Die Nachricht aus Dänemark sorgt europaweit für Aufsehen: Ab dem 1. Januar 2026 stellt die staatliche dänisch-schwedische PostNord die Briefzustellung vollständig ein und konzentriert sich ausschließlich auf Pakete. Ein radikaler Schritt, den bisher kein anderes europäisches Land gewagt hat.
Doch während in Dänemark ein historischer Schnitt erfolgt, ist ein vergleichbares Ende der Briefzustellung in Deutschland rechtlich ausgeschlossen. Die Gesetzeslage, die Marktstruktur und die politische Haltung unterscheiden sich deutlich – auch wenn sich manche Entwicklungen ähneln.
Dänemark vollzieht den drastischsten Postumbau Europas
Die Entscheidung der PostNord erfolgt nicht plötzlich, sondern ist das Ergebnis eines langjährigen Trends:
-
Das Briefvolumen in Dänemark ist in 25 Jahren um über 90 Prozent eingebrochen.
-
Öffentliche Briefkästen wurden massenhaft abgebaut.
-
Zustellnetze wurden ausgedünnt.
-
2024 lockerte die dänische Regierung die staatliche Grundversorgungspflicht.
Ab 2026 soll der Restmarkt von kleineren privaten Anbietern wie DAO übernommen werden – ohne flächendeckende Zustellgarantie.
Damit verabschiedet sich Dänemark als erster EU-Mitgliedstaat von einem Grunddienst, der in Europa bisher als unverzichtbare Infrastruktur galt.
Deutschland: Weniger Briefe – aber eine ganz andere Rechtslage
Auch hierzulande geht das Briefvolumen kontinuierlich zurück. Laut Bundesnetzagentur sank die Zahl der Briefsendungen seit 2019 von 13,6 auf rund 10,3 Milliarden – ein Minus von rund 25 Prozent.
Doch: In Deutschland besteht ein gesetzlicher Universaldienstauftrag, der eine flächendeckende Briefversorgung zwingend vorschreibt. Zustellung, Briefkästen, Filialen – all das muss in Mindestqualität gewährleistet bleiben.
Ein Abschaffen der Briefe wie in Dänemark wäre rechtlich ausgeschlossen, solange dieses Gesetz besteht.
Schwindende Postfilialen: Das Problem liegt woanders
Während das Briefgeschäft schrumpft, entsteht in Deutschland ein anderes Problem: die ausdünnende Filialstruktur, besonders im ländlichen Raum.
Gesetzlich gilt:
👉 In Gemeinden ab 2.000 Einwohnern muss es mindestens eine Postfiliale geben.
Die Realität sieht anders aus. Für 2024 listet die Bundesnetzagentur 32 unbesetzte Pflichtstandorte, an denen diese Versorgung nicht erfüllt wird. Gründe:
-
Betreiberverträge enden.
-
Nachwuchs für Postfilialen fehlt.
-
Filialen rechnen sich wirtschaftlich weniger.
Deutschland erlebt deshalb keinen politischen Bruch wie Dänemark – sondern einen schleichenden, marktgetriebenen Rückzug aus der Fläche.
Die Antwort der Deutschen Post: Automatisierung statt Aufgabe
Um Lücken zu schließen, setzt die Deutsche Post zunehmend auf unbemannte Filialen, sogenannte „Automatisierungsstationen“.
In Bayern laufen aktuell 17 dieser Stationen – oft im ländlichen Raum oder an Randlagen, z. B. in:
-
Maisach (Fürstenfeldbruck)
-
Brennberg (Regensburg)
-
Hummeltal (Bayreuth)
-
Vogtareuth (Rosenheim)
-
Egling (Bad Tölz–Wolfratshausen)
Diese Standorte bestehen aus:
-
Paketfächern
-
Briefkästen
-
Automaten für Marken und Einzahlungen
Sie funktionieren rund um die Uhr und sollen schrittweise zusätzliche Filialen ersetzen.
Damit zeigt sich: Die klassische Postfiliale wird seltener – aber der Dienst bleibt bestehen.
Darum sind in Deutschland keine dänischen Verhältnisse zu erwarten
1. Gesetzlicher Universaldienst
Die Briefzustellung ist gesetzlich abgesichert. Der Staat könnte sie nicht einfach freigeben, wie es Dänemark getan hat.
2. Politische Sensibilität
Eine vollständige Aufgabe der Briefzustellung würde hierzulande einen gesellschaftlichen Aufschrei auslösen – gerade bei älteren Menschen, Behörden, Unternehmen und in ländlichen Regionen.
3. Bessere Marktbedingungen
Zwar sinkt auch in Deutschland das Briefvolumen, doch bleibt es deutlich höher als in Dänemark.
4. Infrastrukturabhängigkeit
Viele staatliche Stellen kommunizieren weiterhin per Brief, etwa Gerichte, Krankenkassen oder Versicherungen.
Fazit: Die Post wandelt sich – aber sie verschwindet nicht
Deutschland erlebt einen Umbau des Brief- und Filialnetzes, aber keinen radikalen Umbruch wie in Dänemark.
Briefe werden seltener, Automaten häufiger – doch die flächendeckende Versorgung bleibt gesetzlich vorgeschrieben.
Kommentar hinterlassen