Der Begriff „Black Friday“ ist heute für viele Menschen gleichbedeutend mit Mega-Rabatten, Menschenmassen in Einkaufszentren und Online-Shopping-Exzessen. Doch die Ursprünge dieses Konsum-Marathons reichen weiter zurück – und sie haben nicht unbedingt etwas mit Shopping zu tun. Ein Blick auf die Geschichte eines Phänomens, das längst weltweit gefeiert (oder gefürchtet) wird.
Ursprung in Philadelphia: „Schwarzer Freitag“ wegen Chaos
Der Begriff „Black Friday“ wurde erstmals in den 1960er-Jahren in Philadelphia verwendet – allerdings in einem ganz anderen Zusammenhang. Die Polizei beschrieb damit den Tag nach Thanksgiving, an dem sich die Innenstadt wegen massiver Menschenansammlungen und Verkehrsstaus förmlich lahmlegte. Die Ursache: Tausende Menschen kamen in die Stadt, um einzukaufen – und gleichzeitig fand ein traditionelles Footballspiel zwischen der Army und der Navy statt.
Für die Polizisten war es ein schwarzer Tag, an dem sie Überstunden schieben und sich durch das Chaos kämpfen mussten. Der Begriff „Black Friday“ war also ursprünglich negativ konnotiert.
Vom negativen Begriff zur Marketingstrategie
Einige Einzelhändler in Philadelphia versuchten damals, den Begriff umzudeuten und ihm einen positiveren Spin zu geben. Die populärste Erklärung, die sich in den 1980er-Jahren durchsetzte, war folgende: An diesem Tag würden viele Geschäfte endlich von den roten Zahlen (Verlust) in die schwarzen Zahlen (Gewinn) wechseln – daher: „Black Friday“.
Auch wenn diese Erklärung eher als nachträgliche Rechtfertigung dient, half sie dabei, das Image des Black Friday zu wandeln – von einem Tag des Chaos hin zu einem der profitabelsten Einkaufstage des Jahres.
Die Explosion des Konsumrauschs
In den 1990er- und 2000er-Jahren entwickelte sich der Black Friday immer stärker zu einem kommerziellen Event. Einzelhändler begannen, mit Frühöffnungen, Türöffner-Angeboten („doorbusters“) und zeitlich limitierten Rabatten zu werben. Kunden campierten vor Geschäften, um als Erste Zugang zu stark vergünstigter Ware zu erhalten.
Mit der Digitalisierung gewann der Onlinehandel zunehmend an Bedeutung. Der „Cyber Monday“, eingeführt 2005, wurde das digitale Gegenstück zum Black Friday – zunächst für Technik und Elektronik, heute für alles von Mode bis Möbel.
Internationalisierung: Vom US-Phänomen zur weltweiten Tradition
Was einst ein rein amerikanisches Ereignis war, hat sich inzwischen zu einem globalen Phänomen entwickelt. In Ländern wie Deutschland, Großbritannien, Brasilien oder China locken Händler mit Black-Friday-Angeboten – teils über eine ganze Woche oder sogar den ganzen November hinweg, häufig unter dem Begriff „Black Week“ oder „Cyber Week“.
Kritik gibt es dennoch: Verbraucherorganisationen und Umweltschützer werfen Händlern vor, mit Scheinrabatten zu arbeiten und unnötigen Konsumdruck aufzubauen. Auch die Auswirkungen auf kleinere Unternehmen und die Umweltbilanz durch massenhafte Retouren und Verpackungsmüll stehen in der Kritik.
Fazit: Zwischen Schnäppchenjagd und Systemkritik
Black Friday hat sich von einem lokalen Ausdruck für Verkehrschaos zu einem globalen Einkaufsevent entwickelt – mit Milliardenumsätzen und ebenso großer Kritik. Ob als Schnäppchenjäger, Konsumkritiker oder beobachtender Außenstehender: Der Black Friday bleibt ein Spiegel moderner Konsumgesellschaft – irgendwo zwischen Kaufrausch und Kulturphänomen.
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