Der Pharma- und Agrarkonzern Bayer hat nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten in den USA einen wichtigen Teilerfolg erzielt. Das Unternehmen gab bekannt, eine Grundsatzvereinbarung zur Beilegung sämtlicher Klagen im Zusammenhang mit dem Sky Valley Education Center im US-Bundesstaat Washington geschlossen zu haben. Die Fälle betreffen die Belastung des Schulgebäudes mit PCB (polychlorierte Biphenyle), einem früher häufig verwendeten Industrie- und Bauchemikalienstoff.
Details der Vereinbarung
Die Einigung umfasst nach Unternehmensangaben sämtliche noch anhängigen Verfahren, die im Zusammenhang mit diesem Schulgebäude eingereicht worden sind. Nicht umfasst sind jedoch bereits abgeschlossene Verfahren, bei denen Gerichte Urteile zu Ungunsten von Bayer gefällt haben. Hier muss der Konzern weiterhin mit Schadenersatzzahlungen rechnen.
Konkrete finanzielle Details der Einigung wurden bislang nicht veröffentlicht. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass es sich um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag handeln könnte, da es in den USA zu Sammelklagen mit einer Vielzahl von Klägern gekommen war.
Hintergrund: Altlasten aus Monsanto-Übernahme
Die Auseinandersetzungen rund um PCB und Glyphosat haben ihren Ursprung in der Übernahme des US-Saatgut- und Agrarchemiekonzerns Monsanto durch Bayer im Jahr 2018. Für rund 63 Milliarden US-Dollar holte sich Bayer damals das Unternehmen ins Haus – und mit ihm eine ganze Reihe juristischer Risiken.
-
PCB: Polychlorierte Biphenyle wurden bis Ende der 1970er-Jahre in vielen Ländern in Baumaterialien, Farben und Dichtungsmitteln eingesetzt. Später stellte sich heraus, dass sie hochgiftig und krebserregend sein können. In den USA haben zahlreiche Kommunen und Schulen Bayer als Nachfolger von Monsanto verklagt, da sie für die hohen Sanierungskosten aufkommen müssen.
-
Glyphosat: Der umstrittene Unkrautvernichter „Roundup“ hat weltweit zu einer Flut von Klagen geführt. Kläger machen geltend, Glyphosat habe bei ihnen Krebserkrankungen verursacht. Auch hier laufen noch tausende Verfahren in den USA.
Finanzielle Belastungen für Bayer
Die Klagen haben den Konzern in den vergangenen Jahren stark belastet. Milliardenrückstellungen mussten gebildet werden, die den Gewinn schmälerten. Der Börsenkurs von Bayer hat seither erheblich gelitten. Mit der jetzigen Einigung könnte Bayer einen wesentlichen Teil der Rechtsrisiken im PCB-Komplex ausräumen.
Für Anleger bedeutet dies eine spürbare Entlastung, wenngleich die Altlasten aus Glyphosat weiterhin schwer auf dem Konzern lasten. Analysten sehen die Einigung daher zwar als positives Signal, warnen jedoch, dass noch immer hohe finanzielle Risiken bestehen.
Bedeutung für die Zukunft
Der Konzern versucht seit Jahren, Vertrauen am Kapitalmarkt zurückzugewinnen. Vorstandschef Bill Anderson hat mehrfach betont, dass man sich nicht nur auf juristische Vergleiche konzentriere, sondern auch auf eine Neuaufstellung des Konzerns mit Fokus auf Pharmaforschung und Pflanzenschutz.
Die Einigung im PCB-Komplex könnte den Weg freimachen, um sich stärker auf diese strategischen Fragen zu konzentrieren – vorausgesetzt, es gelingt Bayer, auch in den Glyphosat-Prozessen weitere Fortschritte zu erzielen.
Kommentar hinterlassen