Schnäppchen gehören für viele Menschen zur Vorweihnachtszeit genauso dazu wie Lichterketten und Geschenkpapier. Gerade online locken auffallend günstige Angebote für Parfüm, Elektrogeräte oder Spielzeug. Doch Fachleute warnen: Hinter vermeintlichen Top-Deals verbergen sich häufig Fälschungen. Besonders rund um Weihnachten nimmt der Handel mit Fake-Produkten deutlich zu – mit teils erheblichen Risiken für Verbraucher.
„Es wird im Grunde wirklich alles gefälscht. Die Fälscher sind sehr kreativ“, sagt Fiona Burg, Referentin beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) in München. Die Produktpalette reiche längst weit über klassische Luxusartikel hinaus. Neben Parfüm, Kleidung oder Designer-Schuhen geraten zunehmend Alltagsprodukte ins Visier der Fälscher – von Elektrogeräten über Spielzeug bis hin zu Kosmetik, Cremes oder sogar E-Zigaretten. Die Hersteller illegaler Kopien reagieren schnell auf Trends und neue Nachfrage.
Besonders problematisch: Die Fälschungen werden immer professioneller. Verpackungen, Logos und Produktbeschreibungen sind für Laien oft kaum noch von Originalen zu unterscheiden. Gerade in der stressigen Weihnachtszeit, wenn Geschenke schnell besorgt werden sollen, sinkt die Aufmerksamkeit vieler Käufer – ein Umstand, den Fälscher gezielt ausnutzen.
Die Dimension des Problems ist enorm. Allein im Jahr 2024 beschlagnahmte der Zoll in der Europäischen Union laut offiziellen Angaben 112 Millionen gefälschte Produkte. Der geschätzte Warenwert lag bei rund 3,8 Milliarden Euro – etwa 400 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. Experten gehen davon aus, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist, da viele Fälschungen unentdeckt in Umlauf bleiben.
Ein Blick auf die besonders häufig betroffenen Produktgruppen zeigt, wie allgegenwärtig das Problem ist. Zu den Top-Kategorien zählen CDs und DVDs mit knapp 35 Prozent, gefolgt von Spielzeug (rund 18 Prozent), Kleidung (7,5 Prozent), Accessoires wie Taschen oder Gürtel (6,3 Prozent), Zigaretten (4,4 Prozent) sowie Parfüm und Kosmetik (3 Prozent). Gerade Spielzeug- und Kosmetikfälschungen können dabei erhebliche Gesundheitsrisiken bergen, da sie oft nicht geprüfte Inhaltsstoffe enthalten oder Sicherheitsstandards nicht einhalten.
Fachleute raten Verbrauchern deshalb zu besonderer Wachsamkeit. Ein extrem niedriger Preis im Vergleich zum üblichen Marktwert ist ein erstes Warnsignal. Auch fehlende oder unvollständige Angaben zum Händler, mangelhafte Produktbeschreibungen, ungewöhnliche Zahlungsarten oder ein Sitz des Verkäufers außerhalb der EU sollten skeptisch machen. Bei Markenprodukten empfiehlt es sich, auf autorisierte Händler oder bekannte Plattformen mit klaren Rückgabe- und Gewährleistungsregeln zurückzugreifen.
Wer dennoch unsicher ist, sollte lieber auf ein vermeintliches Schnäppchen verzichten. Denn neben dem finanziellen Schaden drohen bei Fake-Produkten auch rechtliche Probleme, etwa wenn gefälschte Waren wissentlich weiterverkauft werden. Hinzu kommt: Der Kauf von Produktfälschungen unterstützt oft organisierte Kriminalität und untergräbt faire Arbeits- und Produktionsbedingungen.
Die Weihnachtszeit soll Freude bringen – nicht Ärger über wertlose oder gefährliche Geschenke. Ein kritischer Blick auf Angebote, ein wenig Geduld und der Kauf bei seriösen Anbietern sind daher der beste Schutz vor bösen Überraschungen unter dem Weihnachtsbaum.
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