Hier ist eine Analyse des Jahresabschlusses 2023 der Ranft Green Energy GmbH aus Anlegersicht. Der Fokus liegt auf Renditechancen, Risiken und Transparenz aus der Sicht potenzieller oder bestehender Kapitalanleger – insbesondere solcher, die über Nachrangdarlehen investiert sind.
📊 1. Unternehmensprofil & Geschäftstätigkeit
Die Ranft Green Energy GmbH (RGE) ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Ranft Projektpartner GmbH. Ihr Geschäftsmodell umfasst die:
- Beteiligung an und der Betrieb von Photovoltaik-Anlagen (PV)
- Erbringung von Planungs- und Generalunternehmerleistungen
- Kapitalbereitstellung innerhalb der Unternehmensgruppe (z. B. an die Muttergesellschaft)
Sie beschäftigt keine eigenen Mitarbeiter, sämtliche Verwaltung erfolgt über die Holdinggesellschaft.
➡️ Bewertung aus Anlegersicht:
Das Geschäftsmodell ist typisch für Beteiligungs- und Finanzierungsgesellschaften in der Erneuerbare-Energien-Branche. Die hohe Konzernverflechtung bringt Synergien, birgt aber auch Intransparenzrisiken für Anleger.
💸 2. Ertragslage
Positives:
- Jahresüberschuss: 27.315 € (2022: 411.203 €)
- Zinserträge: 589.511 €, größtenteils aus konzerninternen Darlehen
- Zinsaufwendungen für Nachrangdarlehen: 357.625 € → Zinsmarge positiv
Negatives:
- Betriebsergebnis: -193.000 €
- Rückläufiges Rohergebnis (133.000 €, VJ: 653.000 €)
- Ergebnis hängt stark von Finanztransaktionen ab, nicht vom operativen Geschäft
➡️ Bewertung aus Anlegersicht:
Die Gesellschaft erzielt ihren Überschuss fast ausschließlich durch Zinsarbitrage innerhalb des Konzerns. Das operative Geschäft trägt kaum zur Wertschöpfung bei. Das Geschäftsmodell ist renditearm, aber risikoarm – solange die Konzernstruktur stabil bleibt.
🏦 3. Vermögens- und Finanzlage
Positives:
- Anstieg der Finanzanlagen auf 6,75 Mio. € (+11% ggü. VJ)
- Ausleihungen an Muttergesellschaft: 5,56 Mio. €
- Eigenkapital erstmals positiv: 3.376 € (VJ: -23.939 €)
- Bestätigungsvermerk ohne Einschränkung
Negatives:
- Flüssige Mittel nur 4.922 € – sehr geringe Liquiditätsreserve
- Hohe sonstige Verbindlichkeiten: 6,2 Mio. € – davon 5,95 Mio. aus Nachrangdarlehen
- Abhängigkeit vom Konzernkreditmarkt
- Keine eigene Bonität, Finanzierung über Investoren mit Nachrangdarlehen
➡️ Bewertung aus Anlegersicht:
Das Unternehmen agiert im Prinzip als Finanzierungsvehikel innerhalb der Ranft-Gruppe. Die geringe Liquidität und starke Hebelung durch Nachrangdarlehen (fast 78 % der Bilanzsumme) sind kritisch zu sehen.
📉 4. Risiken für Anleger
- Konzernabhängigkeit: Hauptvermögen besteht aus Ausleihungen an die Muttergesellschaft → Konzerninsolvenz würde Anlegerschutz massiv schwächen
- Keine eigene Geschäftstätigkeit: Kein operativer Cashflow zur Rückzahlung von Anlegerkapital
- Marktrisiken bei PV-Projekten: Ungeplante Baukosten, technische Probleme oder Änderungen bei Einspeisevergütungen
- Verzinsung ist abhängig vom Kapitalzufluss durch neue Nachrangdarlehen → möglicher Schneeballsystem-Charakter
- Nachrangigkeit: Anleger tragen im Insolvenzfall das volle Ausfallrisiko
➡️ Bewertung aus Anlegersicht:
Renditepotenzial ist vorhanden, aber nur durch hohen Risikoaufschlag gerechtfertigt. Die Struktur ähnelt stark einem geschlossenen Fonds mit Konzernbindung und Nachrangcharakter.
🔮 5. Prognose & Chancen
Positiv:
- PV-Projektpipeline der Gruppe in D, IT und AT > 500 MW
- Politisch günstiges Marktumfeld (EEG 2023, EU-Klimaziele)
- Langfristig stabile Nachfrage nach Erneuerbaren Energien
Negativ:
- Geschäftsführung erwartet negatives Ergebnis 2024
- Prognosen beruhen auf externen Faktoren (Zinspolitik, Wetter, Politik)
- Kein geplanter operativer Ausbau oder Diversifikation
➡️ Bewertung aus Anlegersicht:
Trotz stabiler Rahmenbedingungen bleibt das Geschäftsmodell stark von den Konzernentscheidungen und der wirtschaftlichen Solidität der Ranft-Gruppe abhängig.
✅ 6. Fazit aus Anlegersicht
| Kriterium | Bewertung |
|---|---|
| Renditechance | Mittel (Zinsdifferenz aus Nachrangdarlehen) |
| Liquidität | Gering – kaum Eigenmittel zur freien Verfügung |
| Eigenkapitalbasis | Schwach (kaum Eigenkapital, hohe Fremdfinanzierung) |
| Transparenz | Mäßig – hohe Intra-Gruppen-Verflechtung |
| Risikoprofil für Anleger | Hoch – Nachrang, Konzernbindung, Projektunsicherheiten |
| Prüfermeinung | Positiv – keine Einwände zum Jahresabschluss |
🔔 Empfehlung für Anleger:
Nur für erfahrene, risikoaffine Investoren geeignet, die sich der Nachrangigkeit, Konzernbindung und Illiquidität bewusst sind. Bei neuen Kapitalangeboten (z. B. Nachrangdarlehen, Beteiligungen) sollte geprüft werden, ob eine aktuelle BaFin-Billigung und ein valider Prospekt vorliegen.
Kommentar hinterlassen