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Dr. Smile: Wenn der Billig-Zahnarzt plötzlich richtig teuer wird

Mark_Mook_Fotografie (CC0), Pixabay
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Gerade Zähne für nur 33 Euro pro Monat! Klingt fast zu schön, um wahr zu sein – und genau das war es auch. Dr. Smile, das selbsternannte Wundermittel für das perfekte Lächeln, versprach Zahnkorrekturen so einfach wie Online-Shopping. Leider endeten viele dieser Schnäppchen-Smile-Makeovers mit Zahnverlust, Kieferproblemen, Migräne und Rechnungen, die man lieber nicht mehr anlächeln möchte.

Doch keine Sorge: Wer sich am Ende das Zahnfleisch mit Tränen kühlen musste, bekam zumindest einen großartigen Kundenservice – per App und Foto-Upload!

Zahnmedizin? Nein, danke – Wir sind hier im Vertrieb!

Anstatt qualifizierte Zahnärzte an die Front zu schicken, setzte Dr. Smile lieber auf ein bewährtes Erfolgsmodell: Verkäufer auf Provisionsbasis, die mit dem Feingefühl einer Teleshopping-Show Kunden dazu drängten, ihre Unterschrift unter eine Überraschungspackung zu setzen. Wozu auch eine zahnärztliche Beratung, wenn man stattdessen mit einem schnellen Vertragsabschluss punkten kann?

Nach einem kostenlosen 3D-Scan in einer Partnerpraxis wurden Patient:innen nicht von Zahnärzten, sondern von Verkaufsprofis beraten. Zahnkorrekturen? Kein Problem, Hauptsache, die Kreditkarte sitzt locker. Die eigentliche „Behandlung“ lief dann per App und Selfies – also genau das, was sich die moderne Zahnmedizin schon immer gewünscht hat.

Von der Business-Schule direkt ins Gebiss

Dr. Smile wurde 2017 von Finanzexperten gegründet – und wer könnte sich besser mit Zähnen auskennen als Absolventen einer Wirtschaftsschule? Das Unternehmen verkaufte Zahnkorrekturen wie Fast Fashion, nur eben mit ein paar Nebenwirkungen: Zahnfleischrückgang, offener Biss, Kiefergelenksprobleme und Tinnitus. Aber hey, wer schön sein will, muss eben leiden – oder bis zu 10.000 Euro für Korrekturbehandlungen nachzahlen.

Dank einer sehr effektiven Zusammenarbeit von Konsumentenschützern und Gerichten wurde Dr. Smile dann endlich die Realität der Zahnmedizin erklärt:

✔ Preisfalle: Die versprochenen „33 Euro pro Monat“ waren nur die halbe Wahrheit – oder eigentlich nur ein Viertel. Tatsächlich fehlten sämtliche Angaben zu Gesamtkosten und Zinsen. Dafür gab’s vom Bezirksgericht Donaustadt eine Geldstrafe von 77.500 Euro.

✔ Irreführung: Wer haftet eigentlich, wenn etwas schiefgeht? Dr. Smile wollte es offenbar selbst nicht so genau wissen. Das Handelsgericht Wien urteilte, dass die Vertragslage so nebulös war wie ein Zahnarztbesuch ohne Betäubung.

✔ Unzulässige Zahnbehandlung: Überraschung! Dr. Smile hatte gar keine Erlaubnis, in Österreich Zahnkorrekturen durchzuführen. Das Bezirksgericht Innere Stadt Wien erklärte die Behandlungsverträge für nichtig.

✔ Rücktrittsrecht durchgesetzt: Videoanruf statt Praxisbesuch? Klingt nach einem cleveren Trick, um lästige Rücktrittsrechte zu umgehen. Hat aber nicht funktioniert: Das Bezirksgericht Liesing stellte fest, dass Kunden sehr wohl ein Rücktrittsrecht haben.

Happy End – außer für Dr. Smile

Nach diesen juristischen Bauchlandungen zog sich Dr. Smile Ende 2024 schmollend aus Österreich zurück. Die Konsumentenschützer feiern einen wichtigen Sieg: Verbraucherrechte zählen doch noch mehr als dreiste Instagram-Werbung mit falschen Versprechen.

Barbara Bauer vom VKI  Österreich bringt es auf den Punkt:
🗨 „Dr. Smile hat systematisch Verbraucherrechte verletzt – von irreführender Werbung bis hin zu unzulässigen Vertragsklauseln.“

Und auch Reinhold Schranz vom EVZ Österreich betont:
🗨 „Der Fall Dr. Smile ist ein Warnsignal für ganz Europa, wie unregulierte digitale Gesundheitsangebote Verbraucher und deren Zähne ruinieren können.“

Fazit: Wer seine Zahnkorrektur lieber aus einer App als von einem Zahnarzt bekommt, hat vermutlich schon vorher ein paar Schrauben locker. Dr. Smile ist Geschichte – aber das nächste dubiose „Gesundheits-Startup“ steht sicher schon in den Startlöchern.

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