Immer raffiniertere Online-Betrugsmaschen treffen zunehmend ältere Menschen. Zwei erschütternde Fälle aus den USA zeigen, wie schnell Lebensersparnisse verloren gehen – durch falsche FBI-Agenten, Liebeslügen und kryptische Zahlungsarten.
400.000 Dollar in Bitcoin, Geschenkkarten und Gold: Vater wird Opfer von Betrügern
James Yancy merkte erst spät, dass mit seinem Vater etwas nicht stimmte. Der 67-Jährige hatte angedeutet, „durch etwas zu gehen“, sprach aber nicht offen darüber – bis er an Halloween endlich erzählte, dass angeblich FBI und Finanzbehörden ihn vor Identitätsdiebstahl schützen wollten.
Doch das Gegenteil war der Fall: Sein Vater war auf Betrüger hereingefallen, die sich als FBI-Beamte ausgaben. Sie überredeten ihn, sein gesamtes Vermögen – rund 400.000 Dollar – in schwer nachverfolgbare Zahlungsformen umzuwandeln: Geschenkkarten, Bitcoin, Gold. Letzteres wurde persönlich abgeholt – mit dem Versprechen, das Geld werde nach dem „Ermittlungserfolg“ per Scheck zurücküberwiesen.
Yancy wusste sofort: ein Betrug. Doch da war es bereits zu spät.
Romance Scam: Mutter verliebt sich in einen Internet-„Musiker“
Auch Jennifer Daly erlebt den Albtraum: Ihre Mutter, zurückgezogen lebend in ländlichem Illinois, verliebte sich online in einen angeblichen Musiker namens „John“. Kennengelernt hatte sie ihn über Facebook Messenger.
Was als harmloser Chat begann, entwickelte sich zur vermeintlichen Beziehung – mit emotionaler Bindung und Geldforderungen. Innerhalb weniger Wochen schickte die Mutter mehr als 8.000 Dollar in Geschenkkarten.
Besonders perfide: Der angebliche „John“ behauptete, ein Prominenter mit Privatjet und irischem Landsitz zu sein. Daly und ihre Familie vermuten inzwischen eine psychische Beeinträchtigung – doch der emotionale Einfluss des Betrügers ist stark. „Man kann niemanden zwingen, sich helfen zu lassen, wenn er nicht will“, sagt Daly resigniert.
Online-Betrug wird gezielter – und teurer
Laut Amy Nofziger von der US-Verbraucherschutzorganisation AARP wenden sich Betrüger gezielt älteren Menschen zu: „Weil sie oft über Erspartes verfügen.“ Die Betrugsformen werden immer ausgefeilter – von falschen Behörden über Romance Scams bis zu Promi-Imitatoren.
Die FBI-Meldestelle für Internetkriminalität verzeichnete allein 2024 Schäden in Höhe von 16,6 Milliarden Dollar – die meisten Beschwerden kamen von Menschen über 60.
So erkennt man Online-Betrug: Warnsignale
Laut AARP und FBI sollten Angehörige und Betroffene besonders auf folgende Hinweise achten:
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Forderung nach Geld in unüblichen Formen (Krypto, Geschenkkarten, Gold)
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Bitte um Geheimhaltung oder Lügen gegenüber Familie
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Drohungen mit Verhaftung oder anderen Konsequenzen
Was Angehörige tun können
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Gespräche über Geld führen – sachlich, nicht autoritär
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Bank- und Konto-Benachrichtigungen aktivieren
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Betrugsszenarien durchspielen, ähnlich wie Notfallpläne (z. B. bei Feuer)
„Wenn es passiert, haben Betroffene dann ein mentales Reaktionsmuster“, sagt Nofziger.
Hilfe suchen, nicht schämen
James Yancy hat für seinen Vater Anzeige erstattet, ein Spendenkonto eingerichtet – und will künftig dessen Finanzen mit absichern. Wichtig sei: nicht urteilen, sondern helfen.
„Ich sagte: ‚Es tut mir leid, dass dir das passiert ist. Wir schaffen das gemeinsam.’“
Tipp: Die BaFin und Verbraucherzentralen in Deutschland warnen regelmäßig vor betrügerischen Plattformen. Wer betroffen ist, sollte umgehend Anzeige erstatten und rechtlichen Rat einholen.
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