Präsident Donald Trump hat am Freitag in Pittsburgh einen Deal gefeiert, den er im Wahlkampf vehement ablehnte: die geplante Übernahme des US-Traditionsunternehmens US Steel durch den japanischen Stahlkonzern Nippon Steel.
Vor einer jubelnden Menge von Stahlarbeitern sagte Trump:
„Wir feiern heute eine Blockbuster-Vereinbarung, die sicherstellt, dass dieses traditionsreiche amerikanische Unternehmen amerikanisch bleibt.“
Obwohl der Deal formal noch nicht abgeschlossen ist, lobte Trump die Investitionszusage von Nippon als „größte in der Geschichte Pennsylvanias“. Zeitgleich kündigte er an, die Stahlzölle auf Importe von 25 % auf 50 % zu verdoppeln, um „Amerikas Zukunft nicht mit billigem Stahl aus Shanghai zu bauen“.
Wende in Trumps Haltung
Noch im Wahlkampf hatte Trump den Deal mehrfach als „Desaster“ bezeichnet und angekündigt, ihn zu blockieren. Auch sein Vorgänger Joe Biden hatte die Übernahme kurz vor seinem Amtsende aus Gründen der nationalen Sicherheit gestoppt. Jetzt spricht Trump von einem „Investitions- und Partnerschaftsmodell“, bei dem die Kontrolle in amerikanischer Hand bleibe.
„Ich habe es mehrmals abgelehnt. Aber je mehr sie investierten, desto besser wurde das Geschäft für die Arbeiter“, erklärte Trump seine Kehrtwende.
Kritik von Gewerkschaften – Zustimmung vor Ort
Die United Steelworkers (USW), die landesweit US-Steel-Arbeiter vertreten, lehnen die Übernahme weiterhin ab. Sie warnen vor Arbeitsplatzabbau, Verlagerung der Produktion und Importen aus Japan. In einer Stellungnahme hieß es:
„Pressemitteilungen sind einfach. Verbindliche Zusagen sind schwer.“
Interessanterweise unterstützen lokale Gewerkschaftsvertreter in Pittsburgh die Übernahme, was die Spaltung innerhalb der USW zeigt. Einige traten bei der Kundgebung sogar öffentlich als Befürworter auf.
Nippon Steel kündigte an, Milliarden in moderne Werke in Pennsylvania und Indiana zu investieren und alle Tarifverträge zu respektieren. Unklar bleibt jedoch weiterhin, wie viel von US Steel Nippon tatsächlich übernimmt, da bisher keine offiziellen Zahlen veröffentlicht wurden.
Politisch brisantes Thema
Die Übernahme berührt einen symbolträchtigen Teil der US-Industriegeschichte. US Steel war einst das größte Unternehmen der Welt, mit entscheidender Rolle im Zweiten Weltkrieg und beim Bau ikonischer Bauwerke. Heute zählt der Konzern noch rund 14.000 US-Beschäftigte, davon 11.000 gewerkschaftlich organisiert.
Politisch brisant ist der Deal vor allem in Pennsylvania, einem Schlüsselstaat bei Wahlen. Obwohl US Steel an Bedeutung verloren hat, wird es von Politikern als Synonym für „amerikanische Größe“ inszeniert – nun soll es unter japanischer Führung, aber mit US-CEO und Hauptsitz in Pittsburgh, diesen Status zurückgewinnen.
Trump betonte:
„Wenn du keinen Stahl hast, hast du kein Land. Man baut keine Armee mit Stahl aus China.“
Ob Trumps Unterstützung für den Deal eher wirtschaftlichen Realismus oder politischen Opportunismus widerspiegelt, bleibt umstritten. Doch sein Auftritt in Pittsburgh zeigt: Die Stahlindustrie bleibt ein symbolisch aufgeladenes Terrain im amerikanischen Wahlkampf – und Trump weiß, wie man es bespielt.
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