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Bilanzanalyse der You Will Like It Group GmbH (Stand 31.12.2022)

geralt (CC0), Pixabay
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Geschäftsjahr 2022 – Einordnung aus Sicht potenzieller Investoren


📊 1. Bilanzielle Ausgangslage (Vermögens- & Kapitalstruktur)

Aktiva (Vermögensstruktur)

  • Bilanzsumme: EUR 10,17 Mio. (+23,5 % ggü. Vorjahr)

  • Anlagevermögen: EUR 7,70 Mio. (Vorjahr: EUR 5,74 Mio.)
    → Anstieg hauptsächlich durch Investitionen in verbundene Unternehmen (+EUR 2 Mio.)

  • Umlaufvermögen: EUR 2,47 Mio., davon:

    • Forderungen ggü. verbundenen Unternehmen: EUR 1,76 Mio.hohe konzerninterne Abhängigkeit

    • Flüssige Mittel: EUR 359.348 (deutlich gestiegen ggü. Vorjahr)

  • Forderungen aus Lieferungen und Leistungen: 0 EUR → Deutet auf kein aktives operatives Geschäft oder interne Leistungsverrechnung hin

Passiva (Kapitalstruktur)

  • Negatives Eigenkapital: EUR -595.491,10

    • Jahresfehlbetrag 2022: EUR -1,52 Mio.

    • Verlustvortrag: EUR 907.437,42

    • Eigenkapital vollständig aufgebraucht, Haftkapital (Stammkapital) nominell gedeckt, aber wirtschaftlich ausgehöhlt

  • Investitionszuschüsse: EUR 9.375,36 (kleinere Fördermittel)

  • Verbindlichkeiten: EUR 10,74 Mio., davon:

    • Sonstige Verbindlichkeiten: EUR 10,45 Mio., fast ausschließlich langfristig (>8,47 Mio.) → unklarer Inhalt / Ursprung

    • Bankverbindlichkeiten: vernachlässigbar (EUR 27,31)

    • Extrem hohe Verschuldung ohne klare Mittelherkunft oder Zweckbindung im Anhang

    • Verbindlichkeiten ggü. verbundenen Unternehmen: EUR 254.062 → konzerninterne Finanzierung?


💰 2. Ertragslage (GuV-Analyse)

Erträge

  • Gesamtumsatz: EUR 252.283starker Rückgang (Vorjahr: EUR 632.986,02)

    • Miet-/Pachterlöse: EUR 115.653 → Rückgang um ca. 28 %

    • Sonstige betriebliche Erträge: EUR 531.592
      → Vermutlich einmalige oder konzerninterne Erträge, nicht näher erläutert

    • Kein Materialaufwand → Geschäft ohne Produktion / Wareneinsatz

Aufwendungen

  • Personalaufwand: EUR 255.357 (Vorjahr: EUR 224.062)

    • Angestellte: 9 (VJ: 5) → leichter Mitarbeiteraufbau trotz rückläufiger Erträge

  • Abschreibungen gesamt: EUR 1,1 Mio., davon:

    • 1,07 Mio. auf Umlaufvermögen (!) → mögliche massive Wertberichtigungen auf Forderungen

  • Sonstige betriebliche Aufwendungen: EUR 413.951

    • Geschäftsführerbezüge: EUR 123.960

    • Hoher Beratungs- und Lizenzaufwand, Werbung, diverse Verwaltungskosten

Finanzergebnis

  • Zinsaufwand: EUR 528.864 (!)

  • Zinserträge: EUR 10.225
    → Extrem negativer Saldo, klare Zinsbelastung durch hohe Fremdfinanzierung

Ergebnis

  • Jahresfehlbetrag: EUR -1,52 Mio.

  • Vorjahresverlust: EUR -311.381Verluste massiv gestiegen

  • Ergebnisverschlechterung trotz Rückgang der operativen Tätigkeiten → Hinweis auf Abwertungen, nicht realisierte Erträge, hohe Kosten


🚩 3. Risikofaktoren aus Anlegersicht

A. Negatives Eigenkapital

  • De facto Überschuldung → formell zwar laut Anhang keine Insolvenzgefahr, aber:

    • Positive Fortbestehensprognose basiert auf internem Planungsgewinn von EUR 101.524, der nicht belastbar dokumentiert ist

    • Fortführung des Unternehmens mit dieser Bilanzstruktur kritisch zu hinterfragen

B. Abhängigkeit von verbundenen Unternehmen

  • Forderungen und Verbindlichkeiten sind nahezu ausschließlich konzernintern

  • Fragen der Werthaltigkeit der langfristigen Forderungen nicht geklärt

  • Risiko: Verkettung von Ausfallrisiken im Konzern

C. Intransparente „sonstige Verbindlichkeiten“

  • EUR 10,45 Mio. an „sonstigen Verbindlichkeiten“, kaum erläutert

    • Davon über EUR 8 Mio. mit Laufzeit >1 Jahr

    • Ohne nähere Angaben schwer bewertbar, jedoch potenziell Fremdfinanzierung oder Schulden gegenüber Gesellschaftern

    • Gefahr verdeckter Kapitalzuführung oder bilanzieller Kosmetik

D. Abschreibungen auf Umlaufvermögen

  • EUR 1,07 Mio. Wertberichtigungen auf Umlaufvermögen → hoher Abschreibungsbedarf trotz rückläufigem operativen Geschäft

    • Indikator für schlechte Zahlungsmoral, Überbewertung oder Altlasten


📈 4. Potenzielle Chancen

  • Konzernstruktur mit mehreren verbundenen Unternehmen → Synergien denkbar, sofern funktionierend

  • Positive Liquiditätsentwicklung (Cash-Quote verbessert sich auf 3,5 %)

  • Eventuell strategischer Umbau in Holdingstruktur / Managementgesellschaft, was Rückschlüsse auf den Ertragsrückgang erlaubt (Rückzug aus operativem Geschäft?)


⚖️ 5. Fazit aus Investorensicht

🔴 Extrem hohes Risiko. Die You Will Like It Group GmbH weist eine tiefrote Ertragslage, ein negatives Eigenkapital und eine fragwürdige Bilanzstruktur mit intransparenten Positionen auf.

  • Ohne signifikante Kapitalmaßnahmen, operative Sanierung oder Schuldenrestrukturierung ist mittelfristig keine tragfähige Fortführung erkennbar.

  • Die hohe konzerninterne Verflechtung macht eine Einzelbewertung ohne Kenntnis der anderen Gruppengesellschaften unmöglich.

  • Die angekündigte Gewinnprognose ist angesichts des Vorjahresverlaufs nicht überzeugend begründet.

🔎 Empfehlung: Nicht investierbar für konservative oder risikoaverse Anleger. Nur unter vollständiger Konzerntransparenz und bei Nachweis einer Turnaround-Strategie für spekulative Investoren mit hoher Risikobereitschaft überhaupt prüfenswert.

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