Zunehmende Proteste gegen die Rücknahme von Diversity-Programmen sorgen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Spannungen
Seit Februar laufen in den USA mehrere koordinierte Verbraucherboykotte gegen große Einzelhandelsunternehmen wie Target, Walmart, Amazon und Starbucks. Die Bewegungen richten sich gegen die Rücknahme von Programmen zu Diversity, Equity und Inclusion (DEI) sowie gegen ausufernde Konzerngewinne. Ziel ist es, wirtschaftlichen Druck auf Unternehmen auszuüben, um politische und gesellschaftliche Botschaften durchzusetzen.
Wirtschaftsstreik: Drei Tage Kaufzurückhaltung
Vom 18. bis 20. April findet ein landesweiter dreitägiger „Economic Blackout“ statt – eine Aktion, bei der Konsumenten dazu aufgerufen werden, keinerlei Geld auszugeben. Falls notwendig, sollen sie stattdessen gezielt lokale Geschäfte unterstützen. Die Aktion wird von John Schwarz und der Organisation The People’s Union koordiniert, die bereits am 28. Februar einen eintägigen Kaufstreik organisiert hatte.
Laut einer aktuellen Umfrage von Numerator wollen 12 % der Verbraucher an dem Streik teilnehmen, 63 % planen, währenddessen keinerlei Ausgaben zu tätigen. Am häufigsten gemieden werden sollen Target (70 %), Walmart (66 %), Amazon (64 %), McDonald’s (46 %) und Starbucks (45 %).
Target als Hauptziel: Rückzug bei DEI-Initiativen
Target kündigte im Januar an, seine DEI-Programme zu beenden – Programme, die nach dem Tod von George Floyd intensiviert worden waren. Dies stieß besonders in afroamerikanischen und lateinamerikanischen Communitys auf massiven Widerstand.
Bürgerrechtsanwältin Nekima Levy Armstrong und Pastor Jamal Bryant leiten zwei unterschiedliche, aber zusammenhängende Boykottbewegungen: den Target-Boykott seit dem 1. Februar und das sogenannte Target Fast, das mit der Fastenzeit am 5. März begann und inzwischen über den Ostersonntag hinaus fortgeführt wird. Bryant zufolge haben sich fast 200.000 Menschen dem Fasten angeschlossen.
Erste Erfolge? Mixed Signals aus der Wirtschaft
Die Wirkung der Boykotte ist umstritten:
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Target-Aktie ist seit Januar um über 34 % gefallen.
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In-Store-Besuche bei Target sanken laut Placer.ai um bis zu 8 %.
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Costco, das seine DEI-Strategien beibehielt, verzeichnet Zuwächse.
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Online-Traffic bei Amazon, Walmart und Target ist laut Similarweb hingegen stabil bis steigend.
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Cardlytics meldet sogar einen leichten Anstieg der Konsumausgaben am 28. Februar.
Laut Sozialforscher Brayden King sind Boykotte selten in direkter wirtschaftlicher Hinsicht erfolgreich, können aber starke mediale Aufmerksamkeit erzeugen – und damit den öffentlichen Diskurs beeinflussen.
Fazit: Boykott als langfristige Strategie
Obwohl kurzfristige Umsatzeinbußen schwer messbar bleiben, scheint der öffentliche Druck auf Unternehmen zu wachsen – besonders bei Zielgruppen mit hohen ethischen Erwartungen. Rev. Al Sharpton traf sich am 17. April mit dem CEO von Target, um weitere Gespräche über die Zukunft von DEI-Initiativen zu führen.
Die Bewegung bleibt aktiv – mit weiteren Boykotten bis zum 4. Juli und darüber hinaus. Ziel ist nicht nur die Rücknahme konkreter Entscheidungen, sondern auch die langfristige Bewusstseinsbildung über unternehmerische Verantwortung.
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