Am 27. Januar 2025 sorgte das chinesische KI-Start-up DeepSeek für einen Schock in der Technologiebranche und an den US-Börsen. Das Unternehmen präsentierte sein KI-Modell „R1“, das mit den führenden Systemen von OpenAI, Google und Meta konkurrieren kann – jedoch zu einem Bruchteil der Kosten.
DeepSeek gab an, nur 5,6 Millionen Dollar für die Entwicklung seines Basismodells ausgegeben zu haben, während US-Konzerne hunderte Millionen bis Milliarden in ihre KI-Technologien investieren. Die Nachricht ließ die Kurse großer Tech-Unternehmen abstürzen und warf Fragen über die Dominanz der USA im KI-Sektor auf.
Was ist DeepSeek?
DeepSeek wurde Ende 2023 von dem chinesischen Hedgefonds-Manager Liang Wenfeng gegründet. Liang, der mittlerweile als „Chinas Sam Altman“ gilt, ist CEO des Hedgefonds High-Flyer, der sich auf KI-Entwicklung spezialisiert hat.
Das Unternehmen veröffentlichte in den letzten Monaten mehrere KI-Modelle, darunter „V3“, das erste Aufmerksamkeit erregte. R1, das erst letzte Woche offiziell vorgestellt wurde, sorgte jedoch für den großen Durchbruch – vor allem wegen der extrem niedrigen Entwicklungskosten.
Besonders brisant: Die USA haben seit Jahren Exportbeschränkungen für Hochleistungs-KI-Chips nach China verhängt. Dennoch gelang es DeepSeek, ein leistungsfähiges Modell mit vergleichsweise schwacher Hardware zu entwickeln.
Das Interesse an DeepSeek wächst rasant:
- Die DeepSeek-App überholte ChatGPT in den App-Store-Charts,
- Sie wurde bereits fast zwei Millionen Mal heruntergeladen.
Warum ist DeepSeek so bedeutsam?
Künstliche Intelligenz ist extrem strom- und kostenintensiv.
- Meta kündigte kürzlich Investitionen von über 65 Milliarden Dollar für KI an,
- Sam Altman (OpenAI) geht davon aus, dass die Branche Billionen für Rechenzentren und Chips benötigt.
DeepSeek stellt diese Annahmen infrage. Wenn sich herausstellt, dass hochentwickelte KI-Modelle mit wesentlich weniger Kapital trainiert werden können, könnte dies die gesamte Branche revolutionieren.
Der bekannte Silicon-Valley-Investor Marc Andreessen bezeichnete DeepSeek als „einen der erstaunlichsten Durchbrüche, die ich je gesehen habe“. Sollte sich die Technologie durchsetzen, könnten viele westliche Unternehmen unter enormen Druck geraten.
Reaktion der US-Märkte
Die Nachricht führte zu einem Börseneinbruch, insbesondere im Technologiesektor:
- Nvidia (NVDA) fiel um 12%,
- Meta (META) und Alphabet (GOOGL) verzeichneten ebenfalls starke Verluste,
- Auch Marvell, Broadcom, Palantir, Oracle und andere große Tech-Unternehmen verloren an Wert.
Da Technologieaktien 45% des S&P 500 ausmachen, zog der Abverkauf den gesamten Markt mit nach unten:
- Der S&P 500 sank um 1,4%,
- Der Nasdaq verlor 2,3%,
- Der Dow Jones blieb stabil.
Auch Unternehmen aus anderen Branchen wurden getroffen:
- Energiekonzerne, die stark in den Ausbau von KI-Rechenzentren investierten, verzeichneten hohe Verluste:
- Constellation Energy (-20%),
- Vistra (-26%),
- GE Vernova (-19%).
- Futures für Erdgas fielen um 9%,
- Ölpreise sanken um 1%,
- Bitcoin und Kryptowährungen gerieten ebenfalls unter Druck.
Implikationen für die USA
Die USA hatten sich darauf verlassen, China mit Exportbeschränkungen für KI-Chips auszubremsen. Doch DeepSeek zeigt, dass dies keine Garantie für technologische Dominanz ist.
Besonders für Präsident Donald Trump, der eine isolationistische „America First“-Politik verfolgt, könnte dies ein Weckruf sein. Die US-Regierung muss möglicherweise ihre Strategie überdenken, wenn China trotz Sanktionen rasche Fortschritte in der KI-Forschung erzielt.
Laut Michael Block, Marktstratege bei Third Seven Capital, könnte der Markt überreagieren. Zwar sei DeepSeek eine ernstzunehmende Entwicklung, doch US-Technologieunternehmen seien weiterhin führend.
Experten betonen zudem, dass DeepSeek bislang nur ein verbraucherorientiertes Modell entwickelt hat. Ob es in der Lage ist, komplexe industrielle KI-Anwendungen zu unterstützen, bleibt abzuwarten.
Fazit
DeepSeek hat mit R1 einen unerwarteten Durchbruch erzielt und die Diskussion über Investitionskosten in Künstliche Intelligenz neu entfacht.
Die USA stehen vor einer Herausforderung:
- Wenn DeepSeek tatsächlich so effizient ist, könnten westliche Unternehmen gezwungen sein, ihre Strategien anzupassen.
- Falls sich die chinesische KI-Technologie als weniger leistungsfähig herausstellt, könnte sich der Markt schnell wieder beruhigen.
In jedem Fall zeigt DeepSeek, dass China in der Lage ist, in der globalen KI-Rivalität mitzuhalten – und das könnte die gesamte Tech-Welt nachhaltig verändern.
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