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Barcelona zwischen Dürre und Flut: Wasserkrise trotz extremer Regenfälle

Pexels (CC0), Pixabay
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Die katalanische Hauptstadt Barcelona kämpft weiterhin mit Wasserknappheit, obwohl die Region in den letzten Monaten von extremen Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht wurde. Während die Böden ausdörren und Stauseen auf historische Tiefstände fallen, verursachen plötzliche Unwetter gleichzeitig katastrophale Fluten. Ein paradoxes Wasserproblem, das sich durch den Klimawandel weiter verschärft.

Dürre inmitten von Sturzfluten – ein Klimadilemma

In Parc de Joan Miró, einem beliebten Stadtpark in Barcelona, spiegelt sich die Situation deutlich wider: Die Brunnen sind trocken, Palmen verdorren, und der Boden ist staubiger denn je. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich ein riesiges Wasserreservoir, das sich bei starken Regenfällen schnell füllt – ein Symbol für Barcelonas extremes Wasserproblem: Mal gibt es zu viel, mal viel zu wenig.

„Wir leiden unter einer schweren Dürre, aber gleichzeitig erleben wir die Auswirkungen extremer Niederschläge“, erklärt Marc Prohom, Leiter der Klimatologie beim meteorologischen Dienst Kataloniens.

Nach drei Jahren extremer Trockenheit riefen die Behörden Anfang 2024 den Dürre-Notstand aus. Die Wasserreserven sind so knapp, dass auch Anfang 2025 strenge Einschränkungen gelten: Haushalte dürfen höchstens 200 Liter Wasser pro Tag verbrauchen – weniger als eine volle Badewanne. Gärten bewässern, Pools füllen oder Autos waschen? Streng verboten. Öffentliche Duschen an Stränden wurden abgeschaltet, und viele Stauseen mussten fast vollständig entleert werden, da das verbleibende Wasser sonst zu giftig geworden wäre.

Wenn Regen nicht hilft: Warum Überschwemmungen die Dürre nicht lindern

Der extreme Regen im Herbst 2024 brachte zwar Überschwemmungen, doch er reichte nicht aus, um die Dürre zu lindern. Besonders betroffen war Valencia, wo eine Sturzflut über 200 Menschenleben forderte. Diese Wetterphänomene – in Spanien „Dana“ genannt – nehmen durch den Klimawandel an Häufigkeit und Intensität zu.

Ein Dana entsteht, wenn warme, feuchte Mittelmeerluft auf kalte Luftmassen in großer Höhe trifft. Das Ergebnis: gigantische Regenmengen binnen weniger Stunden. Manche Stürme bringen mehr Niederschlag als die gesamte Region in einem Jahr. Doch das Wasser kann oft nicht gespeichert werden, da es meist in städtische Gebiete oder ungeeignete Flächen fällt, wo keine Staudämme vorhanden sind.

„Wir können gleichzeitig unter Wasserknappheit und Überschwemmungen leiden“, erklärt Julia Martínez, Leiterin der Stiftung für eine Neue Wasserkultur. „Viele Hochwasserschutzmaßnahmen verschlimmern das Problem, weil sie die Fluten nur weiterleiten, anstatt sie aufzufangen.“

Neue Strategien gegen die Wasserkrise

Barcelona setzt auf eine Mischung aus Infrastrukturprojekten und alternativen Wasserquellen, um sich gegen zukünftige Krisen zu wappnen.

  1. Meerwasserentsalzung: Seit der Dürrekrise 2008 wurde Europas größte Entsalzungsanlage am Llobregat-Fluss gebaut, die mittlerweile ein Drittel des Trinkwassers für Barcelona liefert. Drei weitere Anlagen sind bis 2027 geplant.
  2. Wasserwiederverwendung: Rund 25 % des Trinkwassers stammen inzwischen aus aufbereitetem Abwasser – ein wachsender Trend, um Abhängigkeit von Niederschlägen zu verringern.
  3. Sickeranlagen und Schwammstadt-Konzepte: Barcelona experimentiert mit speziellen Böden, Wassergärten und unterirdischen Zisternen, um Starkregen besser aufzunehmen.

Ein Beispiel für diesen Ansatz ist das unterirdische Wasserreservoir unter Parc de Joan Miró. Dieses hilft jedoch nicht, die Dürre zu bekämpfen, sondern verhindert, dass Starkregen die Kanalisation überlastet und Überschwemmungen verursacht. Das gesammelte Wasser wird anschließend ins Meer geleitet.

Der Kampf ums Wasser wird härter

Barcelona zählt mit 1,6 Millionen Einwohnern zu den Städten mit dem geringsten Wasserverbrauch pro Kopf in Europa – doch der Klimawandel könnte die Versorgung langfristig gefährden.

„Wir müssen unsere Wassernutzung komplett überdenken“, warnt Fernando Cabello, Wasserexperte der Stadtverwaltung. Während wohlhabende Viertel mit Gärten und Pools viel Wasser verbrauchen, könnte eine neue Tarifstruktur für gerechtere Verteilung sorgen. Zudem sollen neue Gebäude mit Grauwasser-Systemen ausgestattet werden, die Wasser aus Duschen und Abflüssen recyceln.

Doch die größte Herausforderung bleibt die Anpassung der gesamten Region an das neue Klima. Olivenhaine in Katalonien haben 2024 bereits 50 % ihrer Ernte verloren, weil nicht genug Wasser zur Verfügung steht. Die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen wurde um 80 % reduziert.

Fazit: Barcelona zwischen zwei Extremen

Die katalanische Hauptstadt steht vor einer paradoxen Herausforderung: Extremregen sorgt für Überschwemmungen, hilft aber nicht gegen die Dürre. Während Wasserspeicher leerlaufen, reißen Sturzfluten ganze Stadtviertel mit sich. Die Frage ist nicht mehr, ob Barcelona genug Wasser hat – sondern, wie es sinnvoll genutzt und gespeichert werden kann.

Eine Zukunft ohne Wasserknappheit scheint in weite Ferne zu rücken – aber mit den richtigen Maßnahmen könnte Barcelona zumindest verhindern, dass es gleichzeitig verdurstet und ertrinkt.

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