In Deutschland hat die Gewalt gegen queere Menschen und Veranstaltungen ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Laut einem aktuellen Bericht der Amadeu Antonio Stiftung wurde im Jahr 2025 jede zweite Christopher-Street-Day-Veranstaltung Ziel von Angriffen, Störungen oder Einschüchterungsversuchen. Damit verzeichnet die Stiftung einen neuen Höchststand.
Jede zweite Veranstaltung betroffen
Von insgesamt 245 CSD-Veranstaltungen bundesweit seien mehr als 120 gestört oder angegriffen worden. Die Spannbreite der Vorfälle reichte von Beleidigungen, Bedrohungen und gezielten Störaktionen bis hin zu körperlicher Gewalt.
Etwa die Hälfte der dokumentierten Angriffe geht laut Bericht auf das Konto rechtsextremer Gruppen oder Einzelpersonen. Besonders betroffen waren kleinere Städte und ländliche Regionen, in denen der öffentliche Schutz für CSD-Veranstaltungen oft geringer ist.
Stiftung warnt vor zunehmender Enthemmung
Die Amadeu Antonio Stiftung spricht von einer „besorgniserregenden Verrohung“ im öffentlichen Umgang mit queeren Menschen.
„Was wir sehen, ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer wachsenden Feindseligkeit gegen Vielfalt und Gleichberechtigung“, erklärte eine Sprecherin der Stiftung. „Der CSD wird zunehmend zur Bühne, auf der sich Hass und Ideologie entladen.“
Neben organisierten rechtsextremen Gruppen seien auch Verschwörungsideologen und selbst ernannte „Familienaktivisten“ an Übergriffen beteiligt gewesen. In sozialen Medien würden CSDs regelmäßig gezielt diffamiert, was das Klima zusätzlich anheize.
Angriffe reichen von Hassparolen bis zu Gewalt
Die gemeldeten Vorfälle reichten von Sachbeschädigungen an Plakaten und Bühnen bis hin zu körperlichen Angriffen auf Teilnehmende und Organisierende. Besonders erschreckend: Einige Täter seien mit dem Ziel gekommen, Paraden aktiv zu stören oder Teilnehmer einzuschüchtern.
Ein Beispiel: Beim CSD in einer mitteldeutschen Stadt wurden mehrere Menschen aus einer Gruppe heraus mit Getränken beworfen und homophob beleidigt. In einem anderen Fall in Bayern wurde eine Pride-Fahne verbrannt.
Forderung nach stärkerem Schutz
Die Stiftung fordert mehr Polizeipräsenz, konsequentere Strafverfolgung und präventive Maßnahmen. Zudem müsse es eine klare gesellschaftliche Haltung gegen Hass auf queere Menschen geben.
„CSDs sind nicht nur Feiern, sie sind politische Kundgebungen für gleiche Rechte“, betonte die Stiftung. „Dass sie immer häufiger Ziel von Angriffen werden, ist ein Angriff auf die demokratische Grundordnung selbst.“
Fazit
Der neue Bericht zeigt deutlich: Die Bedrohung für queere Veranstaltungen nimmt zu. Während CSDs einst vor allem als Symbol des Fortschritts galten, sind sie heute für viele Organisierende auch ein Sicherheitsrisiko.
Die steigende Zahl der Angriffe wirft eine drängende Frage auf:
Wie sicher ist Vielfalt in Deutschland noch – und wie entschlossen ist die Gesellschaft bereit, sie zu verteidigen?
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