Die ohnehin angeschlagene deutsche Autoindustrie hat innerhalb nur eines Jahres einen massiven Beschäftigungseinbruch erlebt. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes gingen rund 50.000 Stellen verloren – ein Rückgang von mehr als sechs Prozent. Besonders betroffen sind die Zulieferer, also jene Unternehmen, die das Rückgrat der Branche bilden.
Ende September waren in der gesamten deutschen Automobilindustrie nur noch rund 720.000 Menschen beschäftigt – so wenige wie zuletzt 2011. Die Zahlen markieren damit nicht nur ein konjunkturelles Tief, sondern könnten ein strukturelles Warnsignal für den wichtigsten Industriezweig des Landes sein.
Zulieferer im Schockmodus – die E-Mobilität verändert alles
Die größten Einschnitte betreffen erneut die Zulieferer. Viele von ihnen stehen unter enormem Druck, weil sich die Fahrzeugproduktion weltweit wandelt.
Der Übergang vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität lässt bestimmte Komponenten überflüssig werden – insbesondere klassische Motorenteile und Getriebe. Gleichzeitig steigen Material-, Energie- und Personalkosten, was viele mittelständische Betriebe an die Grenze der Wirtschaftlichkeit bringt.
MAN kündigt weitere 2.300 Stellenstreichungen an
Jüngstes Beispiel für die anhaltende Krise: Der Lkw- und Bushersteller MAN kündigte erneut einen umfassenden Stellenabbau an. Rund 2.300 Arbeitsplätze in Deutschland sollen wegfallen.
Das Unternehmen begründet den Schritt mit:
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dramatisch gestiegenen Energiekosten,
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hohen Personalkosten,
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und massivem Konkurrenzdruck aus Asien – insbesondere von Herstellern, die bei E-Antrieben und Batterietechnologien schneller und kostengünstiger produzieren.
Für viele Beobachter ist klar: Die deutsche Nutzfahrzeugindustrie verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Der technologische Wandel trifft sie härter und schneller als erwartet.
Die Branche rutscht in eine strukturelle Krise
Arbeitsmarkt- und Industrieexperten warnen inzwischen vor einer Dauerkrise, nicht nur vor einer temporären Schwächephase. Die Gründe:
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Kostenexplosion bei Energie und Rohstoffen
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Investitionsdruck für den Umstieg auf E-Antriebe
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fehlende Fachkräfte und gleichzeitig hohe Personalausgaben
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aggressive Konkurrenz aus China, Korea und den USA
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schwächelnde globale Nachfrage nach Neuwagen
Viele Unternehmen stecken zudem gleichzeitig Geld in Transformation, Digitalisierung und Nachhaltigkeitsanforderungen – Kosten, die gerade kleinere Zulieferer kaum stemmen können.
Ein Weckruf für den Wirtschaftsstandort Deutschland
Der Stellenabbau von fast 50.000 Arbeitskräften in nur einem Jahr ist mehr als eine Momentaufnahme. Er zeigt, wie tiefgreifend die Veränderungen in der Industrie sind, die einst als Jobmotor und Exportwunder galt.
Branchenvertreter fordern nun:
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schnellere Genehmigungsverfahren,
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eine Entlastung der Energiekosten,
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bessere Wettbewerbsbedingungen gegenüber Asien und Nordamerika,
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sowie eine industriepolitische Strategie, die nicht nur Elektrofahrzeuge, sondern die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick nimmt.
Fest steht: Ohne strukturelle Reformen könnte die deutsche Autoindustrie weiter an Bedeutung verlieren – und der nächste Arbeitsplatzabbau nur eine Frage der Zeit sein.
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