Geschäftsjahr 2022 – Einordnung aus Sicht potenzieller Investoren
📊 1. Bilanzielle Ausgangslage (Vermögens- & Kapitalstruktur)
Aktiva (Vermögensstruktur)
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Bilanzsumme: EUR 10,17 Mio. (+23,5 % ggü. Vorjahr)
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Anlagevermögen: EUR 7,70 Mio. (Vorjahr: EUR 5,74 Mio.)
→ Anstieg hauptsächlich durch Investitionen in verbundene Unternehmen (+EUR 2 Mio.) -
Umlaufvermögen: EUR 2,47 Mio., davon:
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Forderungen ggü. verbundenen Unternehmen: EUR 1,76 Mio. → hohe konzerninterne Abhängigkeit
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Flüssige Mittel: EUR 359.348 (deutlich gestiegen ggü. Vorjahr)
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Forderungen aus Lieferungen und Leistungen: 0 EUR → Deutet auf kein aktives operatives Geschäft oder interne Leistungsverrechnung hin
Passiva (Kapitalstruktur)
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Negatives Eigenkapital: EUR -595.491,10
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Jahresfehlbetrag 2022: EUR -1,52 Mio.
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Verlustvortrag: EUR 907.437,42
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→ Eigenkapital vollständig aufgebraucht, Haftkapital (Stammkapital) nominell gedeckt, aber wirtschaftlich ausgehöhlt
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Investitionszuschüsse: EUR 9.375,36 (kleinere Fördermittel)
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Verbindlichkeiten: EUR 10,74 Mio., davon:
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Sonstige Verbindlichkeiten: EUR 10,45 Mio., fast ausschließlich langfristig (>8,47 Mio.) → unklarer Inhalt / Ursprung
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Bankverbindlichkeiten: vernachlässigbar (EUR 27,31)
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→ Extrem hohe Verschuldung ohne klare Mittelherkunft oder Zweckbindung im Anhang
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Verbindlichkeiten ggü. verbundenen Unternehmen: EUR 254.062 → konzerninterne Finanzierung?
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💰 2. Ertragslage (GuV-Analyse)
Erträge
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Gesamtumsatz: EUR 252.283 → starker Rückgang (Vorjahr: EUR 632.986,02)
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Miet-/Pachterlöse: EUR 115.653 → Rückgang um ca. 28 %
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Sonstige betriebliche Erträge: EUR 531.592
→ Vermutlich einmalige oder konzerninterne Erträge, nicht näher erläutert -
Kein Materialaufwand → Geschäft ohne Produktion / Wareneinsatz
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Aufwendungen
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Personalaufwand: EUR 255.357 (Vorjahr: EUR 224.062)
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Angestellte: 9 (VJ: 5) → leichter Mitarbeiteraufbau trotz rückläufiger Erträge
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Abschreibungen gesamt: EUR 1,1 Mio., davon:
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1,07 Mio. auf Umlaufvermögen (!) → mögliche massive Wertberichtigungen auf Forderungen
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Sonstige betriebliche Aufwendungen: EUR 413.951
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Geschäftsführerbezüge: EUR 123.960
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Hoher Beratungs- und Lizenzaufwand, Werbung, diverse Verwaltungskosten
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Finanzergebnis
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Zinsaufwand: EUR 528.864 (!)
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Zinserträge: EUR 10.225
→ Extrem negativer Saldo, klare Zinsbelastung durch hohe Fremdfinanzierung
Ergebnis
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Jahresfehlbetrag: EUR -1,52 Mio.
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Vorjahresverlust: EUR -311.381 → Verluste massiv gestiegen
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Ergebnisverschlechterung trotz Rückgang der operativen Tätigkeiten → Hinweis auf Abwertungen, nicht realisierte Erträge, hohe Kosten
🚩 3. Risikofaktoren aus Anlegersicht
A. Negatives Eigenkapital
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De facto Überschuldung → formell zwar laut Anhang keine Insolvenzgefahr, aber:
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Positive Fortbestehensprognose basiert auf internem Planungsgewinn von EUR 101.524, der nicht belastbar dokumentiert ist
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Fortführung des Unternehmens mit dieser Bilanzstruktur kritisch zu hinterfragen
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B. Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen
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Forderungen und Verbindlichkeiten sind nahezu ausschließlich konzernintern
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Fragen der Werthaltigkeit der langfristigen Forderungen nicht geklärt
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Risiko: Verkettung von Ausfallrisiken im Konzern
C. Intransparente „sonstige Verbindlichkeiten“
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EUR 10,45 Mio. an „sonstigen Verbindlichkeiten“, kaum erläutert
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Davon über EUR 8 Mio. mit Laufzeit >1 Jahr
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Ohne nähere Angaben schwer bewertbar, jedoch potenziell Fremdfinanzierung oder Schulden gegenüber Gesellschaftern
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Gefahr verdeckter Kapitalzuführung oder bilanzieller Kosmetik
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D. Abschreibungen auf Umlaufvermögen
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EUR 1,07 Mio. Wertberichtigungen auf Umlaufvermögen → hoher Abschreibungsbedarf trotz rückläufigem operativen Geschäft
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Indikator für schlechte Zahlungsmoral, Überbewertung oder Altlasten
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📈 4. Potenzielle Chancen
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Konzernstruktur mit mehreren verbundenen Unternehmen → Synergien denkbar, sofern funktionierend
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Positive Liquiditätsentwicklung (Cash-Quote verbessert sich auf 3,5 %)
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Eventuell strategischer Umbau in Holdingstruktur / Managementgesellschaft, was Rückschlüsse auf den Ertragsrückgang erlaubt (Rückzug aus operativem Geschäft?)
⚖️ 5. Fazit aus Investorensicht
🔴 Extrem hohes Risiko. Die You Will Like It Group GmbH weist eine tiefrote Ertragslage, ein negatives Eigenkapital und eine fragwürdige Bilanzstruktur mit intransparenten Positionen auf.
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Ohne signifikante Kapitalmaßnahmen, operative Sanierung oder Schuldenrestrukturierung ist mittelfristig keine tragfähige Fortführung erkennbar.
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Die hohe konzerninterne Verflechtung macht eine Einzelbewertung ohne Kenntnis der anderen Gruppengesellschaften unmöglich.
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Die angekündigte Gewinnprognose ist angesichts des Vorjahresverlaufs nicht überzeugend begründet.
🔎 Empfehlung: Nicht investierbar für konservative oder risikoaverse Anleger. Nur unter vollständiger Konzerntransparenz und bei Nachweis einer Turnaround-Strategie für spekulative Investoren mit hoher Risikobereitschaft überhaupt prüfenswert.
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