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BBC-Krise: Schlüsselpersonen müssen sich vor Parlamentsausschuss verantworten

TheOtherKev (CC0), Pixabay
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Mehrere führende Persönlichkeiten, die im Zentrum der jüngsten Krise bei der BBC stehen, werden am Montag vor dem Kulturausschuss des britischen Parlaments befragt.

Im Fokus steht Michael Prescott, ein ehemaliger redaktioneller Berater der BBC, der interne Bedenken über die Berichterstattung des Senders geäußert hatte – darunter auch zur umstrittenen Bearbeitung einer Rede von Donald Trump in einer Panorama-Sendung. Prescott wird erstmals öffentlich zu den Vorfällen Stellung nehmen.

Ein internes Memo von Prescott war zuvor an die Presse durchgesickert und hatte Anfang des Monats zum Rücktritt von BBC-Generaldirektor Tim Davie sowie Nachrichtenchefin Deborah Turness geführt.

Ebenfalls vor dem Ausschuss aussagen werden BBC-Vorsitzender Samir Shah sowie die Vorstandsmitglieder Sir Robbie Gibb und Caroline Thomson. Shah steht zunehmend unter Druck wegen seines Umgangs mit der Affäre.

Kritik an BBC-Governance

Am Freitag trat zudem BBC-Vorstandsmitglied Shumeet Banerji zurück – er sprach von „Governance-Problemen“ in der Führung der BBC, was laut BBC-Medienredakteurin Katie Razzall als direkte Kritik an Samir Shah verstanden werden kann. Ihr zufolge macht Banerjis Rücktritt die bevorstehende Anhörung am Montag noch brisanter für Shah.

Auch Caroline Daniel, eine weitere ehemalige redaktionelle Beraterin, wird dem Ausschuss Rede und Antwort stehen. Die Sitzung beginnt um 15:30 Uhr (GMT) und soll nicht nur die aktuellen Vorgänge, sondern auch den allgemeinen Zustand des öffentlich-rechtlichen Senders beleuchten.

Hintergrund: Trump-Rede und Vorwürfe der Einseitigkeit

Shah hatte in einem Brief an den Ausschuss bereits für die „Fehleinschätzung“ bei der Bearbeitung von Trumps Rede am 6. Januar 2021 um Entschuldigung gebeten. In der betreffenden Panorama-Folge wurden zwei Passagen der Rede zusammengeschnitten, was zu scharfer Kritik führte. Trump droht nun mit einer milliardenschweren Klage gegen die BBC.

Prescotts internes Memo thematisierte darüber hinaus „systemische Probleme“ bei der Berichterstattung von BBC Arabic zum Israel-Gaza-Krieg sowie eine einseitige Darstellung von Transgender-Themen.

Debatte über politische Einflussnahme

Der Fall hat eine breitere Debatte über die politische Unabhängigkeit und die Zukunft der BBC entfacht. Kulturministerin Lisa Nandy äußerte sich besorgt über den Eindruck politischer Einflussnahme. Besonders kritisch sei, dass Vorstandsmitglieder politische Ernennungen seien – dies könne das Vertrauen in die Unparteilichkeit der BBC untergraben.

Sir Robbie Gibb, einst Kommunikationschef unter Premierministerin Theresa May, wurde 2021 von der konservativen Regierung in den BBC-Vorstand berufen und steht nun im Verdacht, redaktionell Einfluss genommen zu haben. Er ist Mitglied des BBC-Ausschusses für redaktionelle Richtlinien und Standards (EGSC), ebenso wie Shah, Davie und Thomson.

Die parlamentarische Anhörung am Montag wird sich insbesondere mit den Prozessen des EGSC beschäftigen und der Frage nachgehen, wie sichergestellt wird, dass BBC-Inhalte den redaktionellen Standards des Senders entsprechen.

Prescott und Daniel wurden 2022 als erste externe redaktionelle Berater eingesetzt, um den EGSC bei der Bewertung redaktioneller Risiken zu unterstützen. Beide bringen umfangreiche journalistische Erfahrung mit – Prescott war unter anderem Politikredakteur der Sunday Times, Daniel stellvertretende Chefredakteurin der Financial Times.

Zukunft der BBC steht auf dem Spiel

Ausschussvorsitzende Caroline Dinenage (Konservative) bezeichnete den Rücktritt von Tim Davie als „bedauerlich“, betonte jedoch: „Die Wiederherstellung des Vertrauens in die BBC muss jetzt oberste Priorität haben.“

„Der Vorstand der BBC muss nun die lange Aufgabe beginnen, den Ruf der BBC im In- und Ausland wiederherzustellen – nach dem Schaden, den eine scheinbar nicht enden wollende Serie von Krisen und Fehltritten angerichtet hat“, so Dinenage.

Die BBC steht unter erheblichem Druck, ihre redaktionelle Glaubwürdigkeit zu sichern und ihre Rolle als öffentlich-rechtlicher Sender in einer sich wandelnden Medienlandschaft neu zu definieren – während sie sich gleichzeitig auf mögliche rechtliche Schritte eines der mächtigsten Männer der Welt vorbereiten muss.

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