Deutschlands Apotheken schlagen Alarm: Die Medikamentenversorgung bleibt ein Sorgenkind. Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Regina Overwiening, warnt in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ eindringlich vor einem erneuten Lieferengpass in der kommenden Wintersaison. Schon jetzt seien über 500 Medikamente offiziell als schwer verfügbar eingestuft – Tendenz: besorgniserregend.
Besonders dramatisch sei die Lage bei Antibiotika-Säften für Kinder, die in der kälteren Jahreszeit dringend gebraucht würden. Auch Asthma-Medikamente und Präparate zur Behandlung von ADHS seien weiterhin Mangelware. Zwar sei die Versorgung mit gängigen Fiebermitteln, Erkältungspräparaten und Hustensäften derzeit noch gesichert, betont Overwiening – doch wie lange das so bleibt, sei ungewiss.
Globale Abhängigkeiten als Wurzel des Problems
Ein zentrales Problem: die massive Abhängigkeit Europas von wenigen Produktionsstandorten in Asien. Vor allem China und Indien stellen den Großteil der für Medikamente benötigten Wirkstoffe her. „Wenn es dort zu Produktionsausfällen, Qualitätsproblemen oder Exportbeschränkungen kommt, spüren wir das hier in Deutschland innerhalb kürzester Zeit“, warnt Overwiening.
Die aktuelle Situation offenbart erneut die Verwundbarkeit der globalisierten Arzneimittel-Lieferketten. Bereits in den vergangenen Wintern hatten viele Apotheken mit leeren Regalen zu kämpfen – Eltern suchten verzweifelt nach Antibiotika für ihre Kinder, Hausärzte mussten auf alternative Therapieformen zurückgreifen.
Forderung nach strukturellem Wandel
Der Apothekerverband fordert von der Politik nun klare Maßnahmen zur Versorgungssicherheit: Eine Diversifizierung der Produktionsstandorte, mehr Arzneimittelproduktion in Europa und eine bessere Bevorratung seien dringend erforderlich. Overwiening betont: „Wir brauchen keine Notlösungen, sondern strukturelle Veränderungen, um die Arzneimittelversorgung nachhaltig zu sichern.“
Ob die Politik diesen Appell rechtzeitig aufgreift, bleibt abzuwarten – doch klar ist: Ohne Kurskorrektur droht Deutschland erneut ein Winter, in dem dringend benötigte Medikamente zur Mangelware werden.
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