Was braucht ein modernes Fußballstadion für rund 58 Millionen Euro? Eine Rasenheizung? Klar! VIP-Logen? Aber sicher! Eine Anzeigetafel? Ach, Moment mal… Hoppla! Die haben sie glatt vergessen.
In der sächsischen Landeshauptstadt baut man sich eben erst mal ein Schmuckkästchen – und denkt erst zehn Monate später daran, dass man vielleicht auch anzeigen sollte, wer eigentlich führt. Während in anderen Arenen Hightech-Wände leuchten, flackert in Dresden: eine Sperrholzplatte mit Zahlen drauf. Willkommen im „Goldenen Oval“, wo Improvisation noch echte Handwerkskunst ist!
Stadt Dresden proudly presents: Die Anzeige aus dem Baumarkt
Fußballverein Dresdner SC zeigt sich pragmatisch. Statt LED-Display eben DIY-Charme mit Zettelwirtschaft. Zwischen Eckfahne und Bierstand steht die „Tafel der Schande“, liebevoll selbstgebaut, vermutlich mit Kabelbindern, doppelseitigem Klebeband und stiller Verzweiflung. Man munkelt, das nächste Update sei eine Kreidetafel mit Schwamm.
Anzeigetafel, take one – und … CUT, wegen Wetter!
Aber Dresden wäre nicht Dresden, wenn man nicht doch irgendwann eine Anzeigetafel bestellt hätte – immerhin für schlappe 250.000 Euro. Der Plan: feierliche Enthüllung pünktlich zum großen Leichtathletik-Meeting am 1. Juni. Die Realität: Sturmwarnung, Windstärke Wahnsinn. Der Versuch, die Tafel zu montieren, endete mit einem Rückzug. Jetzt liegt das gute Stück – zwölf Meter breit, sechs Meter hoch – wie ein gestrandetes Raumschiff auf der Wiese neben dem Stadion. Der Platzwart nennt sie liebevoll „Tafel-Titanic“.
Statt Anzeige: Betriebsruhe
Gibt’s wenigstens einen Notfallplan? Nun ja. Am Brückentag hatte die zuständige Abteilung offenbar geschlossen – Stichwort „Betriebsruhe“. Also keine LED, kein Licht, kein Plan. Vielleicht wird stattdessen ein Praktikant mit Flipchart am Spielfeldrand positioniert. Oder ein Opa mit Megafon, der alle zehn Minuten den Spielstand ausruft.
Sportbürgermeister Jens Genschmar ist fassungslos: „Es reiht sich ein in eine Reihe peinlicher Missverständnisse zwischen Stadt, Technik – und dem Wettergott.“ Und für den Steuerzahler heißt es: Noch mehr zahlen für mobile LED-Wände, die jetzt spontan aufgestellt werden müssen. Wahrscheinlich aus Beständen des örtlichen Baumarkts.
Früher war mehr Lampe
Übrigens: Selbst in der DDR gab es schon eine Tafel. 1978 montierte man dort ein pixeliges Wunderwerk mit 10.000 Glühbirnen, das eine ganze Million DDR-Mark verschlang – und trotzdem funktionierte. Heute? Stromsparend, hell, modern – aber leider wetterempfindlich wie ein Heuschnupfen-Allergiker im April.
Sobald sie steht – also irgendwann, vermutlich zur Eröffnung der Olympischen Spiele 2040 – wird Dresdens Anzeigetafel laut Stadtverwaltung zu den modernsten Deutschlands gehören. Dann aber wirklich. Ganz bestimmt. Vielleicht.
Kommentar hinterlassen