Die Holocaust-Überlebende Tova Friedman hat eine klare Botschaft: „Wir dürfen nicht vergessen.“ Mit ihren 86 Jahren setzt sie sich weiterhin unermüdlich dafür ein, dass die Schrecken der Shoah niemals in Vergessenheit geraten.
Doch während die Welt am 27. Januar 2025 den 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz begeht, wächst die Sorge, dass die Erinnerung an den Holocaust zunehmend verzerrt, geleugnet oder vergessen wird.
Überlebensstrategien eines Kindes im Holocaust
Friedman erlebte als Kind die Gräuel des Judenviertels in Polen und überlebte später das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Sie erinnert sich daran, wie ihre Mutter ihr von klein auf klare Überlebensregeln mitgab: Nicht weinen, nicht klagen, nicht auffallen.
Sie überlebte nur knapp – wurde tätowiert, kahlgeschoren und sogar in die Gaskammer geführt, aus der sie unerklärlicherweise wieder herauskam. Diese Erinnerungen sind für sie eine Mahnung an die Menschheit, wachsam gegenüber Hass und Vorurteilen zu bleiben.
Erschreckender Mangel an Holocaust-Wissen
Eine internationale Studie der Claims Conference, die Menschen in acht Ländern befragte, zeigt besorgniserregende Bildungslücken:
🔹 48 % der US-Amerikaner können kein einziges Konzentrationslager oder Ghetto benennen – nicht einmal Auschwitz-Birkenau oder Bergen-Belsen.
🔹 21 % glauben, dass weniger als 2 Millionen Juden ermordet wurden, obwohl es tatsächlich 6 Millionen waren.
🔹 49 % der Befragten in den USA sehen Holocaust-Verzerrung als verbreitetes Problem, während 44 % glauben, dass Holocaust-Leugnung weit verbreitet ist.
„Es ist schockierend, dass so viele Menschen die Dimensionen des Holocaust nicht kennen,“ sagt Greg Schneider von der Claims Conference. „Doch es geht um mehr als Zahlen – es geht darum, zu verstehen, wie unbegrenzter Hass zu unvorstellbaren Verbrechen führt.“
Steigende Besorgnis über Antisemitismus
In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für die Gefahr eines erneuten Völkermords zugenommen: 76 % der Amerikaner halten eine Wiederholung eines Holocaust-ähnlichen Ereignisses für möglich, ein Anstieg von 30 % innerhalb von fünf Jahren.
Viele Experten führen diese Zunahme auf den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die darauffolgende Welle des Antisemitismus zurück.
Dennoch gibt es Hoffnung: 96 % der US-Amerikaner halten Holocaust-Bildung für wichtig und 95 % fordern, dass sie in Schulen intensiv behandelt wird.
Ein Wettlauf gegen die Zeit: Die Geschichten der Überlebenden bewahren
Da immer weniger Zeitzeugen leben – das Durchschnittsalter der Überlebenden liegt bei 86 Jahren – ist die Dokumentation ihrer Erinnerungen entscheidend. Projekte wie die #RememberThis-Kampagne der Claims Conference erfassen ihre Zeugnisse für künftige Generationen.
Eine besondere Rolle spielt dabei Tova Friedman, die neben ihrem Buch „The Daughter of Auschwitz“ auch moderne Plattformen nutzt: Gemeinsam mit ihrem Enkel betreibt sie einen TikTok-Kanal, der bereits über 515.000 Follower hat.
„Ich wollte junge Menschen erreichen, denn sie werden hier sein, wenn ich nicht mehr bin.“
Friedmans letzte Botschaft: „Lernt aus unserer Geschichte“
Für Friedman ist der Kampf gegen Antisemitismus und Vergessen eine Lebensaufgabe. „Wenn wir uns nicht gegenseitig verstehen und den Hass beenden, könnten wir alle irgendwann in Asche enden.“
Trotz ihres Alters denkt sie nicht ans Aufhören – im Gegenteil: „Ich habe nicht mehr viel Zeit. Deshalb beschleunige ich. Ich bin noch nie in meinem Leben so schnell gegangen.“
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