Als das neue Cannabisgesetz in Kraft trat, war die Euphorie groß: Endlich durfte in Deutschland ganz legal angebaut, geerntet und verteilt werden – in sogenannten Cannabis-Social-Clubs. Doch während einige Enthusiasten schon die Ernte in Gedanken feierten, holte die Realität sie schnell ein. Statt blühender Hanfpflanzen gibt es vielerorts erst einmal wachsende Aktenstapel.
Hürden auf dem Weg zur ersten Ernte
Seit Juli dürfen die Clubs theoretisch loslegen, in der Praxis gibt es jedoch massive Verzögerungen. Zwar wurden in einigen Bundesländern bereits zahlreiche Anbauvereinigungen genehmigt, doch in anderen geht kaum etwas voran. Besonders streng ist man in Bayern und dem Saarland – dort gibt es bis heute keinen einzigen genehmigten Club. Während manche Bundesländer pragmatisch agieren, scheinen andere das Gesetz mit maximaler Skepsis umzusetzen.
Dabei ist die Gründung eines Clubs ohnehin kein Selbstläufer: Eine passende Immobilie muss gefunden, ein detailliertes Sicherheitskonzept erstellt und ein nicht unerheblicher Geldbetrag investiert werden. Lüftungsanlagen, Beleuchtung, Trocknungssysteme – all das kostet schnell sechsstellige Summen. Wer dachte, ein gemütlicher kleiner Verein mit ein paar Hochbeeten auf dem Dach sei ausreichend, wurde schnell eines Besseren belehrt.
Manche Clubs feiern, andere verzweifeln
Während sich einige Clubs im Norden Deutschlands bereits auf ihre erste Ernte vorbereiten, hakt es in vielen anderen Regionen. Genehmigungsverfahren ziehen sich, und nicht jede Kommune ist begeistert von legalem Anbau direkt vor der eigenen Haustür. Besonders umständliche Auflagen in manchen Bundesländern sorgen dafür, dass sich die bürokratische Geduldsprobe immer weiter in die Länge zieht.
Einige Clubs hingegen haben es geschafft – und werden regelrecht überrannt. In einem niedersächsischen Ort etwa wurde im November erstmals legales Cannabis an Mitglieder ausgegeben. Innerhalb kürzester Zeit war die maximale Mitgliederzahl von 500 erreicht, mittlerweile gibt es eine lange Warteliste. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, plant man bereits die Eröffnung weiterer Clubs in der Region.
Politische Unsicherheit: Kippt das Gesetz wieder?
Doch selbst diejenigen, die bereits anbauen dürfen, fragen sich, wie lange ihr Glück hält. Denn mit der Bundestagswahl könnte sich das Blatt schnell wenden. Die Unionsparteien haben angekündigt, das Gesetz rückgängig machen zu wollen. Die ausgestellten Anbaugenehmigungen gelten zwar für sieben Jahre, doch ob das künftige Regierungen davon abhält, Änderungen vorzunehmen, bleibt abzuwarten.
Viele Clubs blicken daher mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Während einige sich tapfer durch den Antrags-Dschungel kämpfen, könnte anderen bald wieder das Aus drohen. So oder so bleibt die Legalisierung für viele vorerst ein bürokratischer Hindernislauf – bei dem das High schon vor dem ersten Joint verfliegt.
Die Bilanz:
Seit der Einführung des Cannabisgesetzes wurden in Deutschland zahlreiche Anträge auf die Gründung von Cannabis-Social-Clubs (CSCs) gestellt. Die Umsetzung verläuft jedoch je nach Bundesland unterschiedlich.
In Nordrhein-Westfalen wurden bisher 133 Clubs beantragt, womit das Bundesland an der Spitze liegt. Dahinter folgen Baden-Württemberg mit 81 Anträgen und Niedersachsen mit 77 Anträgen.
Auch in Rheinland-Pfalz (36), Bayern (30) und Hessen (30) gibt es eine hohe Anzahl an Anträgen. In Brandenburg (22), Berlin (20) und Sachsen (18) ist das Interesse ebenfalls groß.
Etwas weniger Anträge gab es in Hamburg (17), Schleswig-Holstein (17), Sachsen-Anhalt (16) und Thüringen (12). Mecklenburg-Vorpommern (9), das Saarland (6) und Bremen (4) verzeichnen bisher die wenigsten Anträge.
Während in einigen Bundesländern bereits zahlreiche Clubs genehmigt wurden, hängen andere Regionen noch hinterher, insbesondere Bayern und das Saarland, wo bisher kaum Genehmigungen erteilt wurden. Die Unterschiede sind auf verschiedene Genehmigungsverfahren und bürokratische Hürden zurückzuführen, die die Umsetzung der neuen Regelungen verlangsamen.
Genehmigt wurden bis zum heutigen Tage 127 Clubs in ganz Deutschland.
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