„Aktien ohne Börsennotierung? Risiko und Chancen genau abwägen!“

Ein Interview mit der Dresdner Rechtsanwältin Kerstin Bontschev

Frage: Frau Bontschev, viele Anleger besitzen Aktien von Unternehmen, die (noch) nicht an der Börse gehandelt werden. Wie bestimmt sich der Wert solcher Aktien?

Kerstin Bontschev: Das ist eine spannende, aber auch knifflige Frage. Aktien, die nicht an der Börse gehandelt werden, nennt man nicht börsennotierte oder private Aktien. Ihr Wert hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, seine Ertragskraft und der potenzielle Börsengang in der Zukunft. Da es keinen öffentlichen Marktpreis gibt, wird der Wert oft durch Unternehmensbewertungen, Investorenangebote oder Vergleichswerte ähnlicher Firmen ermittelt.

Frage: Ist es riskant, solche Aktien zu halten?

Bontschev: Ja, definitiv. Liquidität ist das größte Problem – wer solche Aktien besitzt, kann sie nicht einfach über eine Börse verkaufen, sondern ist auf private Käufer oder Unternehmensrückkäufe angewiesen. Zudem besteht die Unsicherheit über den Börsengang: Manche Unternehmen kündigen ihn an, verschieben ihn aber dann oder gehen gar nicht an die Börse. Falls das Unternehmen insolvent geht, droht ein Totalverlust.

Frage: Gibt es überhaupt Vorteile?

Bontschev: Natürlich! Falls das Unternehmen tatsächlich an die Börse geht, kann der Wert der Aktien sprunghaft ansteigen. Frühzeitige Investoren profitieren dann von hohen Renditen. Ein weiteres Argument ist, dass solche Aktien oft von Großinvestoren oder Risikokapitalgebern gehalten werden – wenn diese weiter investieren, ist das ein positives Zeichen.

Frage: Wie können Anleger sich absichern?

Bontschev: Wer solche Aktien besitzt oder kaufen will, sollte sich folgende Fragen stellen:

1. Wie ist die finanzielle Situation des Unternehmens?
2. Gibt es klare Pläne für einen Börsengang?
3. Gibt es einen Zweitmarkt für diese Aktien? (Manche Plattformen ermöglichen begrenzten Handel mit nicht börsennotierten Aktien.)
4. Kann ich mir leisten, dieses Geld über Jahre „einzufrieren“?

Wer unsicher ist, sollte sich rechtlich oder finanziell beraten lassen.

Frage: Ihr Fazit?

Bontschev: Nicht börsennotierte Aktien sind eine Wette auf die Zukunft. Sie können sehr lukrativ sein, aber ebenso ein finanzielles Fiasko. Anleger sollten sich genau informieren, Risiken abwägen und nicht mehr investieren, als sie verlieren können.

Frage: Vielen Dank für das Gespräch!

Bontschev: Sehr gern!