Nach intensiven Recherchen des MDR steht eine polnischstämmige Großfamilie im Verdacht, bundesweit systematisch Menschen mit perfiden Betrugsmaschen geschädigt zu haben. Die Gruppe soll seit Jahren in zahlreichen Städten unterwegs sein und laut Ermittlern Millionenbeträge erbeutet haben. Besonders betroffen ist offenbar Mitteldeutschland – dort waren die mutmaßlichen Täter besonders aktiv.
Haustürbesuche als Masche – Arbeiten kaum oder völlig überteuert ausgeführt
Die Vorgehensweise wirkt auf den ersten Blick harmlos: Mitglieder der Großfamilie klingeln an Haustüren und bieten spontane Dienstleistungen wie Pflasterreinigung, Gehwegreparaturen oder Gartenarbeiten an. Die Preise klingen zunächst günstig, oft wird sogar mit einem „Sonderangebot“ geworben.
Doch laut den Recherchen steckt dahinter ein klares Muster:
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Arbeiten werden nicht oder nur mangelhaft ausgeführt,
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Endpreise liegen extrem über den zuvor genannten Beträgen,
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Betroffene fühlen sich häufig durch massiven Druck zur Zahlung genötigt.
Die Täter sollen dabei gezielt ältere oder alleinlebende Menschen ansprechen – Personen, die besonders leicht zu überrumpeln sind.
Chemnitz besonders betroffen – mindestens 150 Geschädigte
Allein in Chemnitz sind nach MDR-Angaben knapp 150 Opfer bekannt. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen, weil viele Betroffene aus Scham oder Unsicherheit keine Anzeige erstatten. Nach bisherigen Erkenntnissen hat die Familie mit den Einnahmen aus den betrügerischen Geschäften in der Stadt mindestens 17 Mehrfamilienhäuser gekauft. Dadurch könnten die Gewinne weiter in Immobilienwerte umgewandelt worden sein, um sie dem Zugriff der Behörden zu entziehen.
Bundesweite Strukturen – organisierter Betrug im großen Stil?
Die Hinweise deuten auf ein weit verzweigtes Netzwerk hin. Mitglieder der Familie sollen in mehreren Bundesländern unterwegs sein, oft nur wenige Tage an einem Ort, bevor sie weiterziehen. Polizeibehörden aus verschiedenen Regionen tauschen intensiv Informationen aus, um die Strukturen des mutmaßlichen Betrugsrings zu durchdringen.
Warum so viele Menschen auf die Masche hereinfallen
Experten erklären, dass Haustürgeschäfte oft erfolgreich sind, weil die Täter:
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vertrauenswürdig auftreten,
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schnell handeln und keine Bedenkzeit lassen,
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soziale Höflichkeit ausnutzen,
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und gezielt Druck aufbauen, etwa durch „heute oder nie“-Angebote.
Zudem wissen viele Verbraucher nicht, dass solche Geschäfte ein Widerrufsrecht von 14 Tagen haben – auch wenn die Arbeiten sofort beginnen sollen.
Behörden raten: Keine Spontanaufträge an der Haustür
Polizei und Verbraucherzentralen warnen eindringlich vor solchen Angeboten. Die Empfehlungen lauten:
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Keine Fremden auf dem Grundstück arbeiten lassen.
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Keine Barzahlungen an der Haustür.
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Schriftliche Verträge prüfen – niemals sofort unterschreiben.
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Nummern notieren, Menschen beschreiben, Belege aufbewahren.
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Bei Verdacht sofort Polizei informieren.
Viele Fälle können nur aufgeklärt werden, wenn sich Geschädigte melden.
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