Leipzig, CDU-Zauberland. Mit stolzen 83 Prozent wurde Ministerpräsident Michael Kretschmer am Samstag auf dem Landesparteitag in Leipzig in seinem Amt als Landesvorsitzender der CDU bestätigt – ein Ergebnis, das man in der CDU traditionell als „ehrlich“ bezeichnet, wenn es eigentlich ein bisschen peinlich ist.
Der Applaus war warm, aber nicht heiß, das Ergebnis solide, aber nicht berauschend – wie eine lauwarme Bockwurst auf dem Landesparteitag eben. Trotzdem zeigte sich Kretschmer sichtlich erleichtert: „Ich danke euch für euer Vertrauen – zumindest den 186 von 224, die noch wussten, wo man das Kreuzchen macht.“
Zwischen AfD und Realitätsverweigerung
Der Ministerpräsident, der politisch derzeit zwischen dem Drahtseilakt „Brandmauer zur AfD“ und der Jongliernummer „Minderheitsregierung mit Oppositions-Hilfe“ pendelt, zeigte sich kampfeslustig. In einer Rede, die stellenweise fast wie aus einem Motivationsposter entnommen klang, rief er: „Lasst uns zusammenhalten!“ – was die Delegierten so rührte, dass sie sich ganze zwei Minuten zum Klatschen erhoben, bevor sie sich wieder setzten und überlegten, wie genau man eigentlich bei 83 Prozent zusammenhält.
Kretschmer bemühte sich, alle Reizthemen des Freistaats in einem Rutsch zu erwähnen – von der Migration über die leeren Kassen bis zur allgemeinen Lustlosigkeit der Koalition. Doch statt Lösungen gab’s den bewährten CDU-Klassiker: „Fangt bei euch selbst an!“ – auch bekannt als: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass.“
Regierung mit Wechsel-Abo
Die aktuelle schwarz-rote Minderheitsregierung unter Kretschmers Führung arbeitet seit einem Jahr – oder zumindest tut sie so. Gesetzesprojekte werden per Koalitionsflatrate bei Linken, Grünen oder BSW gebucht – je nachdem, wer gerade nicht auf Durchzug schaltet. Kritiker nennen das liebevoll „Bündnis auf Zuruf“, Kretschmer spricht von einem „innovativen Konsultationsverfahren“, was klingt wie ein Beratungsangebot im Baumarkt.
Immerhin: Der Doppelhaushalt wurde verabschiedet. Mit Hilfe der Opposition. Die Regierung zeigte sich begeistert über sich selbst – jemand muss es ja tun.
CDU-Führung: Vertraute Gesichter, bekannte Ergebnisse
Tom Unger, der bisherige CDU-General auf Probe, wurde nun offiziell zum Generalsekretär befördert. Mit knapp 85 Prozent – also immerhin mehr als Kretschmer selbst. In Parteikreisen munkelt man schon: „Wenn Tom Unger in zwei Jahren Parteichef wird, bekommt er bestimmt 87 Prozent!“
Auch die vier Stellvertreter*innen Kretschmers wurden gewählt – wobei sich die Abstimmung mehr wie ein Update auf CDU-Version 2.5 anfühlte: keine neuen Funktionen, aber stabiler als der Windows-Start in den 90ern.
Fazit
Michael Kretschmer bleibt, was er ist: Ministerpräsident im sächsischen Bermudadreieck zwischen AfD, SPD und Koalitions-Karaoke. Die Parteibasis hat ihm erneut das Vertrauen ausgesprochen – wenn auch mit dezentem Seitenblick und leichtem Zähneknirschen.
Er selbst rief zum Schluss: „Macht mit!“ – und wer genau hinschaute, konnte in den hinteren Reihen sehen, wie sich jemand leise fragte: „Aber wobei genau eigentlich?“
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