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ABC setzt „Jimmy Kimmel Live!“ auf unbestimmte Zeit ab – Druck von Trumps FCC-Chef entfacht Zensur-Debatte

geralt (CC0), Pixabay
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Der US-Sender ABC nimmt die Late-Night-Show „Jimmy Kimmel Live!“ mit sofortiger Wirkung auf unbestimmte Zeit vom Programm. Ein ABC-Sprecher bestätigte die „indefinite pre-emption“, ohne Details zu nennen. Der Schritt folgt nur Stunden, nachdem Brendan Carr, der von Präsident Donald Trump eingesetzte Vorsitzende der Medienaufsicht FCC, öffentlich Druck auf ABC ausgeübt und sogar Lizenzmaßnahmen gegen ABC-Stationen ins Spiel gebracht hatte.

Die Eskalation entzündete sich an Kimmels Monolog vom Montag, in dem er die Politisierung des Mordes an Charlie Kirk kritisierte. Kimmel sagte, die „MAGA-Gang“ versuche verzweifelt, den mutmaßlichen Täter Tyler Robinson „als irgendetwas anderes darzustellen als einen von ihnen“ – und zwischen Fingerzeigen habe es „auch Trauer“ gegeben.


Druck aus Washington – und von lokalen Sendergruppen

FCC-Chef Carr nannte Kimmels Äußerungen „das widerwärtigste Verhalten“ und deutete gegenüber rechten Talkshows an, die FCC könne ABC-Affiliates mit Lizenzentzug drohen, falls Disney/ABC nicht handle: „Wir können das auf die leichte oder die harte Tour machen.“ Später erklärte er bei Fox, man werde den „Public-Interest-Standard“ künftig strenger durchsetzen.

Mindestens zwei große Eigner von ABC-Partnerstationen reagierten prompt: Nexstar kündigte an, Kimmel in seinen Märkten zu ersetzen; kurz darauf folgte Sinclair – beide Konzerne haben Fusions-/Eigentumspläne, die Behördenzustimmung erfordern. Minuten nach Nexstars Statement zog ABC die Show landesweit ab. Sinclair forderte zusätzlich eine direkte Entschuldigung Kimmels bei Kirks Familie sowie eine „substanzielle“ Spende an Turning Point USA und will Kimmels Sendeplatz vorerst mit einer Tributsendung für Kirk belegen.


Widerspruch aus der FCC – und Protest von Verbänden

Anna Gomez, demokratische FCC-Kommissarin, widersprach Carr scharf: Der Erste Verfassungszusatz erlaube der FCC nicht, Sendern Inhalte vorzuschreiben. „Er war ein Witz – vielleicht derbe –, aber weder illegal noch ein Grund, sich Regierungsdruck zu beugen,“ sagte sie bei CNN. Das Vorgehen setze einen gefährlichen Präzedenzfall.

Presse- und Künstlerverbände verurteilten ABCs Schritt als Einknicken: Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA sprach von „Unterdrückung freier Meinungsäußerung“. Gleichzeitig reichte das konservative Center for American Rights eine Beschwerde bei der FCC ein und argumentierte, Satire sei kein Schutz vor „Public-Interest“-Verstößen.


Trump jubelt – und erhöht den Druck auf Late Night

Präsident Trump, derzeit auf Staatsbesuch in Großbritannien, feierte ABCs Entscheidung auf Truth Social: „Glückwunsch an ABC, endlich den Mut gehabt zu haben…“ Zugleich attackierte er andere Late-Night-Hosts und forderte NBC auf, ebenfalls durchzugreifen. Trumps Regierung verklagt derweil große Medienhäuser, zuletzt die New York Times (15 Mrd. Dollar) – Kritiker sehen darin ein Muster, missliebige Berichterstattung juristisch zu sanktionieren.


Was hinter der Entscheidung steht

  • Auslöser: Kimmels Kommentar zur politischen Instrumentalisierung des Kirk-Mordes.
  • Regulatorischer Druck: FCC-Chef Carr droht indirekt mit Lizenzhebeln gegen ABC-Affiliates.
  • Affiliates als Multiplikator: Nexstar und Sinclair pre-empten die Show – beide haben Geschäfte, die Regierungssegen benötigen.
  • Gegenposition in der FCC: Gomez betont First Amendment und warnt vor Zensur durch Einschüchterung.
  • Folgen: ABC pausiert die Sendung „auf unbestimmte Zeit“ – Bürgerrechts- und Branchenverbände sprechen von einem Dammbruch.

Einordnung: Spaltpilz Late Night

„Jimmy Kimmel Live!“ war regelmäßig Zielscheibe konservativer Kritik – ähnlich wie Formate von Stephen Colbert oder Seth Meyers. Dass nun regulatorischer Druck und lokale Lizenzinteressen in die Programmhoheit eines Networks hineinwirken, verschärft die Debatte über die Grenzen politischer Einflussnahme auf Rundfunkinhalte. Ob ABCs Entscheidung Bestand hat – und ob andere Networks folgen –, wird zum Gradmesser für den Zustand der Meinungsfreiheit im US-Broadcasting.

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