Hoch oben über dem Bundestagswald thronten zwei stolze Falken. Der eine, alt und erfahren, hatte einst die Lüfte beherrscht und wusste um die gefährlichen Stürme der Vergangenheit. Der andere, jünger und voller Tatendrang, wollte seinen eigenen Weg fliegen – doch in seiner Ungeduld schien er zu vergessen, welche Winde ihn trugen.
Eines Tages rief der junge Falke eine Versammlung ein. „Wir müssen die Ordnung im Wald wiederherstellen!“, rief er. „Zu viele fremde Vögel flattern ungefragt herein. Sie bringen Unruhe!“ Doch statt die anderen Waldtiere von seiner Weisheit zu überzeugen, schlug er einen Pakt mit den schwarzen Raben vor, die am Rande des Waldes hausten und für ihre dunklen Lieder berüchtigt waren.
Die Tiere des Waldes waren entsetzt. „Hast du nicht selbst versprochen, dich nicht mit den Raben zusammenzutun?“ fragte die weise Eule. „Was du tust, mag nach kluger Jagd klingen, doch am Ende stärkt es jene, die den Wald in Dunkelheit tauchen wollen!“
Der alte Falke erhob sich von seinem Ast und sprach: „In meiner Zeit haben wir gelernt, dass man Stürme nicht mit noch mehr Wind bändigen kann. Denkst du wirklich, du wirst die Raben kontrollieren, wenn du ihnen die Tür öffnest?“
Doch der junge Falke ließ sich nicht beirren. „Ich fliege meinen eigenen Kurs!“, rief er trotzig.
Doch kaum war der Wind gedreht, fegten die Raben heran und krächzten laut: „Wir haben ihm die Flügel gestärkt, nun wird er mit uns weiterfliegen!“
Die Tiere des Waldes aber begannen zu tuscheln. War der junge Falke noch ihr Anführer? Oder hatte er sich selbst in eine Falle manövriert? Der alte Falke schüttelte traurig sein Gefieder. „Wer sich mit Raben umgibt, darf sich nicht wundern, wenn seine Federn bald schwarz schimmern.“
Und so blieb es abzuwarten, ob der junge Falke seinen Kurs halten konnte – oder ob die dunklen Schatten, die nun über dem Wald kreisten, ihn bald verschlingen würden.
Kommentar hinterlassen