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BBC-Enthüllung: Georgische Polizei soll Giftstoff aus dem Ersten Weltkrieg gegen Demonstranten eingesetzt haben

Vilkasss (CC0), Pixabay
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Eine Recherche der BBC legt nahe, dass die georgischen Behörden bei regierungskritischen Protesten im vergangenen Jahr einen chemischen Kampfstoff aus dem Ersten Weltkrieg eingesetzt haben. Zahlreiche Demonstrierende berichten von anhaltenden Vergiftungserscheinungen, die weit über die üblichen Reaktionen auf Reizgas hinausgehen.

Protestierende berichten von brennender Haut und wochenlangen Symptomen

Die Vorfälle ereigneten sich während massiver Demonstrationen in Tiflis im November 2024, nachdem die Regierung überraschend angekündigt hatte, die Gespräche über einen EU-Beitritt auszusetzen.

Wie mehrere Demonstrierende gegenüber der BBC schildern, habe sich das aus Wasserwerfern versprühte Gemisch „wie brennende Säure“ angefühlt.

„Man konnte spüren, wie das Wasser brannte – und es ließ sich nicht abwaschen“, beschreibt ein junger Demonstrant die Situation.

Viele Betroffene entwickelten im Anschluss anhaltende Atembeschwerden, anhaltenden Husten, starke Hautreizungen und Erbrechen, das teils über Wochen anhielt.

Ein junger Mann, der am Augenrand noch Rötungen trägt, beschreibt, wie seine Haut direkt nach dem Kontakt zu brennen begann. Fotos zeigen Demonstranten mit tränenden Augen, roten Hautstellen und Atemnot.

Experten: Hinweise deuten auf „Camite“ – ein kaum bekanntes Kampfmittel

Laut BBC Eye Investigations sprechen Analysen von Fachleuten für den Einsatz von „Camite“, einem chemischen Stoff, den Frankreich im Ersten Weltkrieg gegen deutsche Truppen einsetzte.

Camite gilt als extrem reizend, mit langanhaltenden toxischen Effekten. Das Kampfmittel wurde vermutlich in den 1930er-Jahren aus dem militärischen Einsatz genommen – unter anderem wegen seiner schweren Nebenwirkungen.

Während moderne Polizeikräfte üblicherweise CS-Gas (Tränengas) verwenden, weist die Vielzahl der Symptome darauf hin, dass hier ein deutlich aggressiverer Wirkstoff zum Einsatz gekommen ist.

Whistleblower aus der Polizeieinheit bestätigen Einsatz ungewöhnlicher Substanzen

Interne Quellen aus Georgiens Bereitschaftspolizei berichten laut BBC von neuen chemischen Mischungen, die im Zuge der Proteste eingesetzt wurden.

Ein Beamter sagte anonym:

„Uns wurde gesagt, es sei stärker als CS-Gas. Aber niemand erklärte uns, wie gefährlich es ist.“

Chemiewaffenexperten, die die Aufnahmen und Symptomberichte prüften, halten die Nutzung von Camite für plausibel.

Regierung weist alle Vorwürfe zurück

Die georgische Regierung reagierte empört auf die BBC-Recherche und bezeichnete die Ergebnisse als „absurd“. Man habe ausschließlich im Rahmen der Gesetze gehandelt – gegen „brutale Kriminelle“, die Polizeikräfte angegriffen hätten.

Offizielle Stellen dementieren jeglichen Einsatz verbotener Substanzen und behaupten, genutzt worden seien lediglich Standardmittel zur Aufstandsbekämpfung.

Proteste richteten sich gegen EU-Kurs der Regierung

Die Demonstrationen begannen am 28. November 2024 und richteten sich gegen die politische Entscheidung der Regierungspartei, die EU-Beitrittsgespräche auf Eis zu legen.

Die EU-Mitgliedschaft ist in der georgischen Verfassung verankert – und für viele Bürger Ausdruck einer proeuropäischen Zukunft. Das abrupte Aussetzen des Prozesses löste landesweite Proteste aus.

Vor dem Parlament in Tiflis versammelten sich tausende Menschen – darunter auch Konstantine Chakhunashvili, einer der Betroffenen, die bis heute über gesundheitliche Langzeitfolgen klagen.

Ein Fall, der internationale Fragen aufwirft

Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass ein veralteter chemischer Kampfstoff in Europa gegen Zivilisten eingesetzt wurde, könnte dies weitreichende Konsequenzen haben:

  • mögliche Verstöße gegen internationale Konventionen

  • diplomatische Spannungen mit der EU

  • Forderungen nach unabhängigen Untersuchungen

  • gesundheitliche Folgeschäden für hunderte Demonstrierende

Die BBC kündigte an, ihre Recherche fortzusetzen und weitere Beweise auszuwerten.

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