Einleitung
Drei Wochen nach Beginn eines fragilen Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas nehmen die Spannungen wieder zu. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Verstöße gegen die Vereinbarung vor, wodurch der weitere Verlauf des Abkommens unsicher wird. Während bisher 16 von 33 geplanten Geiseln von der Hamas freigelassen wurden und Israel 656 palästinensische Gefangene entlassen hat, droht die Vereinbarung ins Stocken zu geraten.
Hamas wirft Israel Vertragsbruch vor
Die Hamas kündigte am Montag an, die nächste geplante Geiselfreilassung zu verschieben. Die Organisation wirft Israel vor, gegen das Abkommen zu verstoßen, indem es weiterhin Palästinenser in verschiedenen Teilen des Gazastreifens unter Beschuss nehme, die Rückkehr von Vertriebenen in den Norden verhindere und humanitäre Hilfe nicht im vereinbarten Umfang zulasse.
Zusätzlich beklagt die Hamas Verzögerungen bei der Lieferung lebenswichtiger Medikamente, Krankenhausausrüstung und Materialien für den Wiederaufbau. Das Gesundheitsministerium in Gaza meldete zudem 92 Todesopfer seit Beginn des Waffenstillstands infolge israelischer Militäraktionen. Internationale Vermittler wie die Vereinten Nationen und Katar haben Berichten zufolge versucht, temporäre Unterkünfte für die Bevölkerung nach Gaza zu bringen, was von Israel jedoch abgelehnt wurde.
Israel weist Vorwürfe zurück und droht mit Kriegsfortsetzung
Die israelische Regierung reagierte umgehend auf die Ankündigungen der Hamas. Verteidigungsminister Israel Katz bezeichnete die Verschiebung der Geiselfreilassung als „kompletten Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen“. Premierminister Benjamin Netanjahu drohte, die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen, falls Hamas die restlichen Geiseln nicht wie vereinbart bis Samstag freilasse.
Das israelische Militär erhöhte seine Einsatzbereitschaft im Süden des Landes und verstärkte Truppen in der Region. Zudem führte die Armee am Sonntag einen Angriff in Gaza-Stadt durch, bei dem drei Palästinenser getötet wurden. Israelische Regierungsvertreter zeigten sich auch entsetzt über den schlechten Zustand der bisher freigelassenen Geiseln.
US-Präsident Trump fordert härtere Gangart
US-Präsident Donald Trump, dessen Team an der Vermittlung des Waffenstillstands beteiligt war, forderte Israel auf, bei ausbleibender Geiselfreilassung den Deal zu beenden und die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen. Er sprach sich gegen das mehrstufige Freilassungsmodell aus und verlangte, dass alle Geiseln auf einmal zurückkehren müssten. Zudem deutete Trump an, dass die USA Pläne zur Übernahme und zum Wiederaufbau des Gazastreifens hätten.
Ungewisse Zukunft des Abkommens
Ob der Waffenstillstand Bestand haben wird, bleibt unklar. Die Vereinbarung besteht aus drei Phasen, von denen die erste bereits zur Hälfte umgesetzt wurde. Währenddessen wurden in Gaza einige israelische Truppen abgezogen, die Armee hält jedoch weiterhin wichtige Grenzregionen besetzt.
Verhandlungen über die zweite und dritte Phase des Abkommens haben bisher kaum Fortschritte gemacht. Netanjahu schickte erst verspätet eine Delegation nach Katar, während rechte Koalitionspartner in Israel darauf drängen, die Kampfhandlungen nach Ablauf der ersten Phase wieder aufzunehmen.
Internationale Vermittler aus Katar und Ägypten versuchen derzeit, die Einhaltung der Vereinbarung sicherzustellen. Dennoch bleibt offen, ob beide Seiten an dem Abkommen festhalten oder ob es in einer erneuten Eskalation enden wird.
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