In Sachsen-Anhalt häufen sich derzeit Fälle einer besonders dreisten Betrugsmasche: Verbraucher entdecken auf ihren Kontoauszügen eine Abbuchung über 89,90 Euro von einer Firma mit dem Namen „Megatipp Emergency Call-Service“ – obwohl sie niemals einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen haben. Die Masche funktioniert bundesweit und setzt gezielt darauf, dass viele Betroffene kleine Abbuchungen zunächst nicht hinterfragen.
So funktioniert die Betrugsmasche
Grundlage des Betrugs ist das Lastschriftverfahren. Wer im Besitz einer IBAN ist, kann grundsätzlich Geld vom Konto abbuchen – ohne vorherige Prüfung durch die Bank. IBANs gelangen häufig durch Online-Bestellungen, Gewinnspiele, Datendiebstähle oder frühere Vertragsabschlüsse in Umlauf.
„Bei hunderttausenden Abbuchungen ist eine Einzelprüfung schlicht nicht möglich“, erklärt Thomas Arndt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Wittenberg. Banken buchen daher zunächst ab – die Verantwortung liegt im Nachhinein beim Kontoinhaber.
Die Täter nutzen genau diesen Mechanismus aus: Sie ziehen einen Betrag ein, der auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich wirkt. 89,90 Euro gehen im Weihnachtsstress oder zwischen Alltagsausgaben leicht unter.
Warum sich der Betrug für die Täter lohnt
Das Geschäftsmodell ist kalkuliert:
Für jede Rücklastschrift entstehen dem Unternehmen laut Bankangaben Kosten von etwa drei Euro. Doch selbst wenn ein Großteil der Betroffenen den Betrag zurückholt, reicht es aus, wenn nur ein kleiner Prozentsatz nicht reagiert.
Bleiben beispielsweise zehn Prozent der Abbuchungen unbeanstandet, summiert sich der Gewinn schnell auf hohe Beträge. Besonders perfide: Wer nicht reagiert, dem wird der Betrag häufig monatlich erneut abgebucht – als angebliches Abo, das nie bewusst abgeschlossen wurde.
Entsprechende Fälle wurden unter anderem aus Halle, Magdeburg, Lutherstadt Wittenberg, dem Saalekreis, dem Burgenlandkreis und der Altmark gemeldet. Auch aus anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz liegen Hinweise vor.
Was Betroffene jetzt tun sollten
Verbraucherschützer und Banken raten zu schnellem Handeln:
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Lastschrift sofort zurückbuchen
Eine unberechtigte Abbuchung kann innerhalb von acht Wochen problemlos rückgängig gemacht werden – bei nicht autorisierten Lastschriften sogar bis zu 13 Monate. -
Kontoauszüge regelmäßig prüfen
Gerade kleinere Beträge sollten aufmerksam kontrolliert werden. -
Einzugsermächtigung widerrufen
Bei der Bank kann veranlasst werden, dass weitere Abbuchungen des Unternehmens blockiert werden. -
Anzeige erstatten
Eine Strafanzeige bei der Polizei hilft, Muster zu erkennen und Ermittlungen zu bündeln. -
Verbraucherzentrale informieren
Dort werden Fälle gesammelt und rechtlich eingeordnet.
Warum Aufmerksamkeit entscheidend ist
Der Fall „Megatipp Emergency Call-Service“ zeigt, wie anfällig das Lastschriftverfahren für Missbrauch ist – und wie wichtig Wachsamkeit im Alltag bleibt. Besonders in Zeiten hoher Ausgaben setzen Betrüger darauf, dass Abbuchungen unbemerkt bleiben.
Die gute Nachricht: Wer schnell reagiert, bleibt in der Regel nicht auf dem Schaden sitzen. Entscheidend ist, ungewöhnliche Abbuchungen ernst zu nehmen – auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos erscheinen.
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