Galaxien sind für viele von uns das Sinnbild kosmischer Weite – riesige, geheimnisvolle Sternsysteme, deren Schönheit selbst auf zweidimensionalen Bildern Ehrfurcht weckt. Doch was wäre, wenn wir diese fernen Wunder in dreidimensionaler Tiefe sehen könnten? Nicht als flache Fotos, sondern als lebendige Räume, die unsere Vorstellungskraft sprengen?
Genau das hat nun eine außergewöhnliche Kooperation möglich gemacht: Queen-Gitarrist Sir Brian May, Physikprofessor Derek Ward-Thompson und Astrofotograf J-P Metsavainio haben mit ihrem neuen Werk Islands in Infinity: Galaxies 3D eine neue visuelle Dimension des Weltalls eröffnet – mithilfe aufwendig hergestellter Stereobilder.
Wenn Rockstars Galaxien vermessen
Sir Brian May ist nicht nur Musiker, sondern auch promovierter Astrophysiker und passionierter Stereofotograf. Mit seiner London Stereoscopic Company hat er bereits mehrere erfolgreiche Bücher veröffentlicht, darunter Mission Moon 3D und Cosmic Clouds. Doch diesmal wollte das Trio größer denken: Hunderte Millionen Galaxien standen im Fokus – riesige Sterneninseln, oft Millionen Lichtjahre entfernt.
„Wir wollten zeigen, wie Galaxien wirklich aussehen würden, wenn man sie aus zwei Perspektiven betrachten könnte, die Lichtjahre voneinander entfernt sind“, erklärt Sir Brian.
Da das mit realen Kameras im Weltraum natürlich unmöglich ist, kam die Magie von J-P Metsavainio ins Spiel. Er nutzt jahrzehntelange Aufnahmen und wissenschaftliche Daten, um die nötige Parallaxenverschiebung künstlich zu erzeugen – also den Unterschied im Blickwinkel, den zwei Augen hätten, wenn sie Milliarden Kilometer voneinander entfernt wären. Das Ergebnis: spektakuläre 3D-Bilder, ganz ohne KI, sondern per aufwendiger manueller Arbeit erzeugt.
Forschung trifft Faszination
Mitautor Derek Ward-Thompson bringt die wissenschaftliche Tiefe ins Projekt. Einer der im Buch gezeigten Galaxien widmete er sogar seine gesamte Doktorarbeit – er erforscht sie seit über 40 Jahren. Im Buch beschreibt er, wie sich unser Wissen über Galaxien in dieser Zeit dramatisch verändert hat.
„Früher dachte man, unsere Milchstraße sei eine klassische Spiralgalaxie. Heute wissen wir, dass sie in Wahrheit eine Balkenspiralgalaxie ist – mit Spiralarmen, die von den Enden eines zentralen Balkens ausgehen“, erklärt Ward-Thompson. Erkenntnisse wie diese verdanken wir neuen Weltraumteleskopen, Infrarotsatelliten und Technologien, die vor 40 Jahren noch undenkbar waren.
Bilder, die Geschichten erzählen
Das Buch enthält einige der farbenprächtigsten und detailreichsten Aufnahmen weit entfernter Galaxien, die je in 3D gezeigt wurden. Mit einem speziellen Betrachter – dem von Sir Brian entworfenen „Owl Viewer“ – lassen sich die Bilder in echter räumlicher Tiefe erleben. Metsavainio musste dafür oft störende Sterne aus der Milchstraße entfernen, um den Blick auf die eigentliche Galaxie freizulegen.
„Ich bin ein Sternenzerstörer – und wahrscheinlich auch Planetenkiller“, sagt Metsavainio mit einem Augenzwinkern. „Wenn man Andromeda in 3D sieht, nachdem ich alle vorderen Sterne entfernt habe, wird einem klar: Zwischen uns und dieser Galaxie liegen 2,5 Millionen Lichtjahre – und nichts als Leere. Das ist einfach überwältigend.“
Einige seiner Werke haben ihn über ein Jahrzehnt gekostet. Ein Bild der Milchstraße, das im Rahmen der Buchvorstellung gezeigt wurde, erforderte über 1.200 Einzelaufnahmen und 12 Jahre Arbeit.
Ein Kosmos zum Staunen – nicht nur für Fachleute
Islands in Infinity: Galaxies 3D soll nicht nur Expert:innen begeistern. Ziel ist es, das Thema Astronomie für alle zugänglich zu machen – mit verständlichen Texten, beeindruckender Optik und einer persönlichen Note.
„Wir erzählen nicht nur von Sternen und Gas, sondern auch die Geschichte der Menschen, die hinter diesen Entdeckungen stehen“, so Ward-Thompson. „Es ist auch ein Buch über wissenschaftliche Neugier und Entdeckergeist.“
Sir Brian ergänzt: „Jeder, der ein Bild einer Galaxie sieht, denkt: ‚Wow, was ist das?‘ Dieses Buch soll genau da ansetzen – ohne Fachchinesisch, aber mit faszinierenden Bildern und klarer Sprache.“
Mit neuen Super-Teleskopen wie dem Vera-C-Rubin-Observatorium, das 2024 in Chile eröffnet wurde, stehen wir erst am Anfang einer neuen Ära der Himmelsbeobachtung – und dieses Buch liefert den passenden, dreidimensionalen Einstieg.
📘 Islands in Infinity: Galaxies 3D
Erhältlich online über die London Stereoscopic Company – inklusive 3D-Betrachter.
Kommentar hinterlassen