Unternehmen: hep energy GmbH, Güglingen
Konzernzugehörigkeit: 100 % Tochter der hep global GmbH
Geschäftsjahr: 01.01.2023 – 31.12.2023
Prüfung: Nordwest Revision GmbH, uneingeschränkter Bestätigungsvermerk (25.07.2024)
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Unternehmensprofil & Geschäftsmodell
Die hep energy GmbH ist das operative Kernunternehmen des hep-Konzerns und spezialisiert auf:
- Projektentwicklung, Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen,
- internationale Tätigkeit (Deutschland, USA, Japan; über Tochtergesellschaften auch in Kanada, Polen),
- Dienstleistungen wie Monitoring, Wartung und Betrieb Dritter.
Im Geschäftsjahr 2023 wurde erstmals das neue Produkt „hep yolar“ eingeführt (Gewerbe-Dachanlagen ≥ 100 kWp).
Strategisch fokussiert sich das Unternehmen auf:
- Ausbau der Projektpipeline (v. a. Freiflächenanlagen in Deutschland),
- Markteintritt in neue europäische Länder (Polen),
- Engagement in Agri-Photovoltaik („Shared-Solar“-Projekte).
2️⃣ Wesentliche Kennzahlen 2023 (Vj. 2022)
| Kennzahl | 2023 (EUR) | 2022 (EUR) | Veränderung |
|---|---|---|---|
| Umsatzerlöse | 13.448.650 | 18.851.717 | ▼ –28,7 % |
| EBIT | –2.900.000 | 3.100.000 | ▼ –193,5 % |
| Jahresergebnis | –3.007.103 | +2.148.935 | ▼ –5,16 Mio. € |
| Eigenkapital | 2.176.469 | 5.183.572 | ▼ –58,0 % |
| Bilanzsumme | 38.890.774 | 33.176.464 | ▲ +17,2 % |
| EK-Quote | 5,6 % | 15,6 % | ▼ –10 PP |
| Materialaufwandquote | 22,2 % | 21,6 % | leicht gestiegen |
| Personalaufwand | 1.847.806 | 1.451.816 | ▲ +27,3 % |
| Mitarbeiterzahl | 22 | 19 | ▲ +3 MA |
| Cashbestand | 0 € | 0 € | – (Cashpool mit Konzern) |
3️⃣ Ertragslage
Umsatzentwicklung:
Die Erlöse sanken deutlich um 5,4 Mio. €, hauptsächlich wegen ausbleibender Großprojektverkäufe.
- Projektentwicklungsleistungen: 12,8 Mio. € (Vj. 17,3 Mio. €)
- Errichtung/Betrieb Solarparks: 0,6 Mio. € (Vj. 1,6 Mio. €)
Ein wesentlicher Umsatzträger war ein kanadisches Großprojekt (5,9 Mio. € Vergütung). 2022 waren US-Projekte erlöswirksam (8,6 Mio. €).
EBIT-Entwicklung:
Das operative Ergebnis drehte von +3,1 Mio. € auf –2,9 Mio. €, bedingt durch:
- geringere Projektverkäufe,
- höhere Servicekosten im Konzernverbund (+0,8 Mio. €),
- gestiegene Personalkosten (+0,4 Mio. €),
- keine aktivierten Bestandsänderungen,
- sinkende Währungserträge (–1,0 Mio. €).
EBIT-Marge: –21,6 % (Vj. +16,7 %) → deutlich negativ.
Finanzergebnis: –0,5 Mio. € (Zinsaufwand > Zinsertrag).
Steuern: +0,3 Mio. € Ertrag durch Verlustvorträge.
→ Jahresfehlbetrag: –3,0 Mio. €
Bewertung:
Die Ertragslage gilt laut Lagebericht als nicht zufriedenstellend, aber strukturell bedingt durch Entwicklungszyklen. 2024 wird ein noch niedrigerer Umsatz (5–10 Mio. €) erwartet, jedoch langfristig positive Margen bei Pipelineverwertung.
4️⃣ Vermögens- und Finanzlage
Bilanzstruktur
Aktiva:
- Anlagevermögen: 11,1 Mio. € (+60 %)
→ vor allem Ausleihungen an verbundene Unternehmen (10,2 Mio. €) - Umlaufvermögen: 27,8 Mio. € (+6 %)
→ Forderungen ggü. verbundenen Unternehmen: 16,8 Mio. €
→ Forderungen aus Lieferungen/Leistungen: 10,5 Mio. €
→ keine liquiden Mittel (Cash-Pool-System)
Passiva:
- Eigenkapital: 2,2 Mio. € (EK-Quote 5,6 %)
- Rückstellungen: 2,0 Mio. € (v. a. Steuern, Mitarbeiterboni)
- Verbindlichkeiten: 34,7 Mio. € (+35 %)
→ davon 33,5 Mio. € ggü. Konzernunternehmen
→ Cash-Pool-Verbindlichkeit ggü. hep global GmbH: 18,4 Mio. €
Liquidität:
Durch Cash-Pooling keine eigenen Bankguthaben – Liquiditätssicherung erfolgt zentral über den Konzern.
