Ein Brandanschlag auf ein Lagerhaus in Leyton, Ost-London, im März 2023 hat internationale Sicherheitsbedenken ausgelöst: Wie nun bekannt wurde, wurde die Tat im Auftrag der russischen Söldnergruppe Wagner durchgeführt – von britischen Kleinkriminellen gegen Geld.
Fünf Männer wurden inzwischen wegen ihrer Beteiligung verurteilt, darunter der 25-jährige Drogendealer Dylan Earl aus Leicestershire, der die Verbindung zu Wagner über die Messenger-App Telegram herstellte. Die Anweisung zum Anschlag kam vom Telegram-Konto „Privet Bot“, das bereits in anderen europäischen Sabotagefällen in Verbindung mit der Wagner-Gruppe gebracht wurde.
Das Ziel des Anschlags war ein britisch-ukrainisches Unternehmen, das Kommunikationsausrüstung – darunter Starlink-Satellitenzubehör – für die Ukraine bereitstellte. Der verursachte Schaden beläuft sich auf über eine Million Pfund.
„Auftragsbrand“ im Namen Russlands
Am 20. März 2023 fuhren vier Männer in einem roten Kia Picanto zum Industriegebiet. Zwei davon, Nii Mensah und Jakeem Rose, stiegen aus, übergossen die Fassade mit Benzin und zündeten das Gebäude an – per Videoübertragung an Auftraggeber Earl. Ein LKW-Fahrer, der vor Ort schlief, konnte das Feuer teilweise löschen, doch der Schaden war erheblich.
Spuren zu Russland – neue Terrorgesetzgebung greift
Die Ermittlungen führten zur Identifikation der Auftraggeber und Unterstützer:
-
Dylan Earl gestand, für eine ausländische Macht (Russland) schwere Gewalttaten vorbereitet zu haben – eine neue Straftat gemäß dem britischen National Security Act.
-
Jake Reeves, ein Reinigungskraft am Flughafen Gatwick, hatte über Telegram Kontakt zu Earl und wurde ebenfalls wegen Zusammenarbeit mit einem ausländischen Nachrichtendienst verurteilt.
-
Nii Mensah, Jakeem Rose und Ugnius Asmena wurden wegen schwerer Brandstiftung verurteilt. Rose wurde zusätzlich wegen Waffenbesitzes schuldig gesprochen.
-
Ashton Evans, ein Drogendealer aus Wales, wurde verurteilt, weil er Informationen über eine geplante Entführung nicht an die Behörden weitergab.
Weiterer Anschlagsplan: Russischer Dissident im Visier
Ein weiterer geplanter Anschlag richtete sich gegen den in London lebenden russischen Geschäftsmann Evgeny Chichvarkin, einen Kritiker Putins, der medizinische Hilfsgüter in die Ukraine geliefert hatte. Das Ziel war seine Weinhandlung „Hedonism Wines“ und sein Restaurant „Hide“ in Mayfair. Die Angriffe kamen jedoch nicht zur Ausführung, da britische Anti-Terror-Ermittler den Plan rechtzeitig vereitelten.
Wagner-Kontakt forderte Gründung von „Partisanenzellen“
Die Ermittlungen zeigten zudem, dass der Kontakt „Privet Bot“ Earl aufforderte, ein eigenes Untergrundnetzwerk („Partisanenzellen“) im Vereinigten Königreich zu gründen und weitere Anschläge zu koordinieren. Wagner versuchte offenbar, gezielt junge, kriminelle Männer zu rekrutieren, um chaotische Zustände im Westen zu schaffen.
Urteil mit Signalwirkung
Bei der Urteilsverkündung am Londoner Old Bailey sprach Richterin Mrs. Justice Cheema-Grubb von einem Akt, den frühere Generationen schlicht als „Hochverrat“ bezeichnet hätten.
Commander Dominic Murphy, Leiter der Anti-Terror-Einheit der Londoner Polizei, erklärte:
„Russland agiert nach dem Anschlag von Salisbury 2018 auf neue Weise. Sie setzen nun auf Kleinkriminelle als Stellvertreter. Aber wir machen das Vereinigte Königreich zu einem feindlichen Umfeld für solche Operationen.“
Kommentar hinterlassen