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Cyberhölle in Myanmar: China verhängt 16 Todesurteile gegen Mitglieder internationaler Betrugsbande

u_lxme1rwy (CC0), Pixabay
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In einem der bislang härtesten Urteile gegen internationale Cyberkriminelle hat ein chinesisches Gericht am heutigen Tag 16 Mitglieder einer organisierten Verbrechergruppe zum Tode verurteilt. Der Gruppe wird eine ganze Reihe schwerer Verbrechen vorgeworfen – darunter Cyberbetrug, Drogenhandel, Prostitution und illegales Glücksspiel mit Basis in Myanmar, nahe der chinesischen Grenze.

Laut Mitteilung des zuständigen Gerichts in Wenzhou (Ostchina) wurde die Todesstrafe für fünf der Verurteilten zunächst für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt – ein Schritt, der in China in der Regel bedeutet, dass die Strafe in eine lebenslange Haft umgewandelt werden kann, sofern sich die Verurteilten im Gefängnis „bewähren“.

Zusätzlich zu den Todesurteilen wurden 23 weitere Angeklagte zu Haftstrafen zwischen fünf Jahren und lebenslänglich verurteilt. Das Gericht kam zu dem Schluss, dass die Verbrecherbande seit 2015 unter der Führung einer Familie agierte und ihren Hauptsitz in der Kokang-Region im Norden Myanmars hatte – einer Grenzregion, in der kaum staatliche Kontrolle herrscht und in der organisierte Kriminalität floriert.

Kokang – ein rechtsfreier Raum für Cyberkriminalität

Die Kokang-Region im nördlichen Shan-Staat Myanmars gilt seit Jahren als eine der gefährlichsten und unreguliertesten Gegenden Südostasiens. Im Machtvakuum des anhaltenden Bürgerkriegs haben sich dort zahlreiche Cyberbetrugszentren etabliert, betrieben von grenzüberschreitend agierenden Syndikaten.

Dabei wird das Geschäftsmodell der Cyberbanden immer brutaler: Nach offiziellen Angaben werden zahlreiche Menschen – vor allem aus China, aber auch aus anderen asiatischen Ländern – mit falschen Jobangeboten angelockt und später zur Teilnahme an Onlinebetrug, romantischen Scams, Investmentfallen oder Phishing-Attacken gezwungen. Wer sich weigert, riskiert Gewalt, Zwangsarbeit oder gar den Tod.

Chinas Justiz schlägt hart zu – 14 Todesopfer bekannt

Die chinesischen Behörden werfen der Bande nicht nur massive Cyberverbrechen vor, sondern auch die Verantwortung für den Tod von mindestens 14 Menschen. Zehn von ihnen hätten versucht zu fliehen oder sich an Behörden gewandt, um sich Hilfe zu holen. Laut dem Gericht sollen die Täter dabei extreme Gewalt angewendet haben, um Fluchtversuche zu verhindern oder Mitwisser zu töten.

Die harte Linie der chinesischen Justiz ist Teil einer breit angelegten Offensive gegen grenzüberschreitende Internetkriminalität, insbesondere in Regionen mit schwacher staatlicher Kontrolle wie Nord-Myanmar, Laos oder Kambodscha. In den vergangenen Monaten hatte China bereits mehrere großangelegte Rückführungen von Cyberkriminellen organisiert – mit stillschweigender Duldung durch lokale Milizen oder Regierungen.

Internationale Dimension – und eine wachsende Bedrohung

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf ein dramatisch wachsendes Problem: Die Verflechtung organisierter Kriminalität mit staatlichem Machtvakuum in Krisenregionen, die als Basis für globale Betrugsnetzwerke dienen. Die Methoden reichen von „Love-Scams“ über Fake-Krypto-Plattformen bis hin zu groß angelegten Online-Banking-Betrügen.

Menschenrechtsorganisationen warnen unterdessen vor einer humanitären Katastrophe: In geheimen Betrugsfabriken, die sich als Büros tarnen, würden täglich Menschen psychisch und physisch misshandelt. Opfer berichten von Folter, Inhaftierung, Zwangsarbeit und digitaler Sklaverei.

Fazit: Ein Urteil mit Signalwirkung

Mit den nun verhängten Todesurteilen und langen Haftstrafen sendet China eine klare Botschaft: Das Land toleriert keine Cyberverbrechen mit Verbindung ins Ausland – insbesondere dann nicht, wenn chinesische Bürger als Täter oder Opfer betroffen sind.

Doch Experten warnen: Solange Myanmar keine effektive staatliche Kontrolle in den Grenzregionen ausübt, wird es auch in Zukunft Rückzugsorte für internationale Cyberkriminelle geben. Der Fall aus Wenzhou dürfte daher nicht der letzte dieser Art gewesen sein.

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