Die wirtschaftliche Lage in China verschärft sich zunehmend – besonders für die junge Generation. Laut den neuesten Zahlen der staatlichen Statistikbehörde erreichte die Arbeitslosenquote der 16- bis 24-Jährigen im August 18,9 Prozent. Damit liegt sie so hoch wie nie seit Einführung einer neuen Berechnungsmethode.
Bereits im Jahr 2023 hatte die Jugendarbeitslosigkeit mit mehr als 21 Prozent einen Rekordwert erreicht. Daraufhin stellte die Regierung die Veröffentlichung der Daten überraschend ein, was international für Kritik und Misstrauen sorgte. Später wurden die Zahlen wieder vorgelegt – allerdings nach einem geänderten Verfahren, das Studierende teilweise aus der Statistik herausnimmt. Auch wenn die neue Methode die tatsächliche Dimension der Krise wohl eher abmildert, zeigt der jüngste Anstieg deutlich, wie angespannt die Lage für junge Arbeitssuchende bleibt.
Überangebot an Absolventen, schwache Konjunktur
Jedes Jahr drängen Millionen Hochschulabsolventinnen und -absolventen auf den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig schwächelt die chinesische Konjunktur: Die Nachfrage im Inland bleibt verhalten, der Konsum entwickelt sich nur zögerlich, und die anhaltende Immobilienkrise belastet die gesamte Volkswirtschaft. Viele Unternehmen fahren Einstellungsprogramme zurück oder setzen verstärkt auf kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse, was gerade für Berufseinsteiger den Start erschwert.
Politische Brisanz für die Führung in Peking
Die hohe Jugendarbeitslosigkeit ist nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern auch ein politisches. Die chinesische Regierung unter Staatschef Xi Jinping steht unter Druck, den jungen Menschen Perspektiven zu eröffnen. Gelingt das nicht, droht wachsender Unmut, der die Stabilität der Gesellschaft infrage stellen könnte. Schon jetzt äußern viele junge Chinesinnen und Chinesen in sozialen Netzwerken Frust über unsichere Zukunftsaussichten und fehlende Karrieremöglichkeiten.
Reaktionen und mögliche Gegenmaßnahmen
Um gegenzusteuern, setzt Peking auf eine Stärkung neuer Industriezweige wie Künstliche Intelligenz, Elektromobilität und erneuerbare Energien. Auch gezielte Förderprogramme für Berufseinsteiger werden diskutiert. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichen, um kurzfristig Millionen junger Menschen in Beschäftigung zu bringen, ist zweifelhaft. Experten weisen darauf hin, dass strukturelle Probleme wie die Überproduktion akademisch ausgebildeter Kräfte oder die Schwäche traditioneller Wachstumsbranchen nicht in wenigen Jahren zu beheben sind.
Die Jugendarbeitslosigkeit entwickelt sich damit zunehmend zu einem Gradmesser für den Zustand der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt – und für die Fähigkeit ihrer politischen Führung, wirtschaftliche Stabilität und sozialen Zusammenhalt zu sichern.
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