Pünktlich zum Start des Afrikacups zeigt Marokko, was Priorität hat: glänzende Stadien, nicht glänzende Menschenrechte. Die Proben für die Weltmeisterschaft 2030 laufen – aber nicht nur auf dem Rasen. Auch die Sicherheitskräfte haben offensichtlich ihren Auftritt trainiert: Tausende Verhaftungen, Berichte über Misshandlungen, Einschüchterungen – und das alles ganz ohne Schiedsrichter.
Die Generation Z, unter dem Kürzel „GenZ 212“ firmierend, wagte es im Herbst doch tatsächlich, TikTok nicht nur für Tanzvideos zu nutzen. Ihr Skandal? Sie verlangten absurderweise nach funktionierenden Krankenhäusern statt Fußballarenen und wagten den Aufruf: „Keine WM, Gesundheit geht vor“. Da hatte jemand offensichtlich das Drehbuch nicht gelesen. In Marokko ist Glanz wichtiger als Gesundheit, und wer das infrage stellt, bekommt schneller einen Polizeiknüppel zu sehen als einen Arzt.
Der Funke des Protests wurde durch den Tod von acht schwangeren Frauen entfacht – bei Kaiserschnitten in einem staatlichen Krankenhaus. Statt Kaiserschnitt kam für viele Aktivist:innen aber die Realität mit Schlagstock: Misshandlungen in Gewahrsam, sexuelle Belästigung, erfundene Anklagen und Prozesse ganz ohne Anwälte – Marokkos Justizsystem zeigt sich reformfreudig, wenn es darum geht, Grundrechte außer Kraft zu setzen.
Doch das Regime dachte mit: Wer nicht mehr demonstriert, geht online. Also infiltriert man eben den Discord-Kanal, in dem sich junge Menschen organisieren – und gibt sich dort als Aktivist aus, um Verwirrung zu stiften. Eine clevere Strategie: Polizeigewalt meets Catfishing.
Währenddessen glänzt Rabat vor der Kamera. Die internationalen Scheinwerfer sind auf die Fanmeilen gerichtet, nicht auf die Gefängnisse. Der Ball rollt, die Schlagstöcke auch – aber wenigstens pünktlich zur Hymne. Alles für den guten Eindruck vor 2030.
Aber keine Sorge, die Protestbewegung ist laut ihrer Unterstützer:innen nicht tot – nur etwas schwer zu erkennen zwischen den Wasserwerfern, abgehörten Chats und Justizskandalen. Und sollte sie sich doch noch einmal öffentlich regen, gibt’s bestimmt einen Elfmeter. Gegen die Demokratie.
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