In den USA mehren sich besorgniserregende Fälle antisemitischer Gewalt. Innerhalb weniger Wochen kam es zu mehreren Anschlägen mit mutmaßlich pro-palästinensischem Hintergrund – darunter ein tödlicher Schusswaffenangriff in Washington D.C. und ein Brandanschlag auf eine pro-israelische Versammlung in Boulder, Colorado.
Am 1. Juni warf ein Mann in Boulder mehrere Molotowcocktails auf eine Gruppe jüdischer Demonstrierender – darunter eine 88-jährige Holocaust-Überlebende, die schwere Verbrennungen erlitt. Der Täter rief „Free Palestine“ und gab später an, er habe gezielt pro-israelische Teilnehmende attackieren wollen. Zwölf Menschen wurden verletzt.
Bereits zuvor hatte ein Attentäter in Washington ein junges Paar vor einem jüdischen Museum erschossen – ebenfalls unter Berufung auf Gaza. Und im April war das Haus des jüdischen Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, mit Brandsätzen attackiert worden.
Die Angriffe treffen eine jüdische Gemeinschaft, die laut Experten bereits seit Jahren unter wachsendem Antisemitismus leidet. Laut einem aktuellen Bericht hat die Zahl antisemitischer Vorfälle in den USA im vierten Jahr in Folge einen Höchststand erreicht. Die Anti-Defamation League warnt vor einer zunehmenden „Normalisierung“ von Hass und Gewalt gegen Juden – befeuert durch politische Proteste, Online-Hetze und eine verschwimmende Trennlinie zwischen Kritik an Israel und Judenfeindlichkeit.
„Jüdisch zu sein in der Öffentlichkeit ist in den USA wieder gefährlich geworden“, sagt Oren Segal von der ADL. Sicherheitsvorkehrungen rund um Synagogen, Schulen und Veranstaltungen würden landesweit verschärft.
Für viele ist das eine schmerzhafte Realität. „Das ist eine Krise für jeden jüdischen Amerikaner“, sagt Lisa Turnquist, die in Boulder bei der Attacke eine Frau aus den Flammen rettete. Und trotzdem betont sie: „Jetzt erst recht. Wir dürfen nicht zurückweichen.“
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