Startseite Allgemeines „Die aktuelle Wirtschaftskrise hat viele Väter“ – Interview mit Finanzexpertin Vivien Wieder
Allgemeines

„Die aktuelle Wirtschaftskrise hat viele Väter“ – Interview mit Finanzexpertin Vivien Wieder

styles66 (CC0), Pixabay
Teilen

Immer mehr Unternehmen in Deutschland melden Insolvenz an, Arbeitsplätze gehen verloren, und die Konjunktur lahmt. Viele geben der aktuellen Bundesregierung die Schuld für die wirtschaftliche Misere. Doch ist das wirklich der ganze Hintergrund, oder haben die aktuellen Entwicklungen tiefere Wurzeln? Wir sprechen mit der Finanzexpertin Vivien Wieder über Ursachen, Versäumnisse und mögliche Auswege.

Frage: Frau Wieder, Deutschland steckt wirtschaftlich in einer schwierigen Lage. Ist die aktuelle Bundesregierung wirklich der Hauptverantwortliche für diese Krise?

Vivien Wieder: Es wäre zu einfach, allein die Bundesregierung verantwortlich zu machen. Natürlich trägt sie eine gewisse Mitschuld, aber die wirtschaftliche Lage ist das Ergebnis jahrelanger Fehlentwicklungen. Viele Probleme, die wir heute sehen, haben ihre Wurzeln weit vor der aktuellen Regierungszeit.

Frage: Welche Faktoren spielen denn eine Rolle?

Wieder: Es gibt mehrere Ursachen. Erstens haben wir eine anhaltende Energiekrise, die bereits mit der Energiewende begann und durch den Krieg in der Ukraine massiv verschärft wurde. Hohe Energiepreise machen die Produktion in Deutschland unattraktiv. Zweitens ist die Inflation noch immer auf einem hohen Niveau, was den Konsum dämpft und Unternehmen unter Druck setzt. Drittens haben wir strukturelle Probleme, etwa eine überbordende Bürokratie, hohe Steuern und Lohnnebenkosten, die die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Firmen schwächen.

Frage: Aber die Bundesregierung könnte doch gegensteuern, oder nicht?

Wieder: Natürlich könnte sie mehr tun. Die Unternehmenssteuern sind in Deutschland im internationalen Vergleich hoch, Investitionen werden durch komplizierte Genehmigungsverfahren erschwert, und die Unsicherheit über künftige wirtschaftspolitische Maßnahmen lähmt Unternehmen. Die Bundesregierung hätte beispielsweise bei der Entlastung des Mittelstands oder der Förderung von Investitionen viel früher ansetzen müssen.

Frage: Gibt es denn einen Punkt, an dem Sie sagen würden: „Hier hat die aktuelle Regierung gravierende Fehler gemacht“?

Wieder: Ja, ein Beispiel ist die Energiepolitik. Der übereilte Atomausstieg ohne gesicherte Alternativen hat Deutschland in eine schwierige Lage gebracht. Gleichzeitig wurden hohe Subventionen für einige Branchen beschlossen, während andere, etwa das produzierende Gewerbe, hohe Kosten schultern müssen. Auch die Diskussionen über Steuererhöhungen oder die Schuldenbremse führen dazu, dass Unternehmen sich mit Investitionen zurückhalten.

Frage: Bedeutet das, dass es keinen Ausweg aus dieser Krise gibt?

Wieder: Doch, es gibt immer Lösungen. Deutschland muss wieder ein unternehmensfreundlicheres Umfeld schaffen. Dazu gehören Steuersenkungen, Bürokratieabbau und eine verlässliche Energieversorgung. Auch die Förderung von Innovationen, etwa in der Digitalisierung oder der Industrie 4.0, könnte ein Wachstumsimpuls sein. Wichtig ist, dass die Politik endlich handelt, anstatt nur über Probleme zu diskutieren.

Frage: Glauben Sie, dass Deutschland wirtschaftlich wieder auf die Beine kommt?

Wieder: Ja, aber es wird nicht von allein passieren. Es braucht klare wirtschaftspolitische Signale, eine Reduzierung der Belastungen für Unternehmen und mehr Investitionen in Zukunftstechnologien. Deutschland hat eine starke Industrie und kluge Köpfe – jetzt muss die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit diese Stärken wieder zum Tragen kommen.

Frage: Abschließend: Was würden Sie der Bundesregierung raten?

Wieder: Mehr Pragmatismus, weniger Bürokratie und eine echte wirtschaftspolitische Strategie, die nicht nur auf Umverteilung setzt, sondern auf Wachstum und Innovation. Deutschland braucht nicht nur Krisenbewältigung, sondern eine Vision für die Zukunft.

Fazit: Die aktuelle Wirtschaftskrise hat viele Ursachen, die weit über die Regierungszeit der Ampelkoalition hinausgehen. Doch anstatt nur auf vergangene Fehler zu verweisen, muss die Politik jetzt entschlossen handeln, um den wirtschaftlichen Abwärtstrend zu stoppen

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Sony übernimmt Mehrheit an den „Peanuts“: Snoopy bekommt mit 75 Jahren einen neuen starken Eigentümer

Die weltbekannten „Peanuts“-Figuren rund um Snoopy, Charlie Brown und Lucy stehen künftig...

Allgemeines

Broadway unter Druck: Hohe Kosten, kaum Gewinne – doch der Vorhang bleibt oben

Glanz, Glamour und große Emotionen: Seit über 100 Jahren ist der Broadway...

Allgemeines

Reisen mit Behinderung: Fünf Tipps für stressfreies Fliegen zu den Feiertagen

 Die Feiertage sind für viele Reisende ohnehin eine nervenaufreibende Zeit – doch...

Allgemeines

Epstein-Dokumente veröffentlicht: Berühmtheiten, medizinische Funde und Kritik an Geheimhaltung

Das US-Justizministerium hat am 19. Dezember 2025 tausende Dokumente, Bilder und Beweismaterialien...