Der Erfurter Weihnachtsmarkt zählt zu den beliebtesten Adventsmärkten Deutschlands – mit mehreren hunderttausend Besucherinnen und Besuchern jedes Jahr. Doch große Menschenansammlungen bringen auch Herausforderungen mit sich: Gedränge, medizinische Zwischenfälle, Belästigungen oder verdächtige Situationen können schnell eskalieren, wenn Hilfe nicht sofort verfügbar ist. Genau hier setzt eine neue Sicherheitsinitiative an, die die Landeshauptstadt Thüringens nun einführt.
„SafeNow“: Eine App als digitaler Notrufknopf
Die Stadt Erfurt hat angekündigt, dass der diesjährige Weihnachtsmarkt erstmals durch die App „SafeNow“ begleitet wird. Das Konzept: Wer sich in einer unangenehmen oder potenziell gefährlichen Situation befindet, kann per Smartphone einen stillen Alarm auslösen. Innerhalb von Sekunden erscheint der Standort der Person direkt beim Sicherheitspersonal, das anschließend gezielt dorthin geschickt wird.
Die App bietet drei Hauptfunktionen:
• Sicherheitsalarm bei verdächtigen Aktivitäten oder Übergriffen
• Medizinischer Notruf für schnelle Ersthilfe
• Unterstützungsfunktion bei sexuellen Belästigungen oder bedrängenden Situationen
Besonders hervorzuheben ist, dass die App nicht wie ein gewöhnlicher Notruf arbeitet – sie kann auch diskret genutzt werden, etwa wenn Betroffene Angst haben, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Erprobtes System – erstmals in Thüringen im Einsatz
Erfurt ist nicht die erste Stadt, die auf „SafeNow“ setzt. Erstmals wurde die App auf dem Münchner Oktoberfest getestet und stieß dort auf positive Resonanz sowohl bei der Security als auch bei Besucherinnen und Besuchern. Die dort gesammelten Erfahrungen fließen nun in den Einsatz in Erfurt ein.
Die Stadtverwaltung betont, dass die Nutzung völlig kostenlos ist und keinerlei persönliche Daten erforderlich sind. Die Standortfreigabe erfolgt erst im Notfall – ein wichtiger Punkt für datenschutzbewusste Nutzer.
Warum der Schritt notwendig ist
In den vergangenen Jahren haben viele Städte verstärkte Maßnahmen zur Prävention von Belästigungen, körperlichen Übergriffen und Diebstählen auf Großveranstaltungen ergriffen. Dazu gehören mehr Security-Personal, bessere Beleuchtung und spezielle Anlaufstellen für Betroffene.
Digitale Unterstützung stellt jedoch einen neuen Meilenstein dar:
• Schnellere Kommunikation zwischen Besucher*innen und Sicherheitspersonal
• Weniger Hemmschwelle, Hilfe anzufordern
• Direkte Lokalisierung, ohne dass Betroffene telefonieren oder ihren genauen Standpunkt erklären müssen
Gerade bei großen Märkten wie in Erfurt, wo sich Besucherströme ständig bewegen und Geräuschpegel hoch sind, kann das einen entscheidenden Unterschied machen.
Startschuss kommende Woche
Der Erfurter Weihnachtsmarkt öffnet am kommenden Dienstag seine Pforten. Parallel zur Eröffnung wird die App offiziell beworben – unter anderem über Flyer, Plakate und Lautsprecherdurchsagen auf dem Markt. Die Stadt hofft dadurch auf eine breite Akzeptanz und aktive Nutzung.
Ein Schritt in Richtung smarter Veranstaltungs-Sicherheit
Die Einführung der „SafeNow“-App zeigt, dass Weihnachtsmärkte längst nicht mehr nur aus Glühwein, Karussells und festlicher Beleuchtung bestehen. Moderne Technik kann helfen, Großveranstaltungen sicherer zu machen – ohne das gemütliche Ambiente zu beeinträchtigen.
Damit geht Erfurt einen Schritt in Richtung digital unterstützter Veranstaltungssicherheit, die in Zukunft vermutlich auf vielen weiteren Märkten und Festen zur Normalität werden könnte.
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