Satellitenbilder, Karten und offizielle Dokumente zeigen: China hat seit 2020 seine Infrastruktur zur Raketenproduktion massiv ausgebaut. Laut einer CNN-Analyse sind über 60 % von 136 untersuchten Einrichtungen, die mit dem Raketenprogramm oder der strategischen Raketentruppe (PLARF) verknüpft sind, vergrößert worden – teils um mehr als zwei Millionen Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche.
Diese Entwicklung markiert einen drastischen Kontrast zu den Lieferengpässen, mit denen die USA aktuell bei ihren eigenen Waffensystemen kämpfen. Experten sprechen bereits von einem neuen globalen Rüstungswettlauf, in dem China „sprintet und sich auf den Marathon vorbereitet“.
Der Ausbau betrifft Fabriken, Forschungszentren und Testanlagen. Neue Bunker, Testbereiche und Raketenkomponenten sind auf Satellitenbildern erkennbar. Teilweise entstanden die Anlagen auf ehemaligen Dörfern oder Feldern. Die PLARF, eine Eliteeinheit der Volksbefreiungsarmee, gilt unter Staatschef Xi Jinping als zentral für Chinas strategische Abschreckung.
Ziel ist es offenbar, die militärische Überlegenheit in Asien zu sichern und potenzielle Interventionen der USA – etwa im Fall einer Taiwan-Invasion – zu erschweren. Die Raketen dienen laut Experten dazu, eine „Zugangsverweigerungszone“ vor Chinas Küsten zu schaffen, um US-Militärstützpunkte oder Nachschubwege schnell ausschalten zu können.
CNN identifizierte auch neue Produktionsstandorte für Mittelstreckenraketen vom Typ DF-26, die wegen ihrer Reichweite bis Guam in den USA als „Guam-Killer“ gelten. Die modernisierte Variante DF-26D, die mit Hyperschall-Gleitflugkörpern ausgestattet sein kann, wurde 2025 öffentlich bei einer Militärparade gezeigt.
Besonders auffällig: Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 hat sich der Ausbau der chinesischen Raketenstandorte laut Analyse nahezu verdoppelt. Beobachter gehen davon aus, dass Peking aus dem Ukrainekrieg Lehren zieht – etwa über den Einsatz günstigerer Drohnen zur Überforderung westlicher Luftabwehrsysteme, um anschließend mit schwereren Raketen durchzubrechen.
Auch Chinas Atomwaffenarsenal wächst schnell: Rund 100 neue Sprengköpfe kommen laut SIPRI jährlich hinzu – bei weiterem Abstand zu den USA und Russland, die zusammen 90 % aller Atomwaffen besitzen.
Allerdings kämpft die chinesische Armee auch mit internen Problemen: In den letzten zwei Jahren wurden mehrere hochrangige Militärs, auch mit Bezug zur Raketenstreitmacht, wegen Korruption entlassen. Dies wirft Fragen zur realen Einsatzfähigkeit der PLA auf.
Während die USA Teile ihres Raketenabwehrsystems wie THAAD nach Einsätzen im Nahen Osten neu aufbauen müssen, warnt die internationale Rüstungskontroll-Community vor einer zunehmend instabilen globalen Sicherheitslage. Der wachsende Einfluss Chinas, gepaart mit rückläufigen Rüstungskontrollvereinbarungen, weckt die Sorge: Ein neuer Kalter Krieg hat womöglich längst begonnen.
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