl kassierte, aber vorerst gemütlich in Tirol bleibt. Oder, wie man es in der Immobilienwelt nennt: „Er steht unter Denkmalschutz“.

Polizeieinsatz im Rathaus – kein guter Tag für Südtirols Elite

Während die Carabinieri im Bozener Rathaus ein- und ausgehen wie Makler auf einer Wohnungsbesichtigung, wuchs die Liste der Verdächtigen auf stattliche 77 Personen an. Unter ihnen: Bürgermeisterin Cristina Santi (Riva del Garda), der Bozner Wirtschaftsberater Heinz Peter Hager und eine bunte Mischung aus Beamten, Unternehmern und Freiberuflern. Ihre angebliche Spezialität? Amtsträger bestechen, um Immobilienprojekte durchzuwinken, als wäre es ein Sonderangebot bei Ikea.

Auch der Bürgermeister von Arco, Alessandro Betta, soll kräftig mitgemischt haben. Es geht um den Abriss eines Hotels am Fluss Sarca, das „neu und schick“ wiederaufgebaut werden sollte. Ob das in die Kategorie „Bauskandal“ oder „Interior Design gone wrong“ fällt, bleibt noch zu klären.

René Benko: Haftbefehl? Kein Problem – zumindest in Tirol

Gegen René Benko, Gründer von Signa und einer der schillerndsten Immobilienakteure Europas, erließ die italienische Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl. Doch Österreichs Behörden winkten ab: Der Haftbefehl wird nicht vollstreckt, weil – Trommelwirbel – Benko ein österreichischer Staatsbürger ist. Er wurde in Tirol verhört, durfte danach aber unbehelligt wieder nach Hause. Ein Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft erklärte: „Italien kann ihn haben, aber erst, wenn wir mit ihm fertig sind – und wenn er uns nett darum bittet.“

Benko selbst bleibt entspannt. Laut seinem Anwalt Norbert Wess kooperiert er „vollumfänglich“ und glaubt fest daran, dass sich die Vorwürfe in Luft auflösen. Ein bisschen wie die Luftschlösser, die er über Jahre hinweg erfolgreich in Stein und Glas verwandelt hat.

Razzien, Bestechung und Mafia-Vibes

Während Benko Tirol vorerst nicht verlassen sollte (weil andere Länder den Haftbefehl durchaus ernst nehmen könnten), überschlagen sich die Ereignisse in Italien. Mehr als 100 Durchsuchungen in Städten wie Rom, Mailand und Verona lassen den Skandal wie eine Art „Immobilien-Mafia-Netflix-Serie“ wirken. Sogar die Anti-Mafia-Kommission des italienischen Parlaments ist alarmiert und will in den Akten nachsehen, ob irgendwo ein schmieriger Handschlag zu viel gemacht wurde.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Bestechung, unrechtmäßige Parteienfinanzierung, Betrug, Steuervergehen und das elegante Übersehen von Amtshandlungen – quasi das Best-of aller Klischees, die man sich in einem Immobilienkrimi vorstellen kann.

Heinz Peter Hager und der WaltherPark – ein Projekt im Rampenlicht

Mitten in den Ermittlungen steht auch Heinz Peter Hager, Präsident der WaltherPark AG und Benkos enger Vertrauter. Seit mehr als zehn Jahren mischt Hager im Südtiroler Immobilienmarkt mit, vor allem mit dem WaltherPark in Bozen, einem Prestigeprojekt, das nun ebenfalls hinterfragt wird. Hager zeigt sich kooperativ und vertraut – laut eigener Aussage – darauf, dass sich alles klären wird. Ob dieses Vertrauen ebenso robust ist wie die Fundamente seiner Bauprojekte, bleibt abzuwarten.

Bonus-Skandal: Luxus-Chalet mit Pandemie-Hilfe

Als wäre das nicht genug, steht Benko in Österreich vor einem weiteren Problem. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) prüft, ob CoV-Förderungen für sein Luxus-Chalet „N“ am Arlberg missbräuchlich verwendet wurden. Offiziell als Hotel deklariert, soll es angeblich vor allem privat genutzt worden sein. Ein hochpreisiges „Staycation“-Paradise, das jetzt eher nach einem möglichen steuerrechtlichen Albtraum aussieht.

Fazit: Ein Skandal wie aus dem Lehrbuch

Der Immobilienskandal um René Benko und Co. ist eine Mischung aus Krimi, Komödie und Drama. Während Italien und Österreich ermitteln, bleibt Benko vorerst auf freiem Fuß – allerdings mit einem Fuß in der Tür der Justiz. Ob er bald von einem „Projektentwickler“ zu einem „Problemverwalter“ wird, steht noch in den Sternen. Bis dahin bleibt die Immobilienwelt gespannt – denn so unterhaltsam war sie lange nicht mehr.

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