Leipzig, Stadt der Kultur, des Fortschritts – und der verlorenen Zulassungstermine. Wer sein Auto hier anmelden will, braucht vor allem eines: Zen-artige Geduld, einen freien Kalender für die nächsten sechs Wochen – und idealerweise ein Fahrrad.
Digital ist nur die Enttäuschung
„Seit drei Wochen versuche ich, einen Termin zu buchen“, klagt Bürger Matthias D. in einer verzweifelten Mail an den Stadtrat. Was einst als kleiner Behördengang begann, ist für viele Leipziger inzwischen ein episches Langzeitprojekt geworden. Das Einwohnermeldeamt schafft’s immerhin, dich in 3 Jahren abzumelden – aber die Kfz-Zulassungsstelle lässt dich dafür nicht mal rein.
Die Online-Terminvergabe gleicht dabei einem absurden Glücksspiel: Man klickt, man wartet, und dann – tada! – ein freier Slot in drei Wochen, 7:32 Uhr, nur für besonders schnelle Klicker und Frühaufsteher mit der Reaktionsgeschwindigkeit eines Kampfjets.
Die geheimen Arbeitszeiten: Mo – Do, wenn’s Wetter passt
Von den 43 Beschäftigten, die offiziell auf dem Gehaltszettel stehen, sind laut Stadtverwaltung „durchschnittlich 26 tatsächlich im Dienst“. Was die anderen machen? Unklar. Vielleicht testen sie heimlich die i-Kfz-Plattform, auf der angeblich „alles ganz einfach von zu Hause aus geht“. Ein mutiger Vorschlag – den 94 % der Leipziger mit einem schulterzuckenden „Was zur Hölle ist i-Kfz?“ beantworten.
Bewerbung als Zulassungsmitarbeiter*in: Voraussetzung – Zeitgefühl wie ein Faultier
Während anderswo Termine „fast immer taggleich verfügbar“ sind, bietet Leipzig stolz 27 Termine für drei Wochen – das sind fast ein Termin pro Werktag! Damit wäre Leipzig der Spitzenreiter – wenn es darum ginge, Behördenservice möglichst ineffizient zu gestalten.
Die armen Seelen vom gegenüberliegenden Zulassungsdienst Schmidt berichten von weinenden Kunden. Wirklich weinenden Menschen. Nicht etwa, weil sie sich von ihrem Auto trennen müssen – sondern weil es einfacher ist, einen Job auf dem Mars zu bekommen als ein Nummernschild in Leipzig.
Ordnungsamtsleiter: „Wir arbeiten mit modernen Verzögerungsstrategien“
Ordnungsamtschef Matthias Laube verweist auf „i-Kfz“ und Digitalisierung – ein Begriff, der in Leipzig ungefähr so häufig umgesetzt wird wie ein BER-Eröffnungstermin. Dass über diesen Kanal nur sechs Prozent der Zulassungen gelingen, wird charmant ignoriert. Wahrscheinlich wissen die restlichen 94 Prozent nicht mal, ob ihr Drucker noch funktioniert.
Vision 2027: Keine Termine mehr – dafür mehr Ruhe
Da Leipzig bis 2027 ohnehin 500 Stellen einsparen will, könnte man das Zulassungsproblem gleich nachhaltig lösen: Behörde zu – Problem gelöst. Autos fahren dann nur noch mit guten Wünschen, handgeschriebenen Zetteln oder durch göttliche Eingebung.
Fazit: Willkommen in der Zulassungshölle
Während in Halle, Magdeburg und Dresden Fahrzeuge wie am Fließband zugelassen werden, herrscht in Leipzig das Prinzip Hoffnung. Hoffnung auf einen Termin. Hoffnung, dass vielleicht doch jemand absagt. Hoffnung, dass der nächste Wintereinbruch dein unzugelassenes Auto mit Schnee zudeckt, bevor das Knöllchen kommt.
Also, liebe Leipziger: Geduld haben. Atmen. Und sich drauf einstellen, dass dein Neuwagen vielleicht zum Oldtimer wird, bevor er überhaupt angemeldet ist.
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