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China trifft Trumps wunden Punkt – mit seltenen Erden

u_dg9pheol (CC0), Pixabay
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Ein unscheinbar klingendes Dokument des chinesischen Handelsministeriums – „Bekanntmachung Nr. 62/2025“ – hat vergangene Woche für Turbulenzen im ohnehin angespannten Handelsverhältnis zwischen China und den USA gesorgt.

Die Mitteilung kündigt neue weitreichende Exportbeschränkungen für seltene Erden an – und unterstreicht damit Pekings dominierende Rolle im globalen Markt für diese strategisch wichtigen Rohstoffe. Die Botschaft an Washington ist klar: China sitzt am längeren Hebel, wenn es um kritische Lieferketten geht.

Neue Hürden für westliche Unternehmen

Künftig müssen ausländische Firmen eine Genehmigung der chinesischen Regierung einholen, wenn ihre Produkte seltene Erden enthalten – selbst in kleinsten Mengen. Zudem müssen sie den genauen Verwendungszweck angeben.

Die USA reagierten umgehend: Präsident Donald Trump drohte mit einem 100-prozentigen Strafzoll auf chinesische Waren und kündigte Exportkontrollen für wichtige Software an.

US-Finanzminister Scott Bessent sagte:

„China richtet seine Bazooka direkt auf die industriellen Grundlagen der freien Welt. Das lassen wir uns nicht gefallen.“

China beschwichtigt – und bleibt hart

China warf den USA vor, „unnötige Panik“ zu schüren.
Ein Sprecher des Handelsministeriums erklärte:

„Solange die Exportanträge korrekt sind und eine zivile Nutzung vorliegt, werden sie genehmigt.“

Trotzdem bleibt klar: Die neuen Maßnahmen verstärken Pekings Kontrolle über den Weltmarkt und treffen die USA an einem empfindlichen Punkt.

USA im Nachteil – strategisch wie technologisch

Seltene Erden sind unverzichtbar für moderne Technologien – von Smartphones und Elektroautos bis hin zu Solarzellen und Kampfflugzeugen. Allein ein F-35-Kampfjet benötigt laut Schätzungen über 400 kg dieser Spezialmetalle.

China kontrolliert etwa 70 % des weltweiten Angebots an magnetischen Metallen für Elektromotoren – und ist unangefochtener Marktführer in der Weiterverarbeitung.

„China hat über Jahre gezielt in Forschung, Ausbildung und Industrie investiert“, sagt Marina Zhang, Rohstoffexpertin der University of Technology in Sydney.
„Die westlichen Länder hinken deutlich hinterher.“

Die Alternativen? Noch nicht bereit

Länder wie die USA und Australien versuchen seit Jahren, unabhängiger von China zu werden. Doch der Aufbau eigener Kapazitäten sei aufwendig und teuer, so Zhang. Selbst Australien, reich an Rohstoffen, könne die Nachfrage nicht kurzfristig decken.

„Selbst wenn die USA und ihre Verbündeten die Verarbeitung zur nationalen Priorität erklären – es wird mindestens fünf Jahre dauern, bis sie aufholen können“, warnt sie.

Handelskrieg: Truce vorbei, neue Fronten offen

Die neuen Exportregeln verschärfen die Lage nach einer Phase relativer Ruhe seit dem Waffenstillstand im Mai. Nun belegen sich beide Länder wieder gegenseitig mit Hafengebühren – ein deutliches Signal: Der Handelskrieg ist zurück.

Experten sehen China derzeit im Vorteil. Die Maßnahme komme zu einem Zeitpunkt, der Washingtons Zeitplan für weitere Verhandlungen durchkreuze, sagt der australische Wirtschaftsexperte Naoise McDonagh.

Die wirtschaftliche Wirkung für China? Gering – aber gezielt

Seltene Erden machen weniger als 0,1 % des chinesischen BIP aus – wirtschaftlich kaum spürbar. Strategisch jedoch ist ihre Bedeutung enorm, sagt Sophia Kalantzakos von der New York University.

„Seltene Erden sind für China ein Joker im geopolitischen Pokerspiel.“

Verhandlungsbereitschaft trotz harter Worte

Trotz scharfer Rhetorik betonen beide Seiten ihre grundsätzliche Bereitschaft zu Gesprächen. Bessent erklärte, er sei „optimistisch“, dass eine Deeskalation möglich sei.

Auch Chinas Außenminister Wang Yi rief bei einem Treffen mit Blackstone-CEO Stephen Schwarzman zu **„effektiver Kommunikation“ und einem „stabilen, nachhaltigen Verhältnis“ mit den USA auf.

Fazit: China zieht den Joker – und setzt auf Druck

Mit der Verschärfung der Exportkontrollen für seltene Erden hat China ein effektives Druckmittel in den laufenden Handelsverhandlungen mit den USA gefunden.

„Peking bringt sich strategisch in Stellung“, sagt Kalantzakos.
„Mit dieser Maßnahme hat China seinen besten Hebel aktiviert.“

 

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