Ein harmloses Tattoo hat für Pete Belton aus Ilkeston in Derbyshire (Großbritannien) ungeahnte Konsequenzen: Der 44-Jährige taucht mit seinem Unterarm-Tattoo in einem offiziellen US-Dokument auf – als vermeintliches Erkennungsmerkmal der venezolanischen Gang Tren de Aragua (TdA). Belton, der keinerlei Verbindung zur kriminellen Organisation hat, zeigte sich gegenüber der BBC entsetzt und besorgt um eine geplante USA-Reise mit seiner Familie.
Das Tattoo zeigt eine Uhr mit dem Geburtsdatum und der Uhrzeit seiner Tochter. Es war Teil eines Dokuments des US-Heimatschutzministeriums (DHS), das der Identifikation mutmaßlicher TdA-Mitglieder dient. Neben Beltons Motiv enthielt die Sammlung auch gängige Symbole wie Kronen, Sterne und das „Jumpman“-Logo von Michael Jordan. Einige der Bilder stammen laut Recherchen jedoch ursprünglich von Tattoo-Websites und Instagram-Accounts, ohne jeglichen Bezug zu Venezuela oder kriminellen Gruppen.
Beltons Tattoo wurde ursprünglich 2016 von einem Tätowierer aus Nottingham auf Instagram veröffentlicht. Die DHS-Version ist eine schlechtere Kopie desselben Fotos.
Die USA setzen zur Beurteilung mutmaßlicher Gangzugehörigkeit ein Punktesystem ein – allein Tattoos können dabei bis zu vier Punkte bringen. Ab acht Punkten droht bereits eine Festnahme oder Abschiebung. Zwar bestreitet das US-Einwanderungsamt, Personen allein auf Basis von Tätowierungen abzuschieben, doch gab es Fälle, in denen Tattoos (z. B. eine Krone mit „Mum“ und „Dad“) ausreichten, um Personen nach El Salvador zu deportieren.
Experten wie die venezolanische Journalistin Ronna Risquez kritisieren die Praxis. Sie betont, dass TdA keine einheitlichen Tattoo-Erkennungszeichen verwende und Tattoos keine Beweismittel für eine Gangmitgliedschaft seien.
Belton selbst hat inzwischen mehrere Fotos vorgelegt, um nachzuweisen, dass es sich bei dem fraglichen Motiv um sein privates Tattoo handelt. Dennoch bleibt er skeptisch: „Wenn ich Grenzbeamter wäre und mich mit diesem Tattoo sehen würde, würde ich auch denken: Den kenne ich aus dem Dokument.“ Ob die Familie ihre geplante Reise in die USA tatsächlich antreten wird, sei noch offen.
Kommentar hinterlassen