1. Unternehmensprofil und Geschäftsmodell
Die hep global GmbH mit Sitz in Güglingen fungiert als Holdinggesellschaft des international tätigen hep-Konzerns. Der Konzern ist spezialisiert auf Photovoltaikprojekte und nachhaltige Kapitalanlagen.
Die Aktivitäten gliedern sich in:
- Services: Entwicklung, Bau und Betrieb von Solaranlagen.
- Investments: Konzeption und Vertrieb von Alternativen Investmentfonds (AIF) im Bereich erneuerbare Energien.
2023 lag der Fokus auf dem Ausbau der internationalen Aktivitäten (Markteintritt Polen), Digitalisierung (SAP S/4HANA-Einführung) sowie nachhaltiger Finanzierung (zweiter Green Bond).
2. Ertragslage
| Kennzahl | 2023 | 2022 | Veränderung |
|---|---|---|---|
| Umsatzerlöse | 14,707 Mio. € | 13,033 Mio. € | +12,8 % |
| Jahresüberschuss | 0,301 Mio. € | 0,531 Mio. € | −43,3 % |
| Ergebnisquote (ROS) | 2,0 % | 4,1 % | ↓ |
Analyse:
Trotz Umsatzsteigerung blieb die Ertragskraft schwach. Die Kostenstruktur (v. a. Personal und sonstige Aufwendungen) belastete das operative Ergebnis deutlich.
Haupttreiber:
- gestiegene Werbe- und Beratungskosten (+1,97 Mio. €),
- höhere Abschreibungen (ERP-System erstmals ganzjährig abgeschrieben),
- Zinsaufwendungen stiegen durch Fremdfinanzierung (2,76 Mio. €, +45 %).
Der Jahresüberschuss halbierte sich – dennoch wurde ein positives Ergebnis erzielt, was auf die interne Weiterverrechnung von Leistungen an Tochtergesellschaften zurückzuführen ist.
3. Vermögenslage
| Bilanzposten | 2023 (TEUR) | 2022 (TEUR) | Δ % |
|---|---|---|---|
| Anlagevermögen | 10.718 | 9.267 | +15,6 % |
| Umlaufvermögen | 46.205 | 26.615 | +73,7 % |
| Bilanzsumme | 57.046 | 35.993 | +58,6 % |
Analyse:
Die Bilanzsumme wuchs erheblich, was auf stark gestiegene Forderungen gegen verbundene Unternehmen (+11,6 Mio. €) und einen Aufbau liquider Mittel (+8 Mio. €) zurückzuführen ist.
Das Anlagevermögen stieg moderat, vor allem durch aktivierte Software und konzerninterne Darlehen.
Der hohe Forderungsbestand zeigt eine Konzernverflechtung mit interner Mittelweitergabe – ein typisches Merkmal von Holdingstrukturen.
4. Finanzlage und Kapitalstruktur
| Kennzahl | 2023 | 2022 | Bewertung |
|---|---|---|---|
| Eigenkapital | 1,15 Mio. € | 0,85 Mio. € | +35,5 % |
| Eigenkapitalquote | 2,0 % | 2,4 % | Sehr niedrig |
| Fremdkapitalquote | 98,0 % | 97,6 % | Hoch |
| Anlagendeckungsgrad I | 10,7 % | 9,1 % | Niedrig |
| Liquidität I (Cash Ratio) | 15,9 % | 2,2 % | Deutlich verbessert |
Interpretation:
Die Eigenkapitalquote von 2 % signalisiert eine extrem niedrige Eigenmittelausstattung. Das Unternehmen ist fast vollständig fremdfinanziert, insbesondere über:
- Anleihen (25,2 Mio. €),
- Darlehen von nahestehenden Personen (13,8 Mio. €),
- Verbindlichkeiten gegenüber Konzernunternehmen (12,9 Mio. €).
Die Liquidität hat sich jedoch massiv verbessert, was auf Kapitalzuflüsse innerhalb des Konzerns hinweist.
Langfristige Vermögenswerte sind laut Anhang durch Eigenkapital und mittelfristige Darlehen gedeckt – somit besteht keine Unterdeckung des Anlagevermögens.
5. Cashflow und Rentabilität
Mangels Kapitalflussrechnung nur qualitative Beurteilung:
- Operativer Cashflow: positiv zu erwarten, da keine Liquiditätsengpässe berichtet wurden.
- Investitions-Cashflow: moderat durch ERP- und IT-Investitionen.
- Finanzierungs-Cashflow: stark positiv durch Ausgabe einer Green Bond-Anleihe 2023/2028.
Rentabilität:
- Umsatzrendite (EBT/Umsatz) ~2 %
- Eigenkapitalrendite (JÜ/EK) ca. 26 % – rein rechnerisch hoch, aber durch geringe EK-Basis verzerrt.
Fazit: Ergebnis relativ stabil, aber auf dünner Eigenkapitaldecke.
6. Chancen & Risiken (aus Lagebericht)
Chancen:
- Starker Photovoltaikmarkt (Zubau 2023 global +350 GW).
- Neue Märkte: Polen, Kanada.
- „Artikel 9“-Impact-Fonds und Green Bonds stärken Nachhaltigkeitsprofil.
- Digitalisierung und Managed Accounts schaffen neue Einnahmequellen.
Risiken:
- Extrem niedrige Eigenkapitalquote → hohe Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern.
- Zinsänderungsrisiken bei Refinanzierungen.
- Cyberangriffe (bereits 2023 betroffen).
- Platzierungsrisiken bei Fonds (Investoren-Zurückhaltung).
- Währungsrisiken durch internationale Projekte (v. a. USD, CAD, JPY).
Das Unternehmen sieht trotz dieser Risiken keine Bestandsgefährdung (Bestätigungsvermerk bestätigt diese Einschätzung).
7. Fazit der Bilanzanalyse
| Bewertungskriterium | Einschätzung |
|---|---|
| Ertragslage | leicht rückläufig, aber profitabel |
| Vermögenslage | wachstumsorientiert, konzernintern stark vernetzt |
| Finanzlage | kritisch aufgrund extrem niedriger Eigenkapitalquote |
| Liquidität | deutlich verbessert, kurzfristig gesichert |
| Risikoprofil | hoch, aber kontrolliert (laut Wirtschaftsprüfer) |
| Gesamturteil | stabile, aber stark fremdfinanzierte Holdingstruktur mit moderatem Gewinn und strategischem Fokus auf Nachhaltigkeit und Internationalisierung. |
8. Empfehlung (analytisch)
Für Kreditgeber oder Investoren gilt:
- Bonität: niedrig bis mittel – abhängig von Konzernunterstützung.
- Stabilität: kurz- bis mittelfristig gesichert.
- Empfehlung: Eigenkapitalstärkung erforderlich (z. B. durch Thesaurierung oder Gesellschafterzuführungen), um Unabhängigkeit zu erhöhen.
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