Bewertung:
- Sehr hohe Konzernabhängigkeit (≈ 90 % der Verbindlichkeiten konzernintern)
- Geringe Eigenkapitalbasis → niedrige finanzielle Eigenständigkeit
- Keine Hinweise auf Überschuldung, aber stark konzernfinanzierte Struktur
5️⃣ Cashflow-Implikationen (qualitativ)
Da kein Cashflow-Statement vorliegt:
- Operativer Cashflow schwach (Projektverzögerungen, weniger Verkäufe)
- Investiver Cashflow negativ (Zunahme Ausleihungen +4 Mio. €)
- Finanzierung über Konzern-Cash-Pool (Verbindlichkeiten +8 Mio. €)
→ Nettoeffekt: operative Verluste durch Konzernfinanzierung gedeckt.
6️⃣ Chancen- und Risikobewertung
Risiken:
- Projektentwicklungsrisiken (Realisierungsquote Early-Stage < 50 %)
- Währungsrisiken (USD, JPY) → keine Derivateabsicherung
- Cyberangriffe (Ransomware 2023) → erkannt, Gegenmaßnahmen eingeleitet
- Zinsänderungsrisiken durch variable Konzernfinanzierung
- Niedrige Eigenkapitalquote → Abhängigkeit vom Mutterkonzern
Chancen:
- Marktboom Photovoltaik (Deutschland +21 % PV-Zubau 2023)
- Politische Unterstützung (EEG 2023, Solarpaket 1)
- Diversifikation durch Agri-PV und Gewerbedachanlagen („hep yolar“)
- Pipeline international & über Fondsfinanzierungen (Green Bonds 2023)
- Langfristige Ausbauziele bis 2030 (EU + 215 GW, global + 350 GW/Jahr)
7️⃣ Prognose 2024
Erwartungen laut Management:
- Umsatz: 5–10 Mio. € (deutlicher Rückgang)
- EBIT: stark negativ
→ projektzyklisch bedingt; 2025/2026 wieder deutliche Umsatzanstiege erwartet.
Mittelfristige Perspektive:
Positive Entwicklung durch Umsetzung Pipelineprojekte in D, USA, Japan und neue Partnerschaften. Ziel ist Überkompensation der 2023/2024er Verluste durch Großprojektverkäufe.
8️⃣ Zusammenfassung der Analyse
| Kategorie | Bewertung 2023 | Tendenz / Kommentar |
|---|---|---|
| Ertragslage | 🔴 Schwach | Rückgang der Projektumsätze, negatives EBIT |
| Finanzlage | 🟡 Stabilisiert durch Konzern | Konzernfinanzierung über Cash-Pool, geringe Eigenmittel |
| Vermögenslage | 🟡 Solide strukturiert | hohe Forderungen ggü. Konzern, stabile Anlagenbasis |
| Liquidität | 🟡 Gesichert über hep global | kein eigener Cashbestand |
| Eigenkapitalquote | 🔴 5,6 % | kritisch niedrig, stark konzernabhängig |
| Zukunftsperspektive | 🟢 Positiv | starke Marktchancen, Pipeline vorhanden |
| Risikomanagement | 🟢 Wirksam | klare Prozesse, revisionsgeprüft |
| Abschlussprüfung | ✅ uneingeschränkt | keine Beanstandungen |
9️⃣ Fazit
Die hep energy GmbH steht 2023 in einer zyklisch bedingten Schwächephase mit deutlichem Ergebnisrückgang und sinkendem Eigenkapital. Die operative Rentabilität war stark rückläufig, die Eigenfinanzierungskraft gering.
Positiv:
- Konzernfinanzierung gesichert, keine Bestandsgefährdung,
- Zukunftsstrategie klar definiert (Pipeline, neue Märkte, Agri-PV),
- strukturiertes Risikomanagement,
- positive Markttrends für Photovoltaik.
Negativ:
- Projektabhängigkeit führt zu starken Ergebnisschwankungen,
- hohe konzerninterne Verflechtungen (Liquiditäts- und Ertragsströme),
- niedrige Eigenkapitalquote (unter 10 %),
- geplantes weiteres Verlustjahr 2024.
Gesamturteil:
🔶 Stabil, aber ertragsseitig angespannt; strategisch gut positioniert für mittelfristige Erholung (2025+). Keine Fortbestehensrisiken, aber erhöhte Konzernabhängigkeit und Ergebnisvolatilität.
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