In einem Beweismittelraum der britischen Polizei stapeln sich Tausende Luxusartikel: Gucci-Stilettos, Designer-Handtaschen, teure Sonnenbrillen – alle beschlagnahmt von SMS-Betrügern.
„Diese Leute horten kein Geld – sie geben es sofort aus“, erklärt Detective Chief Inspector Paul Curtis vom Spezialteam für Zahlungsbetrug. Über 10.000 Gegenstände wurden bisher bei Durchsuchungen sichergestellt. Alle stammen von Personen, die mit sogenanntem „Smishing“ – gefälschten SMS-Nachrichten – ahnungslose Opfer um ihr Geld brachten.
Smishing: Einfach, effektiv und schwer zu verfolgen
Der Begriff „Smishing“ kombiniert „SMS“ mit „Phishing“. Die Betrüger versenden massenhaft gefälschte Nachrichten – etwa angeblich von Banken, Paketdiensten oder Behörden. Ziel: Empfänger sollen auf Links klicken und vertrauliche Daten wie PINs oder Passwörter preisgeben.
Ein besonders lukrativer Fall: Der chinesische Student Ruichen Xiong schickte innerhalb von fünf Tagen 15.000 Nachrichten und verdiente damit monatlich rund 100.000 Pfund. Im Juni wurde er zu 58 Wochen Haft verurteilt.
Solche Massennachrichten werden meist über sogenannte SIM-Farmen verschickt – Geräte, die dutzende SIM-Karten gleichzeitig nutzen können. Alternativ verwenden Täter sogenannte SMS-Blaster, die sich in der Nähe befindliche Handys vorgaukeln, legitime Mobilfunkmasten zu sein, und dann in Sekunden hunderte Nachrichten senden.
Das Opfergefühl: „Ich fühlte mich wie ein Idiot“
Gideon Rabinowitz, 64, aus Berkshire, verlor innerhalb von zweieinhalb Stunden über 1.400 Pfund an einen Smishing-Betrug. „Ich fühlte mich betrogen und bloßgestellt. Diese Leute wussten, wer ich bin – sogar, wo ich wohne.“
Die betrügerische SMS erweckte den Anschein, von seiner Bank zu stammen. Der Schaden war nicht nur finanziell – auch das Vertrauen in digitale Kommunikation sei nachhaltig erschüttert worden, sagt er.
Regierung reagiert mit Verbot
Die britische Regierung hat angekündigt, SIM-Farmen ab Ende nächsten Jahres zu verbieten. Der Besitz oder Vertrieb ohne berechtigten Grund wird illegal.
Auch Polizei und Cybersicherheitsbehörden setzen auf Aufklärung. Ciaran Martin, ehemaliger Chef des britischen National Cyber Security Centre, erklärt: „Diese Betrügereien sind schwer zu verfolgen, weil sie oft aus dem Ausland erfolgen. Viele Menschen wissen einfach nicht, wie professionell diese Täuschungen aussehen können.“
Tipps der Polizei:
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Klicken Sie niemals auf Links in unerwarteten SMS-Nachrichten.
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Wenn Sie Zweifel haben, kontaktieren Sie Ihre Bank direkt.
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Wenn Sie Opfer wurden, melden Sie den Vorfall bei Ihrer Bank
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