Eine neue europaweite Untersuchung sorgt für Aufsehen: In einem Großteil gängiger Getreideprodukte wurden Rückstände der bedenklichen Chemikalie Trifluoracetat (TFA) nachgewiesen. Die Ergebnisse stammen aus einer aktuellen Studie des internationalen Pestizidnetzwerks PAN (Pesticide Action Network), vorgestellt von der österreichischen Umweltorganisation Global 2000. Die Funde werfen ernste Fragen zur Lebensmittelsicherheit und zur Zulassung bestimmter Pestizide auf.
TFA in 82 Prozent der Proben nachgewiesen
Von 66 untersuchten Getreideproben aus insgesamt 16 europäischen Ländern enthielten 54 messbare Mengen des Stoffes TFA – ein alarmierender Anteil von 82 Prozent. Besonders häufig und stark belastet waren laut der Studie Produkte aus Weizen wie Brot, Nudeln und Frühstücksflocken. Spitzenwerte lagen bei bis zu 360 Mikrogramm TFA pro Kilogramm – das ist etwa 100-mal höher als die durchschnittliche Belastung von Trinkwasser in der EU.
Auch österreichische Produkte betroffen
Global 2000 analysierte auch österreichische Lebensmittel wie Kaisersemmeln, Kornspitz und Semmelbrösel – mit durchweg belasteten Ergebnissen. Die aktuellen Daten bestätigen eine Untersuchung aus dem Juni 2025, die in Kooperation mit der Arbeiterkammer Oberösterreich durchgeführt wurde. Die Organisation fordert nun dringend politische Konsequenzen.
Was ist TFA und wie gelangt es in unser Essen?
TFA ist ein Abbauprodukt aus der Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS), oft als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt, weil sie in der Umwelt extrem langlebig sind. PFAS werden unter anderem in Pflanzenschutzmitteln eingesetzt, beispielsweise als Wirk- oder Zusatzstoffe in Unkrautvernichtungsmitteln. Über diese Pestizide gelangt TFA in Böden, Wasser und schließlich in Pflanzen – und damit in unsere Nahrung.
Warnung vor möglichen Gesundheitsrisiken
Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000 warnt vor den möglichen Folgen: TFA steht im Verdacht, die menschliche Fortpflanzung zu schädigen. Laut Burtscher-Schaden hatte der Chemiekonzern Bayer bereits 2021 gegenüber der EU eingeräumt, dass TFA in Tierversuchen schwere Fehlbildungen bei Föten verursachen könne. Bayer beantragte daher die offizielle Einstufung als „vermutlich reproduktionstoxisch beim Menschen“. Deutsche Behörden teilen diese Einschätzung bereits.
Forderung nach Pestizidverbot
Global 2000 ruft die EU-Staaten zum sofortigen Handeln auf. „Wir brauchen ein umgehendes Verbot PFAS-haltiger Pestizide“, so Burtscher-Schaden. Die Studienergebnisse zeigen aus Sicht der Organisation, dass das Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht länger ignoriert werden kann – auch wenn akute Gesundheitsgefahren laut derzeitiger Datenlage nicht ausgeschlossen, aber auch nicht abschließend belegt sind.
Die Debatte um PFAS in Lebensmitteln dürfte mit dieser Untersuchung eine neue Dringlichkeit erhalten. Verbraucherschutzorganisationen und Umweltverbände drängen nun auf politische Antworten – denn die „Ewigkeitschemikalien“ sind offenbar schon längst auf unseren Tellern angekommen.
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